Landtagswahl:Angriffe im Wahlkampf

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Ludwig Hartmann und Gabriele Triebel beim Pressegespräch in Fürstenfeldbruck. (Foto: Jana Islinger)

Kandidaten der Grünen berichten von aufgeheizter Stimmung und von ihren Konzepten gerade für die Landbevölkerung.

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Gar nicht leicht ist der Landtagswahlkampf für die Grünen gewesen. Das haben Ludwig Hartmann, Fraktionsvorsitzender und einer der beiden Spitzenkandidaten der Grünen, und die Stimmkreisabgeordnete für Fürstenfeldbruck-West und Landsberg, Gabriele Triebel, kürzlich bei einem Pressegespräch berichtet. Neu sei, dass man vor Wahlkampfveranstaltungen der Polizei Bescheid geben und ein Sicherheitskonzept vorlegen müsse, sagt Hartmann. Auf ihn und Katharina Schulze hatte ein Mann im September einen Stein geworfen, in Neu-Ulm bei einem Wahlkampfauftritt.

"Wo wird das hingehen?", fragt Hartmann. Er stehe seither anders auf der Bühne. "Der Stein hat uns nicht verletzt, aber unsere demokratischen Werte schon." Gabriele Triebels Auto war in Kaufering ebenfalls im September beim Plakatekleben mit Eiern beworfen worden, viel weniger schlimm als ein Steinwurf, wie sie sagte, aber doch auch eine "neue Qualität". Hass und Hetze im Netz kennen beide schon länger.

Neu-Ulm
:Mann wirft mit Stein auf Spitzenduo der Grünen

Nach einem Wahlkampfauftritt von Katharina Schulze und Ludwig Hartmann in Schwaben ermittelt der Staatsschutz. Beteiligte äußern sich nach dem Angriff "schockiert".

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Sie machen FW-Chef Hubert Aiwanger und den CSU-Ministerpräsidenten für die aufgeheizte Stimmung verantwortlich. Sie hätten keine eigenen Ideen, machten aber seit der Bundestagswahl ständig die Arbeit der Berliner Ampelkoalition schlecht.

Mit Besorgnis blicken beide auf die Spaltung zwichen Stadt und Land. "Da wird ein Keil hineingetrieben", sagt Hartmann. "Aber was man liebt, das spaltet man doch nicht." Die Politik müsse wieder "runterkühlen". Er merke im Wahlkampf aber auch, dass sich die Stimmung wieder zugunsten der Grünen drehe. "Es geht schon wieder aufwärts, weil die Leute das nicht wollen. Wir bräuchten noch zwei Wochen um die Stimmung zu drehen."

Ob beim S-Bahnausbau, bei der Kinderbetreuung, in der Bildungspolitik - überall hätten die Grünen tragfähige Ideen, die den Menschen in der Stadt und auf dem Land gleichermaßen zugute kämen, sagen Hartmann und Triebel übereinstimmend. Die Schulen müssten befähigt werden, jedes Kind gut auszubilden. "Wir brauchen jeden Kopf", erklärt Triebel. Eine gute Kinderbetreuung helfe auch gegen den Fachkräftemangel, weil Frauen dann arbeiten gehen könnten. Rechnerisch könnten deutschlandweit 800 000 Vollzeitkräfte mehr im Markt sein, sagt Triebel. Die Engpässe bei der Betreuung seien "ein Desaster, gerade für Alleinerziehende".

Viel zu gewinnen beim Klimaschutz

Bei einem dem Kernthemen der Grünen, dem Klimaschutz, seien die Menschen auf dem Land oft stärker betroffen als die in der Stadt. Ihn beherzt anzugehen wäre Triebel zufolge eigentlich eine Aufgabe für Aiwanger und Söder und Gelegenheit, eine positive Botschaft zu senden.

"Wir können viel gewinnen. Aber wenn der Klimaschutz nicht funktioniert, verlieren wir alle", sagt Hartmann. "Das Privateigentum der Menschen geht kaputt durch die schweren Unwetter, und die Lebensgrundlagen der Kinder und Enkel." Er erinnert an die Hagelwalze, die an Pfingsten 2019 durch Teile des Landkreise fegte, und, aktueller, an das Hagelunwetter vom 26. August, das im bayerischen Oberland tausende Häuser zum Teil schwer beschädigte und auch im Kloster Benediktbeuern schwerste Schäden anrichtete. Sein Fazit: "Grüne Politik hilft den Menschen auf dem Land."

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