Mit seinen 38 Jahren kann Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg weiterhin an seiner politischen Karriere arbeiten, eine militärische als Kampfpilot wäre aus Altersgründen bald vorbei. Da sich Guttenberg diese Woche einen Mitflug im Eurofighter gewünscht hatte, musste er am Freitag zu einem ersten Gesundheits-Check ins Flugmedizinische Institut der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck. Den ganzen Vormittag liefen verschiedene Gesundheitstests und ein Belastungs-EKG - hinterher ließ der Minister das veröffentlichen, was die Mediziner wegen ihrer Schweigepflicht nicht sagen durften: dass er die formalen Voraussetzungen aus medizinischer Sicht grundsätzlich erfüllt habe. Erich C. Setzwein sprach mit Oberstarzt Dieter Marwinski, der in Fürstenfeldbruck die Abteilung klinische Flugmedizin leitet, über die abgelegte Tauglichkeitsprüfung.
SZ: Wie robust muss die Gesundheit von Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg oder anderen Zivilisten sein, um in einem Eurofighter mitfliegen zu können?
Dieter Marwinski: Herz und Kreislauf müssen gut belastbar sein. Die Wirbelsäule sollte keine Veränderungen aufweisen, die durch einen Mitflug verschlimmert werden könnten. Er muss in den Jet reinpassen, es gibt bestimmte Grenzwerte für die Körpermaße. Das hat unter anderem mit dem Schleudersitz zu tun. Es gibt für jeden Jet, auf dem man mitfliegt, Grenzmaße. Und: Das Mittelohr muss gut belüftet sein, er dürfte zum Beispiel keinen Stockschnupfen haben.
SZ: Was sollten Kampfpiloten oder eben auch der Verteidigungsminister im Hinblick auf Ernährung, Fitness und Gesundheit auf jeden Fall vermeiden?
Marwinski: Sie sollten vermeiden, zu schwer zu werden, sich ausgewogen ernähren und Sport treiben - eigentlich alles, was jeder machen sollte. Und das tun die Soldaten auch.
SZ: Karl-Theodor zu Guttenberg ist 38 Jahre alt. Piloten, so sagt man, gehören mit etwas mehr als 40 Jahren oft schon zum alten Eisen - warum?
Marwinski: Die gehören überhaupt nicht zum alten Eisen. Mit zunehmenden Lebensalter wird aber die Aufmerksamkeit und Flexibilität etwas langsamer. Im Jet sind oft schnelle Entscheidungen zu treffen. Die Altersgrenze für Piloten, die als Einsatzpiloten im Geschwader tätig sind, liegt deshalb bei 41 Jahren. Es gibt durchaus Piloten, die noch in höherem Alter Jets fliegen. Sie würden aber nicht mehr in die fliegerischen Einsätze gehen.
SZ: Wie reagieren Soldaten, wenn Sie ihnen sagen, dass sie nicht oder nicht mehr geeignet sind für den Job?
Marwinski: Sie sind sehr traurig. Es sind aber gar nicht so viele, die untauglich werden. Da wir unser fliegerische Personal gut betreuen, ist die Ausfallquote unter einem Prozent. Dass jemand endgültig aus dem fliegerischen Dienst ausscheidet, ist sehr selten. Da die Ausbildung sehr, sehr viel Geld kostet, haben wir großes Interesse daran, die Soldaten so lange wie möglich und bis zum Ende ihrer regulären Dienstzeit leistungsfähig zu halten.