Landtagswahl in Fürstenfeldbruck-West:Die Entschlossene

Lesezeit: 3 min

Gabriele Triebel bestreitet als Abgeordnete der Grünen ihren zweiten Landtagswahlkampf. (Foto: Johannes Simon)

Gabriele Triebel tritt erneut für die Grünen an und ist immer in Bewegung. Sie engagiert sich für Bildung, Erinnerungskultur und Religionsfragen.

Von Ingrid Hügenell, Kaufering

Drei bis vier Wahlkampf-Termine absolviert Gabriele Triebel, 62, derzeit Tag für Tag, auch am Wochenende. Verteilt Flyer, sitzt auf Podien, spricht mit den Menschen, wirbt um Stimmen für ihre Partei, Bündnis90/Die Grünen. "Wir müssen jeden Tag die Demokratie leben", sagt sie. "Sie fällt nicht vom Himmel." Seit 2018 gehört Triebel für den Stimmkreis Fürstenfeldbruck-West und Landsberg dem Landtag an. Nun kandidiert sie erneut. Die quirlige Mutter von zwei Kindern und Oma zweier Enkel spricht gestenreich und engagiert, die blauen Augen blitzen hinter der charakteristischen runden Brille.

Die frühere Gymnasiallehrerin ist Sprecherin für Bildung, Religion und Erinnerungskultur der Landtagsfraktion ihrer Partei und möchte das auch nach der Wahl gerne bleiben. Sie setzt sich dafür ein, dass politische Bildung nicht nur in den großen Gedenkstätten stattfindet, sondern "in der Fläche", mit Kontakten zu den Leuten vor Ort. Je weniger Zeitzeugen der NS-Verbrechen es gebe, desto wichtiger würden deren Originalschauplätze.

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Als Bildungspolitikerin denkt sie auch an die Firmen in ihrem Stimmkreis. Die Menschen müssten so ausgebildet werden, "dass die Firmen Fachkräfte bekommen können." Deshalb fände sie es gut, wenn Fürstenfeldbruck Hochschulstandort werden würde. Bei Besuchen bei den "Hidden Champions", die es auch im Landkreis Fürstenfeldbruck gebe, nimmt sie deren Bedürfnisse und Wünsche an die Politik auf und trägt sie in den Landtag.

Denn auch als Oppositionspolitikerin kann man einiges erreichen. Das zeigt das Beispiel des Berufseinstiegsprogramm von Kolping, das Schülerinnen und Schüler von Förder-, Mittel- und Realschulen schon vor dem Schulabschluss und durch die Ausbildung hindurch so unterstützt, dass sie Abschluss und Lehre meistern.

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"Das ist das einzige Programm in Bayern, das die Kinder in der 8. Klasse abholt und sie begleitet bis zum Berufsbeginn", erklärt Triebel. Dennoch hätten CSU und FDP es abschaffen, die finanziellen Mittel streichen wollen. Zwei Jahre lang habe sie mit ihrer Fraktion dafür gekämpft - mit Erfolg. Viele Anträge und viele Gespräche seien dazu nötig gewesen. Am Schluss versuchten die Freien Wähler, den Erfolg für sich zu verbuchen.

Als gläubige Katholikin und Religionssprecherin beschäftigt sie der Missbrauchsskandal. Mit einer Betroffenen-Gruppe um den Eichenauer Richard Kick, Sprecher des Beirats der Missbrauchsopfer in der Diözese München und Freising, ist sie im Frühsommer nach Rom gereist. Die Gruppe traf auch den Papst - der nichts gesagt habe. Triebel sagt enttäuscht: "Diese Sprachlosigkeit ist erschreckend."

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Bei der Aufarbeitung des Missbrauchs und der Hilfe für die Opfer sieht sie den Freistaat in der Pflicht, fordert eine unabhängige Anlaufstelle für Opfer sexualisierter Gewalt. Der Staat habe eine Fürsorgepflicht seinen Bürgern gegenüber. "Es kann doch nicht sein, dass die Täter die eigenen Schandtaten aufarbeiten!" Doch die bayerische Staatsregierung weigere sich, eine Dunkelfeld-Studie in Auftrag zu geben, die erhellen könnte, was noch verborgen ist.

Bei Vereinen und Firmen, Schulen, Stiftungen, Museen und Landwirten - Triebel ist gerne viel unterwegs. Nicht nur politisch, auch privat. "Ich bin ein Bewegungsmensch", sagt die diplomierte Sportlehrerin. Sie läuft, fährt Rad, spielt Basketball und Badminton, wann immer es die Zeit erlaubt, auch im Urlaub. Aktiv in der Politik ist sie seit 2002, als sie in die Marktgemeinderat ihrer Heimatgemeinde Kaufering gewählt wurde. Seit 2012 ist sie Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen, seit 2014 Zweite Bürgermeisterin von Kaufering sowie Mitglied des Landsberger Kreistags.

Ein hohes Gut, die Pressefreiheit

Für wie gefährdet hält sie unsere Demokratie? "Wir haben eine stabile Demokratie, aber wir haben bei der Causa Aiwanger gesehen, dass Grenzen verschoben werden, was man sagen kann. Es tut unserer Demokratie auch nicht gut, wie versucht wird, die Pressefreiheit zu untergraben." Die sei ein hohes Gut, man dürfe sie nicht antasten.

Freie-Wähler-Vorsitzender Hubert Aiwanger sei "überhaupt nicht glaubwürdig mit seinen Gedächtnislücken". Vom Inhalt des Flugblatts sei ihr schlecht geworden. Sein Parteikollege Michael Piazolo, Staatsminister für Unterricht und Kultus "täte gut daran, ihm eine Ladung politische Bildung zukommen zu lassen." Die Demokraten müssten wachsam bleiben: Im Landtag habe die AfD versucht, die finanziellen Mittel für die Landeszentrale für Politische Bildung zu streichen. "Da weiß man schon, wo's hingeht." Doch das hätten die anderen Parteien zum Glück verhindert.

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