Neue Sparkasse Freising-Moosburg:Fusion mit Bauchschmerzen

Lesezeit: 3 min

Die Moosburger Sparkasse am Stadtplatz bleibt als Niederlassung erhalten. Hauptsitz der neuen Fusionsbank wird jedoch Freising sein. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Moosburger Stadtrat stimmt mehrheitlich für eine Zusammenlegung der beiden Geldhäuser. Während der Bürgermeister emotionale Vorbehalte überwindet, befürchten andere Ratsmitglieder finanzielle Nachteile.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Wenn die Kleinstadt Moosburg sich als Mittelzentrum stets gegen größere Nachbarn wie Landshut, Erding oder Freising zu behaupten versucht und dabei wieder einmal eine eigenständige Behörde oder Einrichtung verliert, schmerzt das einige Lokalpolitiker in der Seele. So war es etwa, als einst das Krankenhaus seinen Betrieb einstellte oder als das Amtsgericht seine Moosburger Außenstelle schloss. So mancher tröstete sich seitdem vielleicht damit darüber hinweg, dass man ja immer noch die Stadt- und Kreissparkasse Moosburg als eigenständige Prestige-Institution am Ort hatte. Doch damit ist nun auch bald Schluss. Zum 1. Juni soll die Sparkasse in Moosburg mit der in Freising fusionieren. Der Moosburger Stadtrat gab dazu am Montag nach einer vor allem von den Kritikern leidenschaftlich geführten Debatte mit 14:9 Stimmen seine notwendige Zustimmung.

Eine Fusion der beiden Sparkassen im Landkreis stand in den vergangenen Jahren immer wieder einmal im Raum, scheiterte dann jedoch stets. Zuletzt aktuell war das Thema 2017, als die Initiative von der Moosburger Sparkasse ausging, ehe diese selbst einen Rückzieher machte. Im November 2021 wurde dann bekannt, dass sich Vorstände und Verwaltungsräte beider Geldinstitute in einem neuerlichen Anlauf auf die Zusammenlegung ihrer Häuser geeinigt hatten.

Das Thema wird kurzfristig in den öffentlichen Teil der Stadtratssitzung verlegt

In Moosburg ist das Thema in Politik und Öffentlichkeit nach wie vor ein heißes Eisen - eines, das man wohl lieber hinter verschlossenen Türen geschmiedet hätte. Der Tagesordnungspunkt, bei dem die Moosburger Vorstandsvorsitzende Manuela Radspieler sowie das Freisinger Vorstandsmitglied Andrea Felsner-Peifer für die beiden Sparkassen das Rahmenkonzept der Fusion vorstellten und der Stadtrat schließlich über diese abstimmte, hätte eigentlich im nicht öffentlichen Teil der Sitzung behandelt werden sollen. Offensichtlich ohne rechtliche Not, denn aufgrund eines Antrags aus der Mitte des Stadtrats wurde das Thema am Montag kurzerhand doch öffentlich diskutiert.

Radspieler und Felsner-Peifer werden zusammen mit Johann Kirsch, dem Vorstandsvorsitzenden der Freisinger Sparkasse, den Dreier-Vorstand der künftigen Sparkasse Freising-Moosburg bilden. Wenn künftig ein Mitglied des Vorstands ausscheidet, werde dieser auf ein Zweier-Team abgeschmolzen, erläuterte Radspieler, "das ist für eine Sparkasse dieser Größenordnung üblich". Faktisch wird es so sein, dass die Moosburger Sparkasse der Freisinger beitritt. Die Fusionsbank soll aber weiterhin in beiden Städten einen juristischen Sitz haben. Der tatsächliche Sitz, also die Handelsniederlassung, müsse jedoch an einem Ort sein, so Radspieler, "und das wird Freising sein". Die jetzige Moosburger Zentrale am Stadtplatz soll als Niederlassung erhalten bleiben mit einer temporären Besetzung durch ein Vorstandsmitglied an bis zu zwei Tagen pro Woche. In Moosburg sollen laut Radspieler auch Betriebs- und Stabseinheiten bleiben.

Die Vorstände reden von einer "Zwei-Säulen-Sparkasse"

Die Rede ist von einer Fusion auf Augenhöhe, bei der eine "Zwei-Säulen-Sparkasse" entstehen soll, in der sich Moosburg und Freising möglichst gleichmäßig entwickeln können. Das bestehende Personal soll erhalten bleiben. Mit mehr als 400 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von rund 2,8 Milliarden Euro "liegen wir dann im Mittelfeld der bayerischen Sparkasse und sind gut aufgestellt", sagte Felsner-Peifer.

Bürgermeister Josef Dollinger (FW) sprach sich wie seine beiden Stellvertreter Georg Hadersdorfer (CSU) und Michael Stanglmaier (Grüne) klar für eine Fusion aus. Dollinger, in der Sitzung nicht anwesend, teilte in einer schriftlichen Stellungnahme mit, seine zuvor "emotionalen Beweggründe", sich gegen eine Fusion zu positionieren, hätten "den realen Gegebenheiten weichen müssen". Er sei überzeugt, "dass das Fusionsgutachten, welches überregional von der Prüfstelle des Sparkassenverbands erstellt wurde, die Interessen beider Häuser gleichermaßen neutral und fair abbildet".

Einige Stadträte hätten gerne erst das Fusionsgutachten gesehen

Die Kritiker, die sich quer durch fast alle Fraktionen formierten, monierten dagegen, dass man eben dieses Fusionsgutachten gar nicht habe einsehen können, wie Alfred Wagner (Grüne) und Thomas Grundner (FW) betonten. Finanzreferent Jörg Kästl (ÖDP) sprach sich nicht grundsätzlich gegen die Fusion aus, doch der Fusionstermin sei "zu kurzfristig" und es gebe zu wenig Verbindliches "und zu wenig Zusagen für den Standort Moosburg". Martin Pschorr (SPD) befürchtet "negative finanzielle Auswirkungen der Fusion" auf Moosburg. Man wisse nicht, "wie viele hochwertige Stellen in Moosburg bleiben - und die Lohnsumme hat Auswirkungen auf die Gewerbesteuer", sagte auch Grundner. "Und über kurz oder lang wird man Stellen abbauen", prophezeite er.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: