Grünes Zentrum Weihenstephan:Licht in die Gerüchteküche bringen

Lesezeit: 2 min

Der Campus in Weihenstephan, hier das Salettl im Hofgarten und ein Verwaltungsgebäude der HSWT, hat einen exzellenten Ruf, auch in der Agrarforschung. (Foto: Veronica Laber)

Ein klärendes Fachgespräch soll die Pläne der Staatsregierung für die Zukunft der Agrarforschung in Weihenstephan offenlegen - und Spekulationen um eine "Übernahme" der HSWT durch die TU München beenden.

Von Petra Schnirch, Freising

Seit Monaten stehen Gerüchte im Raum, die TU München (TUM) könnte die Agrar-Forschung an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in irgendeiner Form schlucken. Klärende Worte von Seiten der Staatsregierung gab es in dieser Zeit keine. Bei einem Fachgespräch mit allen Beteiligten am Mittwoch, 5. Juli, sollen die Fakten nun auf den Tisch kommen. Darauf einigte sich am Mittwoch der Ausschuss für Wissenschaft und Kunst des Landtags.

Es gibt Befürchtungen, dass die TUM künftig das Sagen auch über den Bereich der praktischen Ausbildung haben solle. Eine gewisse Kooperation im Bereich der Agrarwissenschaften würden HSWT und auch die LfL sogar begrüßen - nur eben nicht unter Führung der TU München.

Der Diskussion im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst war ein Antrag der Grünen vorausgegangen, die mehr Informationen über den aktuellen Stand und die geplante Weiterentwicklung der agrarwissenschaftlichen Studiengänge an der HSWT forderten. Da sich auch die anderen Ausschussmitglieder mehr Aufklärung wünschen, sei nun ein gemeinsames Treffen mit dem Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und weiteren Beteiligten anberaumt worden, berichtete Grünen-Abgeordneter Johannes Becher. Die beiden Hochschulen sollen ebenfalls dabei sein. Ihren Antrag stellt die Fraktion zurück und hofft, dass bei dem Gespräch alle Fragen beantwortet werden.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Becher gehört dem Wissenschaftsausschuss zwar nicht an. Er nahm an der Sitzung am Mittwoch jedoch teil und durfte auch sprechen. Sein Fazit: "Es ist richtig gut gelaufen." Es sei ihm wichtig, "dass es keine feindliche Übernahme durch die TU München gibt". Ziel könne nur ein Miteinander sein, "es darf aber nichts über den Kopf der HSWT hinweg entschieden werden", betonte Becher. Der Ausschuss-Vorsitzende Robert Brannekämper (CSU) sehe dies genauso, er habe klare Worte gefunden.

Landtagsabgeordneter Benno Zierer (FW) hatte das Thema beim politischen Aschermittwoch öffentlich gemacht. Der bayerische Ministerrat hatte im Juni 2022 beschlossen, die Agrarwissenschaften am Standort Weihenstephan weiterzuentwickeln. Ziel sei, "gemeinsam mit TUM, HSWT und LfL einen europaweit einzigartigen integrierten Agrarcampus Weihenstephan zu formen, an dem Forschung, Lehre und Transfer hochschulartübergreifend erbracht werden und der dazu die individuellen Stärken zu einem agrarsystemwissenschaftlichen Gesamtansatz vereint", heißt es im Bericht zur Sitzung. Die zuständigen Ministerien wurden beauftragt, entsprechende Gespräche zu führen.

Ein externes Gremium wurde damit beauftragt, ein Konzept mit konkreten Maßnahmen vorzuschlagen. Schon bald kamen aber Befürchtungen auf, dieser Prozess könnte zu Lasten von HSWT und Landesanstalt ausgehen. Anlass zu Spekulationen lieferte vor allem der Passus: "Unter Beachtung der verfassungsrechtlich verankerten Wissenschafts- und Lehrfreiheit ist dabei besonderes Augenmerk auf die für eine Systemwissenschaft notwendigen Lehrstühle und Lehrinhalte an der TUM zu legen."

Der Staatsminister hat die Gerüchte bisher nicht entkräftet

Was Johannes Becher befremdet, ist, dass auch Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) die Spekulationen um die HSWT nicht entkräftet habe. Anlässlich der Haushaltsdebatte im Landtag habe er gefragt, ob der Staatsminister mit den Gerüchten nicht aufräumen könne. Blume habe dies jedoch nicht getan.

Die HSWT habe einen hervorragenden Ruf, auch wegen ihrer praxisnahen Lehre und Forschung im Agrarbereich, sagt Becher. Es sei wichtig, dass sie im Wahlkampf nicht zu einem "Spielball irgendwelcher Fantasien" werde.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Weihenstephan
:Auf dem Weg zur Klima-Hochschule

Mit dem neu gegründeten B.Life Centre will die HSWT dazu beitragen, dass die praxisnahe Forschung zu den Folgen des Klimawandels gestärkt wird und die Gesellschaft notwendige Maßnahmen mitträgt.

Von Petra Schnirch

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: