Öffentlicher Nahverkehr:Schneller in den Nachbarort

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Wer in der Region mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, muss oft große Umwege in Kauf nehmen. Drei Gemeinden schließen sich nun zusammen, um die Situation zu verbessern.

Andreas Ostermeier

Germering, Gräfelfing und Planegg wollen den öffentlichen Nahverkehr im Würmtal sowie im östlichen Landkreis Fürstenfeldbruck verbessern. Sie haben ein Schweizer Büro beauftragt, ein Konzept vorzulegen, nach dem vor allem ein Ausbau des Tangentialverkehrs gestaltet werden kann. Mit Hilfe dieses Konzepts sollen weitere Kommunen gewonnen werden, beim Ausbau von Bus- und Bahnlinien im Südwesten der Landeshauptstadt München mitzumachen.

Der öffentliche Nahverkehr im Würmtal sowie im östlichen Landkreis Fürstenfeldbruck soll verbessert werden. (Foto: Ortwin Scheider)

Die Bürgermeister der drei Kommunen möchten insbesondere die tangentialen Verbindungen, im hiesigen Umland die von West nach Ost, zwischen den Orten im Südwesten von München verbessern. Wolle man von Gräfelfing nach Germering fahren, müsse man erst eine S-Bahn in die Stadt hinein nehmen, beschrieb Gräfelfings Bürgermeister Christoph Göbel ein Beispiel. Bei zwei Orten, die fast benachbart sind, sei das "doch absurd". Planegg, Gräfelfing und Germering suchen deshalb nach "schnelleren und attraktiveren Verbindungen", als es die sternförmig auf die Münchner Innenstadt zulaufenden S-Bahn-Linien derzeit sind. Dafür möchten sie gemeinsam mit weiteren Kommunen einen Nahverkehrsplan ausarbeiten.

Grundlage für diesen Plan soll ein Konzept sein, das Verkehrsexperten aus Zürich liefern sollen. Göbel hofft, das Konzept in wenigen Wochen auf dem Tisch zu haben. Die drei Kommunen hätten ein Schweizer Büro beauftragt, weil dieses den "Blick von außen" auf die Verkehrsprobleme der Region habe, sagte Göbel am Donnerstag im Gespräch mit der SZ. Außerdem sind die Stadtregionen im Nachbarland nach Göbels Einschätzung beim öffentlichen Nahverkehr weiter als man es hierzulande ist. Mit Hilfe des Konzepts sollen dann weitere Orte fürs Mitmachen gewonnen werden, gedacht ist unter anderen an Puchheim, Gauting sowie die Münchner Bezirke Pasing, Aubing oder Freiham.

Gautings Bürgermeisterin Brigitte Servatius begrüßt den Vorstoß der drei Kommunen. "Wir möchten da auf jeden Fall mitmachen", sagte sie der SZ. Um Autofahrer dazu zu bringen, die S-Bahn zu nutzen, müsste die Taktfolge der Züge verkürzt werden. Der 20-Minuten-Takt ist nach Ansicht von Servatius zu wenig attraktiv. Und auch die Zahlgrenze, die die Fahrt nach München teuer macht, führe dazu, dass Gautinger eher mit dem Auto zur U-Bahn nach Fürstenried fahren als mit der S-Bahn.

Auch Annemarie Detsch, Bürgermeisterin von Planegg, betonte im Gespräch mit der SZ den Grundgedanken eines solches Konzepts. "Wir müssen schauen, wie wir den öffentlichen Nahverkehr stärken können." Ein wenig tun das Planegger und Germeringer bereits. Zwischen beiden Orten fährt die Buslinie 856, sie bringt Fahrgäste vom Planegger S-Bahnhof zum Bahnhof Germering-Unterpfaffenhofen und zurück. Sie ist die einzige Linie, die Kommunen in den Landkreisen München und Fürstenfeldbruck verbindet. Nach Aussage von Detsch bewährt sich die Buslinie vor allem beim Transport von Realschülern und Gymnasiasten zwischen Germering und dem Würmtal.

Bessere Angebote im Nahverkehr zu erreichen, das haben sich auch die SPD-Ortsvereine aus Planegg, Gräfelfing und Neuried sowie aus Pasing, Fürstenried und Hadern vorgenommen. Bernd Gropper, SPD-Ortsvorsitzender in Planegg, bereitet momentan eine Fachtagung zu dem Thema vor. Die Diskussionen der SPD-Kommunalpolitiker sollen nun dazu dienen, den "Blick zu weiten" und den ganzen Münchner Westen in Augenschein zu nehmen. Der Planegger SPD-Vorsitzende fordert: "Wir wollen einen Südring, aber auf der Schiene."

© SZ vom 18.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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