Wissenschaft und Forschung:Der Traum vom zweiten Martinsried

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Militärisch bereits entwidmete Flächen, die derzeit noch von BMW für die Driving Academy genutzt werden, sollen für den ersten Bauabschnitt des Biodroms genutzt werden. (Foto: Günther Reger)

Den Biotechnologiestandort im Würmtal nehmen sich Fürstenfeldbruck und Maisach als Vorbild für ihren gemeinsamen Campus. Auf dem Fliegerhorst soll das "Biodrom" entstehen.

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Es erscheint als das ehrgeizigste Projekt im Landkreis seit Langem, und nach dem derzeitigen Stand wird ein neuer Wissenschaftsstandort auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck kein bloßer Traum bleiben. Nach einem Jahr Vorgesprächen mit einem Investor zwischen 2021 und 2022, einer gemeinsamen Willensbekundung der Großen Kreisstadt Fürstenfeldbruck und der Gemeinde Maisach im Dezember vergangenen Jahres sowie der baldigen Gründung eines Zweckverbandes der beiden Kommunen für die weitere Planung sind die politischen Fundamente für den neuen Campus namens Biodrom gelegt. Was jetzt noch fehlt, ist die endgültige Zusage des internationalen Forschungs- und Betreiberkonsortiums, der Abzug der Bundeswehr und die Konversion des militärischen Geländes in ein neues städtisches Wohn- und Gewerbeviertel.

Gemeinsam wollen Fürstenfeldbruck und Maisach den neuen Wissenschaftsstandort entwickeln. (Foto: SZ-Karte: Mainka/Mapcreator.io/OSM)

"Hoffentlich gelingt das", hat Fürstenfeldbrucks Landrat Thomas Karmasin (CSU) unlängst bei einer Veranstaltung im Fliegerhorst geäußert. Denn das, was auf dem Vorfeld des Flugplatzes, auf dem derzeit die BMW Group ihr Fahrsicherheitstraining anbietet, einmal wissenschaftlich erforscht und technologisch umgesetzt werden soll, gibt es so bislang noch nicht. Namhafte Städte in Europa werden untersucht, ob sie als Standort in Frage kommen. Das Biodrom soll ein medizinischen Zentrum werden, "in dem Forschung und Lehre verschiedener Disziplinen, zum Beispiel Umweltmedizin, Ernährungsmedizin und Prävention, zu einer ganzheitlichen medizinischen Betrachtung und Versorgung der Menschen verbunden sind". So beschreibt das Landratsamt das Vorhaben.

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Bevor sich Institute auf dem Fliegerhorst niederlassen können, bevor Start-ups sich ansiedeln, sind einige Schritte noch zu gehen. So hat der Gemeinderat Maisach jetzt seine Zustimmung zur Gründung eines Planungszweckverbandes gegeben. Dieser Verband, dem jeweils sechs Stadt- und Gemeinderäte aus Bruck und Maisach angehören werden und in dem sich die Bürgermeister als Vorsitzende jährlich abwechseln wollen, soll die Grundlagen für die Ansiedlung erarbeiten. So wie es gleich viele Verbandsräte aus beiden Mitgliedskommunen gibt, so sollen auch die dort generierten Steuern gleich geteilt werden. Welche Summen das sind und welche Steuern einmal eingenommen werden können, das liegt noch völlig im Unklaren.

Und alles auf einmal wird wohl auch nicht kommen, denn die Planung sieht drei Abschnitte vor. Der zentrale erste Bereich, um den sich dann zwei weitere legen werden, ist fünf bis sieben Hektar groß und auf jener versiegelten Fläche situiert, die jetzt von BMW genutzt wird. Ohne ins FFH-Gebiet einzugreifen, soll ein Bereich im Gemeindegebiet Maisach entwickelt werden, und auch im Süden zwischen dem Vorfeld und dem sogenannten Kilometerbau, ist eine Ausbaustufe auf Fürstenfeldbrucker Stadtgebiet vorgesehen. Die Gesamtfläche für den neuen Technologiecampus wird mit 24 Hektar angegeben. Grob umgerechnet wäre das eine Fläche von 33 Fußballfeldern.

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Bereits in dem im Dezember verfassten Letter of Intent ist festgestellt, dass den beiden Kommunen durch die erforderliche Bauleitplanung und die Projektentwicklung keine Kosten entstehen sollten. Bezahlen soll der Träger des Vorhabens. Stimmen auch die Stadträte in Fürstenfeldbruck dem Zweckverband zu, kann er gegründet werden. In der örtlichen Wirtschaft wird eine baldige Entwicklung des Fliegerhorstes sehnlichst erwartet. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Fürstenfeldbruck, Frank Opitz, sprach am Rande der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch von einem "Zugewinn an Fachkräften, die auch hier leben".

Der Campus Biodrom orientiert sich an den erfolgreichen Konzepten in der Region München, nämlich an Garching und Martinsried. Bei der Standortwahl hatte Fürstenfeldbruck Konkurrenz von Mailand, Paris, London und Oslo. Im Mittelpunkt der Forschung sollen die Nuklearmedizin und die Radiopharmazie stehen. Um die benötigten Nuklide, die bislang aus Kernreaktoren kamen, herzustellen, soll ein hochleistungsfähiger Teilchenbeschleuniger betrieben werden. Es wäre erst das zweite Zyklotron, das in Deutschland gebaut würde. Der Wissenschaftsstandort wäre nicht nur einzigartig, es wäre auch ein interkommunales Vorhaben, das die weitere Entwicklung des Fliegerhorstes bestimmend beeinflussen dürfte.

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