Energiewende im Landkreis:Vorerst keine Windräder im Echinger Gfild

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77 Windräder wären im Landkreis Fürstenfeldbruck notwendig, um die Energiewende zu schaffen. Bisher gibt es zwei. (Foto: Johannes Simon)

Deutsche Flugsicherung lehnt Vorhaben der Bürger-Energie-Genossenschaft Freisinger Land ab. Als Grund führt sie den nahe gelegenen Hubschrauberlandeplatz der Bundespolizei in Oberschleißheim an.

Von Petra Schnirch, Eching

Die Bürger-Energie-Genossenschaft (BEG) Freisinger Land muss einen Rückschlag hinnehmen. Sie will bei Eching zwei Windräder errichten lassen - doch daraus wird erst einmal nichts. Der Vorbescheidsantrag wurde abgelehnt, denn der Standort befindet sich im Korridor des Hubschrauberlandeplatzes Oberschleißheim. Die BEG hofft nun, in Gesprächen mit Bundespolizei und Deutscher Flugsicherung (DFS) eine Lösung zu finden.

Eingereicht hatte die BEG den Antrag für zunächst ein Windrad im Landratsamt Freising nach sechsmonatiger Vorbereitung am 11. Oktober 2023. Entstehen soll die 262,5 Meter hohe Anlage an der A 9 zwischen Eching und Garching. Doch sie würde das Anflugverfahren für Hubschrauber der Bundespolizei zum 6,5 Kilometer entfernten Hubschraubersonderlandeplatz Oberschleißheim behindern, zitiert die BEG aus der Stellungnahme der DFS. Möglich wäre demnach nur eine Höhe von 154,5 Metern. Das aber komme nicht infrage, sagt BEG-Vorsitzender Werner Hillebrand-Hansen. "Damit lässt sich in Oberbayern kein wirtschaftliches Windradprojekt realisieren."

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Die Energiegenossenschaft konnte sich noch ein weiteres Grundstück für eine zweite Anlage sichern, verzichtet aber vorerst auf einen weiteren Antrag. Die Chance, dass dieser anders beschieden würde, wäre gering, sagt Hillebrand-Hansen, obwohl es nicht unmöglich wäre. Denn eine konkrete Aussage sei von der Deutschen Flugsicherung im Vorfeld nicht zu bekommen, sie führe dafür Sicherheitsbelange an.

Die beiden Windräder im Echinger Gfild möchte die BEG wieder mit Bürgerbeteiligung realisieren. Sie könnten im Jahr etwa 30 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen, das entspreche 42 Prozent des Echinger Stromverbrauches. Zudem ließen sich 21 000 Tonnen CO₂-Emissionen einsparen.

Ganz überraschend kam die Ablehnung nach entsprechenden Erfahrungen der Stadt Garching nicht - auch wenn man gehofft habe, dass das Echinger Projekt bereits außerhalb des Sicherheitskorridors liege, erklärt Hillebrand-Hansen. Garching hat unterdessen angekündigt, vor Gericht zu ziehen, das beschloss der Stadtrat Mitte Dezember. Die Kommune sieht sich durch die DFS in ihrer Planungshoheit eingeschränkt und bezweifelt, dass ein Windrad die Flugrouten der Hubschrauber tatsächlich stören könnte.

Die Verhandlungen sind "zäh und langwierig"

Die Bürger-Energie-Genossenschaft Freisinger Land will es mit Gesprächen versuchen. Erfolg hatte sie damit bereits in Jesenwang im Landkreis Fürstenfeldbruck. Dort blockierte laut BEG die Bundeswehr das Genehmigungsverfahren für ein Windrad aufgrund vorgegebener Höhenbeschränkungen durch den Flugverkehr. Den Vorbescheidsantrag hatten die Freisinger im März 2020 eingereicht. Nach über zweieinhalb Jahren sei es dank "intensiver politischer Arbeit" gelungen, dass die Bundeswehr die sogenannte Radarführungsmindesthöhe angehoben habe, so die BEG. Im Oktober 2022 sei der Vorbescheid erteilt worden. Diesen Weg wolle man nun wieder einschlagen und versuchen, die Belange beider Seiten unter einen Hut zu bringen. Das sei zäh und langwierig, sagt Werner Hillebrand-Hansen, aber in Jesenwang sei es geglückt.

Allerdings verzögert sich das Projekt im Echinger Gfild dadurch um mindestens ein Jahr. Die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung stoppte der BEG-Vorstand wegen der hohen Kosten, sie war bereits in Auftrag gegeben worden. Damit kann immer nur im Winter begonnen werden, Grund ist die Brutbeobachtung von Greifvögeln.

Zehn weitere Windräder befinden sich im Genehmigungsverfahren

Auch in der Gemeinde Eching bedauert man, dass der Antrag abgelehnt wurde. Bürgermeister Sebastian Thaler schickte der BEG ein kurzes Statement. "Um die Energiewende vor Ort voranzubringen, ist die Nutzung der Windenergie ein elementarer Baustein", so Thaler. Die Flächeneffizienz sei um ein Vielfaches höher als bei Freiflächen-Photovoltaikanlagen und "der Landwirtschaft wird somit weniger Boden entzogen".

Die anderen Windkraft-Vorhaben kommen laut BEG aber voran. Aktuell befinden sich zehn weitere Windräder an drei Standorten in der Genehmigungsplanung. Für den Bürger-Windpark Hohenkammer mit zwei Windrädern will die Bürger-Energie-Genossenschaft dieses Jahr die Baugenehmigung erhalten. Mit der Erteilung des Vorbescheides für den Windpark in Allershausen rechnet die BEG in den nächsten Wochen, den zweiten Vorbescheid für Jesenwang erwartet sie im ersten Halbjahr 2024 - der Windpark ist inzwischen auf vier Anlagen erweitert worden.

Den Standort bei Eching favorisiert die BEG auch deshalb, weil sich die Windräder damit nicht nur im Westen und Norden des Landkreises konzentrieren würden. Wegen der Nähe zum Flughafen München gibt es dort aber wenig Möglichkeiten. Die Entfernung vom Echinger Gfild zu den Start- und Landebahnen beträgt 11,5 Kilometer, das müsste nach Einschätzung des Vorstands ausreichen.

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