Olching:Unterirdische Werte

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Zwei Zweckverbände kümmern sich um Trinkwasser für 80 000 und Abwasser von 200 000 Menschen

Von Erich C. Setzwein, Olching

Olchings Bürgermeister Andreas Magg liebt Wasser. Nicht das Hochwasser der Amper, aber das Trinkwasser. Ist auch sein Job, es zu mögen und es möglichst tatkräftig zu vermarkten, ist er doch der Vorsitzendes des Zweckverbandes zur Trinkwasserversorgung der Ampergruppe (WVA). Ein mächtiger Name für einen Verband, der etwa 80 000 Menschen in Maggs Heimat Olching sowie in Puchheim, Gröbenzell und Eichenau frisches, sauberes Wasser verkauft. Magg hat stets eine Berechnung zur Hand, wenn es um das in Flaschen abgefüllte Mineralwasser geht, das er als "Industriewasser" bezeichnet, und das Wasser, das daheim aus dem Hahn kommt. Was bezahlt, fragt Magg süffisant, eine vierköpfige Familie im Jahr, wenn jedes Familienmitglied pro Tag zweieinhalb Liter Wasser trinkt? Für Mineralwasserkisten 3600 Euro, für das Leitungswasser nur 3,83 Euro. Sprudel im Wasser kostet natürlich extra und wird nicht vom Zweckverband zur Verfügung gestellt.

Es ist aber nicht nur der Preis, mit dem der Verbandsvorsitzende Magg Werbung machen kann. Es ist auch die Herkunft des Leitungswassers aus geschützten Gebieten in Puchheim, es muss deshalb nicht umständlich aufbereitet werden und hat nur kurze Wege zum Verbraucher. In dieser Woche ist Magg von den teils neuen Verbandsräten erneut zum WVA-Vorsitzenden gewählt worden, wohl auch deshalb, weil er in seinem Tätigkeitsbericht zuvor seiner Leidenschaft Ausdruck gegeben hatte, seine Mitmenschen von der Qualität des Leitungswassers weiter zu überzeugen. Er wolle mehr tun, um deutlich zu machen, dass Trinkwasser besser und nachhaltiger sei, als das "Industriewasser".

Darüber hinaus sollen vor allem die Schüler weiter über das heimische Trinkwasser informiert werden, im kommenden Jahr soll außerdem der Wasserlehrpfad erneuert sein, und es soll weitere öffentlich Wasserspender geben. Wie jenen, den Magg vor zwei Jahren auf dem Olchinger Nöscherplatz in Betrieb nahm. Dass auch weiterhin Qualitätswasser aus der Leitung rinnt, dafür wird ein zweiter Tiefbrunnen in Puchheim gebohrt. Der alte Tiefbrunnen wird nach Inbetriebnahme des neuen verfüllt. Und um den Energiebedarf des Brunnens zu decken, soll eine Photovoltaikanlage einen Teil des nötigen Stroms liefern. Darüber hat es in den vergangenen Wochen offenbar Streit zwischen dem Verband und dem Landratsamt gegeben, weil die Bausachbearbeiter den Bauantrag für die 5000 Quadratmeter große PV-Anlage nicht genehmigen wollten. Erst Landrat Thomas Karmasin habe die Entscheidung herbeigeführt, erzählte Frederik Röder zu Beginn der Woche in der konstituierenden Versammlung des Amperverbandes (AV). Der Amperverband führt den Betrieb des Wasserzweckverbandes.

Während für Magg diese Woche die Wiederwahl anstand - er hatte keinen Mitbewerber um das Amt des Verbandsvorsitzenden -, war es für Frederik Röder die letzte Verbandsversammlung nach zwölf Jahren. Die Amtszeiten sind an die Kommunalwahlperioden gekoppelt, und so wurde nach dem Ausscheiden Röders nun im Amperverband ein neuer Vorsitzender zu suchen. In Röders Nachfolger im Amt des Allinger Bürgermeisters, Stefan Joachimsthaler, sahen die Verbandsräte den richtigen Mann. Und weil ihm niemand die Kandidatur streitig machte, wurde Joachimsthaler neuer Vorsitzender.

Auf Röder, den leidenschaftlichen Kommunalpolitiker mit dem Blick auf Wirtschaft und Innovation folgt mit Joachimsthaler ein Techniker, der die Anlagen des Amperverbandes inklusive der Kläranlage gut kennt. Hat er sich doch um die elektrischen Anlagen gekümmert. Dieses Vorwissen und seine Bekanntheit in der Verwaltung dürften es ihm um einiges leichter machen, sich schnell auch in andere Bereiche des Unternehmens einzuarbeiten. Dass er sich eine Erweiterung des Verbandsgebiet vorstellen kann, sagte er bei seiner Vorstellung vor den Verbandsräten. Eine schon angestoßene, aber noch nicht abgearbeitete Aufgabe wird ihn bald beschäftigen: Zusammen mit dem Gemeinsamen Kommunalunternehmen für Abfallwirtschaft (GfA), das die Müllverbrennungsanlage in Geiselbullach neben der Kläranlage des Amperverbandes betreibt, soll eine Lehrwerkstatt eingerichtet werden. Als erstes will man Industriemechaniker ausbilden.

Ein systemrelevanter Beruf im Übrigen, wenn man sich dieses Jahr ansieht. Denn die Einrichtungen für die Daseinsvorsorge, wozu Trinkwassergewinnung und Schmutzwasserentsorgung gehören, benötigen täglich Aufsicht, Pflege und Wartung. Wie wichtig es ist, dass alles reibungslos funktioniert, zeigt nicht zuletzt die Corona-Krise.

© SZ vom 02.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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