Wahlkampf:Grüne Forderungen für das Handwerk

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Gespräche auf dem Wochenmarkt: Eva Lettenbauer und Andreas Birzele (Mitte) in Eichenau. (Foto: Leonhard Simon)

Grünen-Landtagskandidat Andreas Birzele und Landesvorsitzende Eva Lettenbauer diskutieren beim Frühstück, wie die Politik Betriebe bei der Energiewende unterstützen kann.

Von Til Antonie Wiesbeck, Eichenau

Mit Blick auf die Energiewende erklärt Eva Lettenbauer, Landesvorsitzende der bayerischen Grünen: "Bayern hat inzwischen einen Standortnachteil." Grünen-Landtagskandidat Andreas Birzele (Fürstenfeldbruck-Ost) und Lisa Stockmann, Sprecherin des Kreisverbands Fürstenfeldbruck, luden sie sowie Pressevertreter am Dienstagmorgen zum Frühstück im Restaurant Flori in Eichenau ein, um über die Zukunft der bayerischen Wirtschaft mit den Grünen zu sprechen.

Unter der bisherigen Staatsregierung habe sich ein regelrechter "Aufgabenstau" gebildet, den es nun abzubauen gelte. Denn erneuerbare Energien bedeuteten wettbewerbsfähige Strompreise für Betriebe, und der Bedarf an billiger Energie sei da. Birzele, der seit Mai für je einen Tag in verschiedenen Unternehmen im Landkreis mitarbeitet, bestätigt: "Die Unternehmen wollen Erneuerbare."

Wie die Politik die Wirtschaft beim Umbau hin zur Klimaneutralität unterstützen kann, darum dreht sich das Gespräch hauptsächlich. Andreas Birzele betont, dass eine staatliche Subventionierung wie der Industriestrompreis auch für das Handwerk gelten müsse. Denn beide seien "elementar wichtig" für den Wirtschaftsstandort Bayern und auch im Handwerk gebe es große Bereiche, die energieintensiv arbeiten und in Konkurrenz zu Betrieben im Ausland stehen: "Hier darf keine Wettbewerbsverzerrung stattfinden. Wenn der Strompreis subventioniert wird, dann für alle produzierenden Unternehmen gleichermaßen." Keine Wettbewerbsverzerrung fürchtet hingegen Lettenbauer, da der Industriestrompreis auf klar umrissene Zweige wie die Chemieindustrie beschränkt werden solle.

Einig sind sich aber beide über die Bedeutung des Handwerks. "Der Mittelstand mit dem Handwerk ist die Basis für den Erfolg in Bayern", erklärt Eva Lettenbauer. Neben der Umstellung der bayerischen Wirtschaftsförderung in Höhe von rund einer Milliarde Euro auf Klimaneutralität solle es deshalb auch einen ökologischen Transformationsfonds in Höhe von 300 Millionen Euro für mittelständische Unternehmen geben. Birzele fordert in diesem Zusammenhang die Erhöhung von Sonderabschreibungen für den ökologischen Umbau auf bis zu 10 000 Euro.

Lehre und Studium sollen gleichwertig gefördert werden.

Bezüglich des Fachkräftemangels warnt Lettenbauer: "In Bayern fehlen bis 2035 etwa 400 000 Arbeits- und Fachkräfte." Um diese Lücke zu schließen, seien einerseits Fachkräfte aus dem Ausland unverzichtbar. Die bayerische Regierung müsse mehr tun, um dort offene Stellen zu bewerben. Außerdem fordert Lettenbauer, Geflüchtete arbeiten zu lassen, sobald sie in Deutschland registriert sind. Andererseits müssten auch Möglichkeiten im Inland genutzt werden. Lettenbauer möchte daher die duale Ausbildung fördern und verpflichtende Praktika während der Schulzeit einführen. Daneben müsse man junge Menschen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützen. Hier planten die bayerischen Grünen ein Matching-Programm, das Ausbildungssuchende und Betriebe zusammenbringen soll.

Birzele will dem Fachkräftemangel mit der gleichwertigen Förderung von Handwerk und Studium begegnen. Neben Studentenwohnheimen brauche es auch mehr Berufsschulen und Ausbildungswohnheime. Außerdem müssten handwerkliche Berufe attraktiver werden. Dazu gehöre auch, die Lebensqualität auf dem Land zu verbessern. Lisa Stockmann schlägt etwa vor, leerstehende Gebäude zum Bürgertreff zu machen.

Nicht zuletzt sieht Birzele aber auch die Betriebe in der Verantwortung. Er nennt eine faire Bezahlung als wichtigen Punkt. Außerdem müssten Betriebe flexibler werden. Das wisse er als Schreinermeister aus eigener Erfahrung: "Als meine Frau drei Jahre lang eine Ausbildung gemacht hat, habe ich selbst erlebt, wie schwierig es ist, einen Betrieb zu finden, in dem man in Teilzeit arbeiten kann." Seiner Meinung nach sollten Betriebe in Zukunft auch über alternative Modelle wie die Vier-Tage-Woche nachdenken.

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