Landtagswahlkampf in Fürstenfeldbruck-Ost:Der Pragmatische

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Der Landtagskandidat von Bündnis 90/ Die Grünen, Andreas Birzele, während eines Pressegesprächs in der Gaststätte Flori in Eichenau. (Foto: Leonhard Simon)

Grünen-Kandidat Andreas Birzele, Schreinermeister aus Hörbach, hat im Wahlkampf in Betrieben mitgearbeitet - jeweils einen Tag lang.

Von Ingrid Hügenell, Althegnenberg

Diese Art politische Arbeit ist ungewöhnlich. Elf Betriebe hat Andreas Birzele, 47, im Wahlkampf besucht. Der Schreinermeister aus Hörbach (Gemeinde Althegnenberg) hat dort jeweils einen ganzen Tag mitgearbeitet - beim Metzger und beim Bäcker, bei einem Klimatechniker und einem Elektro-Fachbetrieb, bei der Tafel und in der Schreinerwerkstatt der Caritas beispielsweise. "Beim Arbeiten ergeben sich die Gespräche", sagt der Landtagskandidat der Grünen. Da könne man besser erfahren, wo die Probleme liegen, als wenn man nur öffentlichkeitswirksam für einen Kurzbesuch kommt.

Als Birzele im Zivildienst bei einer Behinderteneinrichtung unter anderem beim Innenausbau dabei war, erkannte er, dass Schreiner viel eher sein Ding ist als Sozialpädagogik, was er als Studium in Betracht gezogen hatte. Seine Lehre absolvierte er in einem Betrieb in Aufkirchen (Gemeinde Egenhofen). In dieser Zeit heiratete er, die erste Tochter wurde noch während der Lehrzeit geboren, die zweite acht Jahre danach. 15 Jahre lang führte er als Schreinermeister den eigenen Betrieb, baute Massivholzmöbel und bildete Lehrlinge aus.

Einen Termin mit ihm zu finden, ist nicht einfach. Birzele steckt nicht nur voll im Wahlkampf, sondern arbeitet auch Vollzeit. Bei der Stadt München ist er im Bereich Planung, Ausschreibung und Bauabnahme von kommunalen Gebäuden beschäftigt. Da könne er seine langjährige Praxiserfahrung gut einbringen, sagt er. Momentan fehlten aber drei von fünf Kollegen, und den letzten habe er nicht allein lassen wollen. "Das zehrt schon ein bissl", sagt er.

Handwerk, Bauwende, Ehrenamt

Bei den Themen, um die Birzele sich im Landtag kümmern möchte, wenn er denn hineingewählt wird, steht das Handwerk naturgemäß ganz oben. Handwerker seien gefragt, wenn es um Energieeinsparungen gehe, sagt er. Die Politik müsse ihnen unter die Arme greifen, damit sie auch selbst die nötigen Investitionen in ihren Betrieben vornehmen könnten. "Das würde gleichzeitig die Wirtschaft ankurbeln." Handwerker sollten sich Sonderabschreibungen von bis zu 10 000 Euro für den ökologischen Umbau anrechnen lassen können.

Die Bau- und Energiewende ist sein zweites großes Thema. Sie habe ein "Riesenpotenzial für Handwerksbetriebe". Es geht darum, beim Bauen auf die CO2-günstigste Alternative zu achten, auch mit Hilfe der Digitalisierung, und so zu bauen, dass die verwendeten Materialen später wieder verwendet werden können. Bauen mit Holz und Wärmedämmung mit umweltfreundlichen Materialien, etwa auf Pflanzenbasis, sind weitere Gesichtspunkte. Und: Bund, Länder und Gemeinden sollten mit gutem Beispiel vorangehen.

Das Ehrenamt will Birzele ebenfalls fördern, denn ohne ginge die Attraktivität von Orten verloren, sagt er. Die Politik müsse bessere Rahmenbedingungen für Vereine schaffen und Ehrenamtliche für ihr gesellschaftlich so wichtiges Engagement belohnen. Er nennt finanzielle Vergünstigungen, etwa bei der KFZ-Steuer für Feuerwehrleute, die ohne Auto nicht schnell genug zum Einsatzort kommen.

Die Liste seines (teils früheren) eigenen ehrenamtlichen Engagements ist lang: Freiwillige Feuerwehr, Sportverein, Pfarrgemeinderat, Schützenverein - das passt zu jemandem, der wie Birzele auf dem Dorf aufgewachsen ist. Dazu kommen Bund Naturschutz und Jugendschöffe am Landgericht, eher nicht das Übliche. Es zeigt: Birzele ist kein Ideologe, sondern Pragmatiker, der in keine Schublade passt.

Pragmatisch und kooperativ

Für ihn als Handwerker sei es selbstverständlich, Dinge so anzugehen - pragmatisch. Und er wisse, dass man mit allen zusammenarbeiten muss. Auch deshalb findet er es falsch, dass Handwerker in den Parlamenten unterrepräsentiert seien.

Einen wie Birzele würde man eher bei der CSU verorten, oder bei den Freien Wählern. Dass er bei den Grünen gelandet ist, liege an seinen Eltern und an seiner Tochter. Die Eltern waren beim Bund Naturschutz, so war das Umweltthema in der Familie präsent. Und als die ältere Tochter, die schon in der Grünen Jugend aktiv war, ihn 2018 fragte, ob er einen Ortsverband mitgründen wolle, war er voller Überzeugung dabei. Grün und Handwerk, das passe gut. Birzele übernahm Partei- und politische Ämter. Seit 2020 gehört dem Gemeinderat von Althegnenberg an, ebenso dem Kreistag. Er ist einer von zwei bayerischen Sprechern des Vereins "Handwerksgrün". Und nun würde er sich freuen, wenn es mit dem Landtag klappt.

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