Emmering:Die Schreinerin und der Informatiker

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Von der FDP nomoniert: Michaela Kuchinka kandidiert im Stimmkreis Fürstenfeldbruck-Ost für den Bezirkstag, Ulrich Bode ist der Direktkandidat für den Landtag. (Foto: FDP-Kreisverband/oh/oh)

Die FDP nominiert im Stimmkreis Fürstenfeldbruck-Ost Ulrich Bode als Landtagskandidaten und Michaela Kuchinka als Bewerberin für den Bezirkstag.

Von Erich C. Setzwein, Emmering

Die FDP setzt bei der Landtagswahl im kommenden Jahr auf einen erfahrenen Wahlkämpfer. Ulrich Bode, der vom Generalsekretär seiner Partei bis zum Gemeinderat viele politische Ebenen in Bayern und der Bundesrepublik kennt, ist am Mittwoch bei der Aufstellungsversammlung in Emmering einstimmig als Kandidat im Stimmkreis Fürstenfeldbruck-Ost nominiert worden. Der 60-Jährige aus Eichenau hat zuletzt für den Bundestag kandidiert. Nachfolgerin des FDP-Bezirksrats und Bürgermeisters von Eichenau, Peter Münster, will die 49 Jahre alte Michaela Kuchinka werden. Die Schreinerin aus Puchheim, die zusammen mit ihrem Mann einen Betrieb in Bergkirchen führt und als Küchenplanerin tätig ist, wurde ebenfalls einstimmig gewählt. Ihren eigenen Stimmzettel hatte sie noch in der Hand, als ihr Ergebnis bekannt gegeben wurde. Sie hatte ihn in ihrer Nervosität vergessen abzugeben.

Die FDP hat sich mit ihrer Entscheidung, Ulrich Bode für den Landtag zu nominieren, aber möglicherweise ein kleines Problem geschaffen. Bode hatte im vergangenen Jahr für den Bundestag kandidiert und wäre der nächste Nachrücker auf der Landesliste. Oder, wie es Vorstandsmitglied Birgit Thomann spitz formulierte, "nur eine Pilzmahlzeit" vom Einzug in den Bundestag entfernt. Darauf von Thomann angesprochen, äußerte sich Bode ausweichend. Er werde das "mit der jeweiligen Fraktion abstimmen". Zunächst aber hofft Bode auf Unterstützung in seinem Wahlkampf in einem Stimmkreis, der mitten im Bundeswahlkreis liegt, in dem er 2021 angetreten ist. In den großen Kommunen im östlichen Landkreis ist die FDP sowohl mit einem Bürgermeister in Eichenau als auch in Gemeinderäten vertreten. Die Ortsverbände genießen die Aufmerksamkeit des Bezirksverbandes Oberbayern, man erhofft sich etwas.

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Der überzeugte Liberale Ulrich Bode ist der Bewerber der FDP

Das Ziel ist laut dem Kreisvorsitzenden Martin Koch aus Puchheim "eine starke FDP als Teil der künftigen bayerischen Regierung". Dorthin hatten es die Liberalen auch schon 2008 geschafft, als die CSU nicht mehr stark genug war für die Alleinregierung und CSU-Spitzenkandidat Horst Seehofer mit der damaligen FDP-Landesvorsitzenden Sabine Leutheusser-Schnarrenberger einen Koalitionsvertrag schloss. Mitgeschrieben daran hat damals Ulrich Bode zum Thema Digitalisierung. Dies bleibt auch sein zentrales Wahlkampfthema für den Landtag.

Fitnessarmband für die Kuh

Bode sieht noch sehr viel mehr Möglichkeiten, vor allem bei den Verwaltungsvorschriften. Als Beispiel nannte er die Landwirtschaft, ein Feld, das er selbst im Wahlkampf gerne beackern möchte. Die Bauern erstickten in Vorschriften, sollten sich um das Tierwohl kümmern und ihre Maßnahmen gleichzeitig umfangreich dokumentieren. Bode schlug vor, Kühen eine Art Fitnessarmband zu verpassen, das alle Daten aufzeichne und so dokumentiere, wie es den Tieren wirklich geht. Auch in der Sozialpolitik ließe sich einiges zusammenfassen und per Digitalisierung vereinfachen. Das im Stimmkreis wichtige Thema Bahnausbau will er vorantreiben. Am liebsten ohne den amtierenden Ministerpräsidenten, denn dieser müsse wegen der Pannen bei der Planung der zweiten Stammstrecke zurücktreten. Söder und der frühere Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) seien für die Verzögerungen und Verteuerungen der zweiten Stammstrecke verantwortlich. "Söder hat ganz gezielt den Zustand verschwiegen", kritisierte der Direktkandidat.

Weniger mit der Digitalisierung denn mit handfesten Themen möchte sich Michaela Kuchinka im Bezirkstag profilieren. Würde sie gewählt, würde eine Handwerkerin auf einen Juristen folgen. Ihre Schwerpunktthemen sieht sie im Bauen und der Integration. Zwei Bereiche, die die FDP gut besetzen könne, sagte Bezirksrat Peter Münster. Kuchinka ist die Nachfolgerin von Martin Koch an der Spitze des Puchheimer FDP-Ortsverbandes. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Die Unternehmerin sieht sich selbst als "leidenschaftliche und experimentierfreudige Schreinerin, der es an Sorgfältigkeit nicht fehlt und für die Nachhaltigkeit eine große Rolle spielt", wie es auf der Homepage ihrer Firma nachzulesen ist . Aus eigener Erfahrung kennt die 49-Jährige, wie der Wahlversammlung am Mittwoch erläuterte, den Formularaufwand für Leistungen des Bezirks, und deshalb möchte sie die Bürokratie bei der Integration verringern - auch mit Hilfe der Digitalisierung.

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