Fürstenfeldbruck:"Wir werden einen Marathonlauf beginnen"

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Der SPD-Kreisvorsitzende Michael Schrodi erläutert im SZ-Interview, welche Konsequenzen er aus den Verlusten bei der Kommunalwahl zieht.

Interview: Gerhard Eisenkolb

Der Kreisvorstand der SPD hat am Mittwochabend selbstkritisch über das schlechte Abschneiden bei den Kommunalwahlen diskutiert und erste Konsequenzen aus der Niederlage gezogen. Kreisvorsitzender Michael Schrodi äußert sich im SZ-Interview dazu, was er künftig anders und besser machen will.

SZ: Noch am Wahlabend sagten Genossen, die Verluste entsprächen ihren Prognosen. Haben Sie das auch geahnt?

Michael Schrodi: Es war vorherzusehen, dass es in den großen Kommunen und Städten Schwierigkeiten für die SPD geben kann. Die Ergebnisse liegen hier aber weit unter dem, was wir uns erwarten konnten. Ich bin über das Gesamtergebnis, das schlecht ist, enttäuscht. Das zu sagen, erfordert die Ehrlichkeit.

Ist die Enttäuschung so groß, dass viele Genossen an ihrer Partei verzweifeln?

Das denke ich nicht. Schließlich gibt es im Landkreis auch einen großen Lichtblick, und zwar in Olching. Dort ist es in sechs Jahren gelungen, eine schwierige Situation umzudrehen. Wir stellen dort nun acht Stadträte und einen Bürgermeister, der bereits im ersten Wahlgang gewinnt. Das hätte in Olching vor der Kommunalwahl 2008 niemand für möglich gehalten. Das Beispiel Olching zeigt: Es ist schon etwas möglich, aber man muss die Voraussetzungen schaffen.

Niederlagen wegzustecken, ist nicht einfach. Immerhin wirft der Brucker SPD-Bürgermeisterkandidat wegen seiner mageren 14,8 Prozent ganz hin.

Axel Lämmle sagt, er hat intensiv gearbeitet und ist über sein Wahlergebnis sehr enttäuscht. Er hat den Eindruck, dass es Zeit ist für die SPD-Stadtratsfraktion, einen Neuanfang zu starten. Dieser Haltung gebührt Respekt.

War die Stimmung im Kreisvorstand gedrückt?

Nein, keineswegs. Wir hatten eine offene und konstruktive Atmosphäre, in der wir analysiert haben, woran die Niederlage lag. Die von mir angekündigten Vorschläge wurden besprochen und gutgeheißen. Wir waren übereinstimmend der Meinung: Um bessere Ergebnisse zu erzielen, reicht kein 100-Meter-Sprint, wir werden einen Marathonlauf beginnen müssen.

Was lief diesmal falsch?

Allen Parteien macht die niedrige Wahlbeteiligung zu schaffen. In Teilen der Bevölkerung ist fast schon eine antiparlamentarische Stimmung zu erkennen. Ein Teil geht nicht mehr zur Wahl. Ein anderer Teil sucht sein Heil in den Freien und Unabhängigen, die aus Sicht manches Wählers nicht den vermeintlichen Makel haben, etablierte Parteien auch auf Landes- und Bundesebene zu sein. Ich halte es aber für eine Gefährdung der Demokratie, wenn die Parteien als Bindeglied zur Landes- und Bundespolitik schwächer werden. Wir müssen also wieder mehr Menschen überzeugen, dass es besser ist, zur Wahl zu gehen. Und natürlich, dass es für sie gut ist, SPD zu wählen.

Woher nehmen Sie Ihren Optimismus?

Wellenbewegungen gab es immer, auf Tiefs folgen Hochs, wobei dies nicht von alleine kommt. Zudem ist die SPD in unserer demokratischen Gesellschaft eine tragende Kraft. Deshalb lohnt es sich, für die Sozialdemokratie zu kämpfen.

Was wollen Sie konkret ändern?

Wir wollen unter anderem versuchen, unsere Außendarstellung zu verbessern, indem wir in den Kommunen verstärkt den Kontakt zu den Menschen suchen.

Das allein wird nicht reichen.

Bei der Analyse der Wahlergebnisse haben alle Kandidatenlisten eines gemeinsam. Es wurden konsequent diejenigen gewählt oder vorgehäufelt, die sich bereits einen Namen gemacht haben. Leider hat die SPD in den vergangenen Jahren einige ihrer wichtigen Persönlichkeiten verloren. Das wirkt sich negativ aus, weil die Menschen bei Wahlen das langjährige Engagement für ein Gemeinwesen honorieren.

Für neue Mitglieder, die der Kreis-SPD ein neues Profil geben, müsste die Partei doch zuvor attraktiver werden.

Wir haben genug Leute, die in Zukunft Verantwortung übernehmen können. Aber wir müssen sie qualifizieren und wir müssen ihnen die entsprechenden Kompetenzen mit auf den Weg geben. Unsere künftigen Führungspersönlichkeiten müssen den Willen haben, den Marathonlauf auf sich zu nehmen, der vor uns liegt.

Reicht dafür die Zahl der Mitglieder?

Ja. zurzeit liegt deren Zahl zwischen 730 und 740.

Wie viele sind jung und zu qualifizieren?

Das werden wir mit den Ortsvereinen zusammen herausbekommen. Es gibt genügend Potenzial, nicht nur bei den jungen Mitgliedern. Und diese Mitglieder, die die künftige Landkreis-SPD in der Öffentlichkeit repräsentieren werden, erhalten die entsprechende Unterstützung. Sie müssen nur Durchhaltevermögen mitbringen. Man muss sich bekannt machen. Das geht nur über kontinuierliche politische Arbeit für die Menschen vor Ort.

Ist das der Hauptpunkt des Konzeptes?

Der wichtigste Punkt wird sein, in sechs Jahren starke Wahllisten mit starken Persönlichkeiten zu haben. Das ist ein Grundbaustein für kommende Wahlerfolge. Was den Nachwuchs betrifft, sind wir nicht schlechter aufgestellt als unsere politischen Mitbewerber. Deshalb bin so hoffnungsfroh, dass das klappt.

Wie lautet Ihre Wahlprognose für 2020?

Solche Prognosen sind noch schwieriger als für die Kommunalwahlen in diesem Jahr. Doch eines ist mir wichtig: Alles, was wir bereits auch vor dieser Wahl angestoßen haben und was wir jetzt anstoßen, kann in sechs Jahren Früchte tragen.

Sie stehen also auch für Kontinuität.

Wir müssen nicht alles umschreiben. Alles, was gut ist, gilt es zu bewahren. Besser werden können wir vor allem in der Außendarstellung und bei der Personalfindung.

© SZ vom 22.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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