Neujahrsempfang der TUM in Freising:Forschen, damit der Mensch gesund bleibt

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Acht neue Professoren, darunter sieben Frauen, haben sich beim Neujahrsempfang der TUM vorgestellt: (von links) Mariana Rufino, Livia Cabernard, Corinna Dawid, Markus List, Melanie Schirmer, Ute Weisz, Dekanin Ingrid Kögel-Knabner, Romana Gerner und Antonella Di Pizio. (Foto: Marco Einfeldt)

An der TU München in Weihenstephan ist vieles im Wandel: Beim Neujahrsempfang stellen sich gleich acht neue Professorinnen und Professoren vor. Das enge Zusammenspiel verschiedenster Fachgebiete wird in der Wissenschaft immer wichtiger.

Von Petra Schnirch, Freising

An der TU München in Weihenstephan ist viel in Bewegung. 4800 junge Leute studieren derzeit an der TUM School of Life Sciences - Tendenz weiter steigend. Das sei nicht an allen Universitäten so, sagte Dekanin Ingrid Kögel-Knabner am Mittwochabend beim Neujahrsempfang am Campus. In Forschung und Lehre richtet sich die TUM teils neu aus, das zeigt die lange Liste der Neuberufungen.

Nahezu ein Drittel der gut 90 Professorenstellen wurde oder wird innerhalb weniger Jahre neu besetzt, weil viele Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand gegangen sind. Auch beim Neujahrsempfang war das nicht zu übersehen. Acht neue Gesichter am Campus wurden vorgestellt, sieben der jungen Professoren sind Frauen. Auch das steht für eine Entwicklung an der TUM: Der Frauenanteil liegt am Standort Weihenstephan inzwischen bei 32 Prozent. "Und ich hoffe, dass sich die Zahlen weiter verbessern", sagte Kögel-Knabner.

Die neuen Strukturen manifestieren sich auch in der Umbenennung des Wissenschaftszentrums Weihenstephans in TUM School of Life Sciences mit drei Departments. Ziel ist es, Themen und Fachgebiete enger zu verschränken und so neue Forschungsprojekte angehen zu können. "Working für One Health" lautet das Motto. "Menschen und Tiere können nur dann gesund leben, wenn die Umwelt gesund ist", erklärte Kögel-Knabner den Ansatz. Im Fokus stehe in erster Linie die Prävention - mithilfe der Forschung in Weihenstephan sollten Bedingungen geschaffen werden, dass der Mensch gesund isst und gesund bleibt.

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Auch das neueste Bauprojekt der TUM in Weihenstephan unterstreicht diesen interdisziplinären Ansatz: An der Liesel-Beckmann-Straße entsteht gerade das Zentrum für Infektionsprävention, in dem künftig beispielsweise Strategien gegen die weitere Verbreitung multiresistenter Keime gefunden werden sollen. Im Juli 2023 war die Grundsteinlegung, die Bauarbeiten liegen laut Kögel-Knabner im Zeitplan. Im Dezember 2025 soll das Gebäude bezugsfertig sein. Keinen kostspieligen Neubau wird es dagegen für die Tierhaltung in Thalhausen geben. Die bestehenden Gebäude dort sollen Zug um Zug renoviert und in Modulbauweise erweitert werden.

Zu den Highlights 2023 gehören für die Dekanin die zahlreichen Auszeichnungen für Forschende der TUM, eine davon ist der ERC Consolidator Grant für Nina Henriette Uhlenhaut. Exzellente Forscherinnen und Forscher werden damit in einem frühen Karrierestadium unterstützt.

Auch TUM-Präsident Thomas Hofmann war zum Neujahrsempfang gekommen und bescheinigte der TUM School of Life Sciences eine "unglaubliche Entwicklung". Er betonte ebenfalls, wie wichtig Integration und Vernetzung in der Forschung seien. Mit Blick auf die aktuelle Diskussion über die künftige Ausrichtung der Agrarwissenschaften am Standort, in die sich auch die Politik eingeschaltet hat, sagte er nur kurz: Was es nicht brauche, sei eine eigene Agraruniversität. Wer so etwas fordere, "hat nicht verstanden, wie Wissenschaft funktioniert".

An der Liesel-Beckmann-Straße entsteht derzeit das Zentrum für Inventionsprävention der TUM. (Foto: Visualisierung: Fritsch + Tschaidse Architekten)

Auch den wissenschaftlichen Nachwuchs fördert die TUM - und Studierende aus Weihenstephan erweisen sich als sehr kreativ. Beim TUM-IDEAward landeten 2023 gleich zwei Start-ups aus dem Venture Lab Food/Agro/Biotech (Fab) auf den ersten beiden Plätzen. Der erste Preis ging an Ionselect. Das Team entwickelt ein neues Tool, um den Gehalt von Stickstoff, Phosphor und Kalium in Dünger zu bestimmen. Beim Einsatz auf dem Feld soll es die Zusammensetzung der Gülle in Echtzeit messen und die Düngermenge automatisch anpassen. Die Zweitplatzierten, das Team Airgae, arbeitet an einem Bioreaktor für die Produktion von Mikroalgen, die als Fischfutter in Aquakulturen eingesetzt werden können. Sojaimporte könnten so reduziert werden.

Mit dem Venture Lab Fab versuche man, Start-ups "fit zu machen", erklärte die Dekanin. Sie könnten Räume wie Labors und Produktionsstätten nutzen. "Das hebt jetzt richtig ab." Neu aufgestellt werden soll das International Office Weihenstephan, da aus dem Ausland viele Anfragen zu Forschung und Lehre kämen.

Die neue Bäckerei am Campus wird gut angenommen

Positiv aufgenommen worden sei am Campus außerdem die Eröffnung des Servicegebäudes mit Bäckerei. "Das macht das Leben am Campus ein bisschen angenehmer." Auch das sei wichtig, damit die Studierenden wieder gerne aus dem Home-Learning zurückkommen. In diese Kategorie fällt für Kögel-Knabner auch die neue Calisthenics-Fitnessanlage. Die Fachschaften haben vor wenigen Wochen zudem ein eigenes Domizil bekommen. Sie können sich nun im renovierten Gebäude zwischen Zentralem Hörsaalgebäude und Feuerwehr treffen.

Sowohl TUM-Präsident Hofmann als auch Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher lobten die Vortragsreihe TUM@Freising, in der Wissenschaftler ihre Forschung verständlich erklären. Die Veranstaltungen kämen gut an. Es sei spannend zu sehen, was hier in Weihenstephan passiert, sagte der OB. Er sei stolz und dankbar, dass man sich um "unsere Zukunft kümmert". Die Pandemie habe auch gezeigt, wie wichtig der wissenschaftliche Diskurs sei.

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