Landtags- und Bezirkstagswahl:Rekordverdächtige Briefwahl

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In einer bayerischen Rathausverwaltung werden die Unterlagen für die Briefwahl vorbereitet. (Foto: Pia Bayer/dpa)

Bis zu 40 Prozent wollen offenbar auf den persönlichen Besuch des Wahllokals verzichten. Sie können sich unter jeweils mehr als einem Dutzend Parteien und Bewerber in zwei Stimmkreisen entscheiden.

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Der Trend zur Briefwahl hält bei der Landtags- und Bezirkstagswahl an. Etwa 40 Prozent der Stimmberechtigten in den beiden Wahlkreisen Fürstenfeldbruck-Ost und Fürstenfeldbruck-West/Landkreis Landsberg haben Unterlagen angefordert, um auf diese Weise ihr Votum abzugeben. Insgesamt sind am Sonntag etwa 153 000 Bürger im Landkreis Fürstenfeldbruck wahlberechtigt. Alle Prognosen weisen auf eine Mehrheit der amtierenden Koalition aus CSU und Freien Wählern hin. Vor fünf Jahren mussten CSU und SPD in beiden Stimmkreisen herbe Verluste hinnehmen, FDP, Freie Wähler, die Grünen und die AfD triumphierten damals.

Die Auseinandersetzung um die Affäre um ein Nazi-Flugblatt, in die der FW-Spitzenmann Hubert Aiwanger als Jugendlicher verwickelt war, sowie der Unmut in Teilen der Bevölkerung über die Ampelkoalition aus FDP, Grünen und SPD im Bund dürfte sich jedoch auf das Abschneiden der einzelnen Parteien auswirken, obwohl es teils mit dem Landtag direkt gar nichts zu tun hat. Wenig Chancen, in den Landtag einzuziehen, haben laut Einschätzung von Experten Die Linke, ÖDP und Bayernpartei sowie Die Basis, die aus dem Spektrum der Corona-Leugner und Impfgegner hervorgegangen ist und erstmals zu einer bayerischen Landtagswahl antritt.

Die FDP kämpft um jede Stimme, weil sie an der Fünf-Prozent-Hürde zu scheitern droht

Im Stimmkreis Ost wird sich zeigen, ob die Grünen mit ihrem neuen Kandidaten Andreas Birzele an die Erfolge des langjährigen Landtagsabgeordneten Martin Runge anknüpfen können, der vor fünf Jahren fast 25 Prozent erzielte. Im Stimmkreis West wird es spannend, ob die umtriebige Gabriele Triebel (Grüne) an Alexander Dorow (CSU) heranrücken kann. Dorow hatte sein Mandat 2018 trotz deutlicher Verluste mit 35,44 Prozent verteidigt, Triebel hatte mit 24,46 Prozent einen Achtungserfolg erzielt. Die FDP kämpft um jede Stimme, weil sie an der Fünf-Prozent-Hürde zu scheitern droht.

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Im Stimmkreis Ost sind insgesamt etwa 117 000 Bürger stimmberechtigt. Zur Wahl treten 15 Parteien und ihre jeweiligen Direktkandidaten an. Darunter befinden sich neben Birzele von den Grünen der direkt gewählte Abgeordnete Benjamin Miskowitsch (CSU), der Landtagsabgeordnete Hans Friedl (FW) sowie Daniel Liebetruth (SPD) und Ulrich Bode (FDP). Mit der Erststimme werden die Direktkandidaten gewählt, die Zweitstimme geht an die Parteien. Etwa 40 Prozent der Stimmberechtigten haben bereits Briefwahlunterlagen angefordert. "Die Tendenz ist steigend", sagt Robert Drexl, der in der Kommunalaufsicht des Landratsamtes die Wahl leitet. Deshalb werden im Stimmkreis Ost neben den 110 Wahllokalen insgesamt 99 Briefwahlbezirke eingerichtet, so viele wie nie zuvor. Im Vergleich zur Landtagswahl 2018 sind es laut Drexl etwa 20 Briefwahllokale mehr.

Ähnlich ist das Bild im Stimmkreis West/Landsberg, dort haben sich ebenfalls rund 40 Prozent der Bürger für die Briefwahl entschieden, berichtet Maximilian Schuler von der Kommunalaufsicht. Dort treten 15 Parteien an, aber nur 13 Direktkandidaten. Außer Dorow und Triebel kämpfen Andreas Deiner (FDP), Florian Lichtenstern (FW) und Amir Sahuric (SPD) um den Einzug in den neuen Landtag. Die Partei der Humanisten und Volt haben keine Direktkandidaten aufgestellt.

Das Auszählen in den beiden Kreisstädten dürfte länger dauern

Wahlberechtigt sind im westlichen Stimmkreis etwa 129 400 Bürger, davon entfallen mehr als 36 700 auf die Kommunen aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck. Das Gros stellt die Kreisstadt Fürstenfeldbruck mit etwa 25 000 Wahlberechtigten, dazu kommen die Stimmen aus Moorenweis, Türkenfeld, Kottgeisering, Schöngeising und Grafrath. In der Stadt Landsberg sind laut Schuler etwa 21 000 Menschen wahlberechtigt.

Das Auszählen in den beiden Kreisstädten dürfte länger dauern, weshalb man in der Kommunalaufsicht des Landratsamtes davon ausgeht, dass ein vorläufiges Ergebnis erst ab 22 Uhr zu erwarten ist. Erste Resultate aus den Gemeinden dürften von 19 Uhr an eingehen. Im Brucker Landratsamt kalkuliert Drexl, dass die ersten Meldungen gegen 18.45 Uhr eintreffen und ein vorläufiges Endergebnis ebenfalls gegen 22 Uhr vorliegen könnte.

Neben den zwei Wahlzetteln für den Landtag erhält jeder Stimmberechtigte noch zwei Zettel für die Wahl des oberbayerischen Bezirkstags. Das Gremium ist vor allem für soziale und kulturelle Fragen zuständig und wird ebenfalls alle fünf Jahre neu gewählt. Zur Bezirkstagswahl stellen sich im östlichen Stimmkreis und im Westen jeweils 14 Parteien und Direktkandidaten. Bei der Bezirkstagswahl gibt es keine Fünf-Prozent-Hürde. In Oberbayern waren in dem Gremium deshalb bis jetzt auch Die Linke, ÖDP, Bayernpartei und Tierschutzpartei vertreten.

Die Ergebnisse aus dem Stimmkreis West/Landsberg sowie dem Stimmkreis Fürstenfeldbruck Ost werden am Wahlabend fortlaufend auf den Homepages der jeweiligen Landratsämter zu finden sein. In Landsberg und in Fürstenfeldbruck können alle Bürger das Geschehen ab 17.30 Uhr auch in den Landratsämtern direkt und auf einer großen Leinwand mitverfolgen.

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