Fürstenfeldbruck:Neue Unterstützung für das Handwerk

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Alexandra Ledermann (links) und Michaela Eisenschmid haben die betriebswirtschaftliche Beratung der Kreishandwerkerschaft in Fürstenfeldbruck übernommen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Kreishandwerkerschaft Fürstenfeldbruck stellt ihr Beratungsangebot neu auf. Was Betriebe und Existenzgründer erwartet. 

Von Carim Soliman, Fürstenfeldbruck

Es tut sich einiges im Handwerk. Betriebe und Selbstständige müssen sich weiterhin mit der Pandemie arrangieren und auch der Krieg in der Ukraine wirkt sich auf ihre Arbeit aus. Aber die größte Herausforderung bleibt eine andere: Es fehlt an Nachwuchs. "Jedes vierte Beratungsgespräch dreht sich um das Thema Betriebsübernahme", erklärt Alexandra Ledermann.

Ledermann, 47, hat gemeinsam mit ihrer 39-jährigen Kollegin Michaela Eisenschmid kürzlich die betriebswirtschaftliche Beratung für das Handwerk im Landkreis Fürstenfeldbruck übernommen. Alle ansässigen Betriebe, die bei der Handwerkskammer registriert oder dazu berechtigt sind, können das Angebot wahrnehmen. Bruck ist allerdings nicht ihr einziges Revier. Die beiden Beraterinnen der Handwerkskammer für München und Oberbayern sind noch für weitere Kreise zuständig. Eisenschmid berät auch in Starnberg, Ledermann in Landsberg.

Die Umstellung fällt ihnen nicht schwer, der Übergang ist quasi fließend. Kommissarisch besetzen die beiden den Posten in Fürstenfeldbruck nämlich bereits seit einem Jahr, in Krankheitsvertretung für ihren Vorgänger. Weil der Kollege anschließend nach München wechselte, wurde ihr Einsatz in Bruck nun permanent. Eine Eingewöhnung wäre aber ohnehin nicht nötig gewesen, sagt Eisenschmid. Sie kann auf 13 Jahre Erfahrung bei der Handwerkskammer zurückgreifen, Ledermann sogar auf 20. "Und der Bauunternehmer in Rosenheim arbeitet nicht anders als der in Fürstenfeldbruck."

Zumindest hebt sich die Kreishandwerkerschaft Fürstenfeldbruck in ihrem Umfang von den umliegenden Kreisen ab. 3749 handwerkliche Betriebe sind dort ansässig. Selbständige Handwerker machen nahezu 18 Prozent der im Kreis ansässigen Unternehmen aus. Wir sind ein handwerksintensiver Kreis", fasst es Kreishandwerksmeister Franz Höfelsauer zusammen.

Die meisten Handwerker lassen sich wegen der Suche nach einer Nachfolge beraten. Das Thema sei ein Dauerbrenner, sagt Ledermann. Dass ein Betrieb innerhalb der Familie übernommen wird, sei längst kein Selbstläufer mehr. Seit Längerem gibt es in Deutschland zu wenig Fachkräfte. Eine der Ursachen ist für Eisenschmid die Akademisierung des Arbeitsmarktes. "Eltern möchten lieber, dass ihre Kinder studieren. Sie müssten den Wert des Handwerks wiedererkennen."

"Aber ich habe den Eindruck", sagt Alexandra Ledermann, "in letzter Zeit hat sich das noch mehr fokussiert." Der Mangel an qualifizierten Junghandwerkern treibe die Preise für Betriebe in die Höhe. Das mache den Verkauf für ältere Betriebsinhaber noch attraktiver - ein Teufelskreis. "Da einen Mittelweg zu finden, ist manchmal schwierig."

In den Vorjahren war die Pandemie gängiges Thema in den Beratungsgesprächen, wenn auch nicht ausschließlich als Problem. Körpernahes Handwerk wie Frisieren habe natürlich sehr gelitten, sagt Eisenschmid. Der Bau, der durch steigende Materialkosten nun wiederum besonders vom Krieg in der Ukraine betroffen ist, hätte hingegen geboomt. Selbst innerhalb einer Branche hat Michaela Eisenschmid unterschiedliche Erfahrungen gehört. "Optiker in München mussten um ihre Existenz bangen. Aber ein Optiker am Ammersee erzählte mir, er hätte sein Rekordjahr erlebt. Alle Kunden, die für eine Brille sonst in die Stadt gefahren wären, haben daheim gekauft. Der Standortvorteil hat sich komplett umgedreht."

Auch die Beraterinnen mussten sich anpassen. Besonders ältere Betriebsinhaber sprechen gerne persönlich vor Ort mit Ledermann und Eisenschmid. Als Kontaktbeschränkungen herrschten, mussten sie mitunter ganz auf Telefongespräche und Videokonferenzen ausweichen. Auch weiterhin können Interessierte sie auf diesem Wege erreichen oder per E-Mail einen Termin vereinbaren. Doch die beiden sind froh, zudem wieder vor Ort helfen zu können. "Wir freuen uns auf viele Anfragen und Termine."

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