Kundgebung in Olching:Aufruf zum Widerstand gegen Corona-Tests

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Das Virus sei ungefährlich und die meisten Testergebnisse falsch, verkünden Redner auf der 20. Kundgebung der Amperfeen

Von Peter Bierl, Olching

Etwa 150 Menschen haben am Sonntag in Olching im Schwaigfeldpark gegen die Anti-Corona-Maßnahmen protestiert. Matthias Gessner-Weiland, einer der Organisatoren, kritisierte das Landratsamt, insbesondere, weil in den Schulen "Maskenpflicht für alle" gelte. Katrin Quak forderte dazu auf, sich dem Virustest zu widersetzen. "Wenn niemand mehr zum Testen geht, ist die Pandemie vorbei", sagte die Brucker Ärztin. Ihrer Auffassung nach ist das Virus "nicht so gefährlich". Zweimal musste die Polizei die Veranstalterin Fee Dürr ermahnen, die Kundgebung müsse abgebrochen werden, weil die meisten Teilnehmer weder 1,5 Meter Abstand einhielten noch Masken trugen.

Die Veranstalter hatten auf dem Platz am Seniorenwohnheim einen kleinen Bereich mit einem rot-weißen Absperrband markiert. Wer sich innerhalb aufhalte, müsse Maske tragen und Abstand halten, sagte Gessner-Weiland zum Auftakt. In diesem Bereich befanden sich fast nur Organisatoren, Redner und Musiker sowie deren Equipment. Die meisten Demonstranten standen außerhalb und ignorierten die Auflagen, so dass die Polizei nach einer guten halben Stunde erstmals intervenierte, ohne großen Erfolg. Die zweite Warnung der Polizei, die inzwischen Verstärkung erhalten hatte, zeigte mehr Wirkung. Nach einer Ansage von Fee Dürr zogen etliche Teilnehmer Textilien auf, einige verließen aber auch den Platz, andere behaupteten, im Besitz eines Attests zu sein, das sie von der Maskenpflicht befreien würde.

Anfangs 100, später sammelten sich dann an die 150 Demoteilnehmer. (Foto: Leonhard Simon)

Bei der Kundgebung unter dem Motto "Für die Erhaltung der Grundrechte" der Gruppe Amperfeen waren nur einige wenige Plakate zu sehen, die sich etwa gegen eine Impfpflicht richteten. Die Zahl der Teilnehmer, die Gessner-Weiland anfangs mit 100 angab, dürfte im Lauf der Veranstaltung auf etwa 150 gestiegen sein, etwas mehr als bei den letzten Malen, als die Veranstalter von 80 Teilnehmern und 60 Zuschauern berichteten. In Liedern und Reden wurde eine Einschränkung der Demokratie beklagt. "Gleichschaltung und Faschismus hatten wir schon", sang Fee Dürr. Der Musiker Mathias Ruhland sprach von Panikmache und "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Politiker und Medien würden seit März das Gleiche verkünden, rügte Gessner-Weiland. Er betrachtete die Kundgebung deshalb als Treffen, um "andere Informationen" auszutauschen, zu sehen, dass man nicht alleine sei, und gemeinsam etwas zu tun. Ruhland trug ein Lied vor, in dem es hieß: "Du Krieger des Lichts / für dich gibt es nichts / das nicht erkämpft ist / in seiner Essenz."

Politikern, Behörden und Medien wurde vorgeworfen, die Zahl der vom Corona-Virus betroffenen Menschen als auch die Gefahr zu übertreiben. Mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass derzeit nur zwei Personen, die an dem Virus erkrankt sind, in der Brucker Kreisklinik behandelt werden. Gessner-Weiland sagte, bei etwa 219 000 Einwohnern würden aktuell etwa 280 "sogenannte positiv getestete Fälle" etwa 1,3 Promille entsprechen. Seit drei Monaten sei im Landkreis niemand mehr an Corona gestorben, erst jetzt sei wieder ein 80-Jähriger verschieden.

Die Polizei fordert Organisatorin Fee Dürr dazu auf, die Teilnehmer ihrer Veranstaltung "Für die Erhaltung der Grundrechte" am Olchinger Grünanger zu ermahnen, den Mund-Nasenschutz zu tragen und die Abstände einzuhalten. (Foto: Leonhard Simon)

Die Hauptrednerin Katrin Quak sagte, sie wolle den Rechtsstaat "zurückerkämpfen". Schon bei der Auseinandersetzung um die Masern-Schutzimpfung habe man gesehen, dass "die Demokratie nicht mehr intakt, sondern defekt" sei. Die aktuelle Auseinandersetzung fühle sich für sie wie "eine Art Krieg" an. Quak bestritt insbesondere die Bedeutung der aktuell steigenden Infektionszahlen. "Wenn wir eine zweite Welle hätten, müssten wir mehr Tote haben. Hier stimmt was ganz und gar nicht."

Die Ärztin geht davon aus, dass sich bereits bis zu neun Prozent der Bevölkerung angesteckt haben, aber sehr wenige daran sterben. "Corona ist genauso gefährlich oder ungefährlich wie eine Grippe." Der PCR-Test liefert ihrer Ansicht nach falsche Ergebnisse. "Über 90 Prozent sind falsch positiv getestet", sagte sie. Wenn das Brucker Gesundheitsamt einen Test verlange, solle man deshalb ablehnen. "Lasst Euch nicht testen, es ist keine Pflicht."

Andreas Reuter aus München von der Initiative "Eltern stehen auf" gab Tipps, wie man die Behörden mit einer Salamitaktik, mit immer neuen Fragen, hinhalten könne. "Wehrt Euch, wehrt Euch, wehrt Euch", lautete sein Appell.

In einer früheren Version dieses Textes wurde fälschlicherweise Fee Huber als Organisatorin der Veranstaltung genannt. Richtig ist, dass Fee Dürr Veranstalterin der Demonstration war.

© SZ vom 19.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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