Energiewende:Vier Windräder für das Schwarzholz

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Bei Kammerberg betreibt die Bürger-Energie-Genossenschaft bereits eine Windkraftanlage. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Bürger-Energie-Genossenschaft Freisinger Land stellt ihre Pläne für einen Bürger-Windpark in Allershausen vor, profitieren sollen davon auch Gemeinde und Anwohner - zum Beispiel durch günstigen Strom.

Von Petra Schnirch, Allershausen

Im Schwarzholz nordwestlich von Allershausen sollen gleich vier Windkraftanlagen entstehen. Das sei ein wichtiger Schritt für die Umsetzung der Energiewende im Landkreis, sagte Bürgermeister Martin Vaas (FW) am Donnerstag bei einem Infoabend. Knapp 400 Leute waren in die Ampertalhalle gekommen, um mehr über das Projekt zu erfahren. Betreiben soll den Windpark die Bürger-Energie-Genossenschaft (BEG) Freisinger Land.

Wie schon in Kammerberg können sich die Bürgerinnen und Bürger daran beteiligen - und, wenn sie der Umgebung wohnen, auch günstigen Strom beziehen. Der Gemeinderat stehe voll hinter dem Vorhaben, wichtig sei ihm ein regionaler Betreiber, sagte Vaas, "damit auch die Bevölkerung einen finanziellen Vorteil hat".

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Die ersten Weichen sind gestellt. Erste Gespräche mit den Grundeigentümern fanden bereits vor einem Jahr statt. "Wir haben nicht alle Grundstücke gekriegt, aber die meisten", berichtete der Bürgermeister, so dass nun bis zu vier Windräder errichtet werden können.

Allerdings beginnt jetzt erst der aufwendige Genehmigungsprozess. Ihren Betrieb aufnehmen werden die Anlagen nicht vor Ende 2027, erklärte Fachplaner Peter Beermann - sofern keine grundlegenden Einwände dagegen sprechen.

Gemeinsam hinter dem Windpark-Projekt in Allershausen stehen (v. l) Werner Hillebrand-Hansen und Andreas Henze, die beiden Vorsitzenden der Bürger-Energie-Genossenschaft Freisinger Land, sowie Bürgermeister Martin Vaas. (Foto: Johannes Simon)
Das Interesse an dem Windpark ist groß: Knapp 400 Bürgerinnen und Bürger kamen zu der Informationsveranstaltung in der Ampertalhalle. (Foto: Johannes Simon)

In den vergangenen Monaten ist im Landkreis Bewegung in den Ausbau der erneuerbaren Energien gekommen. Die Kommunen seien der "Schlüssel für die Energiewende", sagte Landrat Helmut Petz. In Hohenkammer plant die BEG ebenfalls zwei Windräder. Das Verfahren ist bereits weiter fortgeschritten. Auch dort kamen im Januar etwa 370 Leute zu einer ersten Infoveranstaltung, im Juni erteilte das Landratsamt den Vorbescheid. Die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung, die über einen Zeitraum von einem Jahr geht, steht kurz vor dem Abschluss.

Im Schwarzhölzl nördlich von Unterkienberg sind Windräder mit einer Nabenhöhe von 175 Meter geplant, wie BEG-Vorsitzender Andreas Henze erläuterte. Der Abstand zur Wohnbebauung, darunter Einzelgehöfte, beträgt etwa 750 bis 1000 Meter. Der Ertrag wird laut BEG-Schätzung bei etwa 52 Millionen Kilowattstunden im Jahr liegen, das entspricht einem Stromverbrauch von 37 100 Personen. Derzeit werde knapp 53 Prozent des Stromverbrauchs in der Gemeinde Allershausen aus erneuerbaren Energien gedeckt. Den Flächenbedarf pro Anlage bezifferte Henze auf etwa 2400 Quadratmeter, während des Aufbaus seien es vorübergehend etwa 8000. Anschließend werde aufgeforstet. Die Kostenschätzung für die vier Windräder liegt bei etwa 40 Millionen Euro.

Noch in diesem Jahr beginnt die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung

Der Genehmigungsprozess ist lang. Der Antrag auf Vorbescheid für den Bürger-Windpark in Allershausen wurde im Oktober eingereicht. Dabei wird unter anderem geprüft, ob Belange der zivilen Luftfahrt dem Vorhaben entgegenstehen oder der Betrieb der Radaranlage in Haindlfing. Noch in diesem Jahr beginnt die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung. Über zwölf Monate hinweg beobachten Fachleute beispielsweise, zum Teil mit Hilfe von Hebebühnen, welche Raubvögel, Fledermäuse, Eulen und Käuze in dem Gebiet leben und wo sie genau unterwegs sind.

Erforderlich sind viele weitere Gutachten, etwa zu Umweltverträglichkeit, Schall, Schattenwurf, Wirtschaftlichkeit. Das alles werde drei bis vier Jahre in Anspruch nehmen, sagte Beermann. Danach wisse man, ob und wie viele Windräder dort tatsächlich möglich sein werden.

Die Akzeptanz solcher Anlagen ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Gegen den Bau der ersten beiden - und bisher einzigen - Windkraftanlagen im Landkreis in Johanneck, Gemeinde Paunzhausen, und vor acht Jahren in Kammerberg, Gemeinde Fahrenzhausen, gab es erheblichen Widerstand. In Allershausen ist das bisher nicht der Fall, obwohl sich die Pläne in den vergangenen Monaten herumgesprochen haben, sagte Vaas. Bei der Infoversammlung meldete sich eine einzige Kritikerin zu Wort, die die "Zerstückelung" des Schwarzholzes beklagte und von einem "Trauerspiel" und "Verbrechen" sprach. Aufgebracht verließ sie schließlich die Halle.

Die Gemeinde kassiert Gewerbesteuer, denn Sitz der Betreibergesellschaft ist Allershausen

BEG-Vorsitzender Werner Hillebrand-Hansen erläuterte abschließend die Vorteile für Gemeinde und Bürger. Diese könnten sich, gestückelt zu je 1000 Euro, mit sogenannten Nachrangdarlehen, beteiligen, frühestens allerdings 2026. Die Höhe der Verzinsung steht noch nicht fest. Da die Betreibergesellschaft ihren Sitz in Allershausen haben soll, wird die Gemeinde Gewerbesteuer erhalten. Anwohner aus Allershausen, Paunzhausen und Hohenkammer mit einem Nachrangdarlehen können auch "Bürger-Strom-Plus" beziehen, aktuell liegt der Arbeitspreis dafür bei 26,4 Cent pro Kilowattstunde.

Ziel der Bürger-Energie-Genossenschaft sei es, die Energiewende im Landkreis voranzutreiben, betonte Hillebrand-Hansen. Das erwirtschaftete Kapital werde in weitere Projekte fließen. Die BEG wächst rasant, sie zählt mittlerweile 1500 Mitglieder, im März 2022 waren es noch 1000.

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