Mein Tag:Augenzeuge des Olympia-Attentats

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(Foto: Johannes Simon)

Henning Remmers erinnert sich im Erzählcafé an den Fliegerhorst

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Henning Remmers () kann immer etwas erzählen. Er kann es nicht nur, sondern er tut es auch gerne, und oft hat es mit der Geschichte des Fliegerhorstes in Fürstenfeldbruck, mit der Entwicklung der Luftwaffe und letztlich auch mit dem Ende der Garnisonsstadt zu tun. Remmers, 77 Jahre alt, hält unter anderem als Kurator einer kleinen militärgeschichtlichen Sammlung die Erinnerung an den Bundeswehrstandort wach, an dem er jahrelang diente. Als er bereits zehn Jahre bei der Truppe war und mit 30 Jahren als Flugzeugführer den Rang eines Hauptmanns bekleidete, passierte jene Nacht, an die er sich besonders gut erinnern kann und über die er am Samstag im Erzählcafé in der Brucker Stadtbibliothek Aumühle sprechen wird. Jene Septembernacht 1972, als er Augenzeuge des erfolglosen Befreiungsversuchs für die israelischen Sportler wurde, die von palästinensischen Terroristen entführt werden sollten.

In "Fürsty", wie der Standort von Soldaten genannt wurde, begann die militärische Karriere des Offiziers mit einer Grundausbildung, wie sie jeder in der Bundeswehr absolvieren musste. Das Ziel, Pilot zu werden, erreichte Remmers, er war Anfang der Siebziger Flugzeugführer und Navigationslehrer. Als der Fliegerhorst im Sommer 1972 als Flugplatz für VIP-Gäste gebraucht wurde, änderte sich für die Soldaten am Standort viel. Der militärische Flugbetrieb wurde eingestellt, das Augenmerk richtete sich auf Sportler und Gäste der Olympischen Spiele. Remmers sollte plötzlich für die Gäste die Transfers zu den olympischen Wettkampfstätten organisieren und sie im Offiziersheim betreuen.

Am Abend des 5. September, als die Terroristen schon den ganzen Tag über die israelischen Sportler im Münchner Olympiadorf in ihrer Gewalt und zwei bereits ermordet hatten, habe er im Radio die Nachricht gehört, erzählt Remmers, dass sich Hubschrauber mit Terroristen und Geiseln auf dem Weg "westlich nach Erding" befänden. Da Remmers den Flugplatz Erding kannte, konnte es sich nur um eine Falschnachricht handeln. Unweit des Flugplatzes in den Sternbauten wohnend, habe er auch bald danach die Helikopter gehört, er habe sich ins Auto gesetzt und sei ohne Probleme in den Fliegerhorst gekommen. Bis er an einen abgesperrten Bereich in der Nähe des Towers kam und gewarnt wurde, in Deckung zu gehen. Am Bahngleis habe er sich versteckt und die Schießerei zwischen Polizei und Terroristen, die Explosionen und die brennenden Hubschrauber erlebt.

Henning Remmers ist auch nach seinem Ausscheiden aus der Bundeswehr dem Standort treu geblieben und lebt gemeinsam mit seiner Frau in der Stadt Fürstenfeldbruck. Die Erinnerung an die Luftwaffe als wichtigem Bestandteil dieser Kommune ist Remmers wichtig. Er will den Gedanken, nach dem endgültigen Auszug der Offizierschule der Luftwaffe in den kommenden Jahren einen Erinnerungsort zu gründen, nicht aufgeben. "Ich finde, die Menschen, die dann dort einmal arbeiten und wohnen werden, sollen erfahren, dass hier einmal ein Luftwaffenstandort war."

Erzählcafé, Samstag, 17. November, 15 bis 17 Uhr, Stadtbibliothek Fürstenfeldbruck, Kartenvorverkauf telefonisch unter 08141/36 30 910

© SZ vom 16.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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