Hilfe für Wildtiere:Tierische Untermieter willkommen

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Der Echinger Gregor Buchmeier gewährt Spatzen Unterschlupf. Ängste, die Vögel beschädigten Isoliermaterial, sind unbegründet, versichert er.

Von Alexandra Vettori, Eching

In den nächsten Wochen stellt die SZ Menschen vor, die es nicht beim Klagen und Schimpfen belassen, sondern selbst aktiv werden in Sachen Artenvielfalt. Im eigenen Garten, auf dem Balkon, am Haus schaffen sie Naturinseln, in denen Insekten, Vögel und Kleingetier Lebensraum finden.

Gregor Buchmeier aus dem Echinger Ortsteil Hollern hat nur mit Bauchschmerzen bei der Artikelserie mitgemacht. "Es ist eben nicht so, dass der Artenschutz kein Problem ist, wenn jeder ein bisschen mitmacht. Sondern einige Wenige richten so viel Schaden an, dass dieser kaum mehr gut zu machen ist." Seine tierischen Mitbewohner sind weniger geworden, trotz idealer Nistmöglichkeiten. "In den vergangenen zwei Jahren ist die Population an Haussperlingen in meinem Zuhause etwa um die Hälfte zurück gegangen", erzählt er. Dabei gewährt ihnen Gregor Buchmeier Unterschlupf unter dem Dach, in Rankgewächsen, im Garten.

Viele Spatzen brechen das Brüten ab

Neun Spatzennester hat er an seinem Haus, doch nur wenige haben heuer Junge aufgezogen. Die Haussperlinge und ihr Gezwitscher gehören zu den Kindheitserinnerungen von Gregor Buchmeier. Früher waren sie einfach da, inzwischen muss der Ingenieur für Verfahrenstechnik nachhelfen. Nach der Renovierung hat er Löcher unter Dachüberständen gelassen, ein paar Zentimeter groß. Ängste, die Vögel würden Isoliermaterial beschädigen, seien unbegründet, versichert er, "sie interessieren sich dafür nicht." Auch Nistkästen für andere geflügelte Untermieter hat er angebracht.

Warum die Zahl der Vögel trotzdem zurück geht, Buchmeier kann es nur vermuten. Sicher seien auch Trocken- und Regenphasen beteiligt, doch am stärksten schlage wohl der Insektenschwund durch. "Er ist so dramatisch, dass ich die Vögel mittlerweile ganzjährig füttere. Er vermutet als Hauptursache den Pestizideinsatz in der Landwirtschaft, sein Haus ist von Feldern umgeben. "Die Gifte bleiben selbstverständlich nicht nur auf den Feldern, sondern werden kilometerweit verweht", sagt Buchmeier. Dagegen helfen auch die wilden Ecken und Laubhaufen nicht, die er in seinem Garten extra für die Tierwelt liegen lässt.

München denkt über eine Gebäudebrüterprämie nach

Aus München habe er gehört, erzählt Gregor Buchmeier, dass man dort mittlerweile überlege, eine Gebäudebrüterprämie für Hausbesitzer einzuführen. "Es sagt viel über unsere Gesellschaft aus, dass so etwas in Erwägung gezogen wird", findet er. Gebäudebrüter sollten eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, aber "der Gott, dem diese Gesellschaft dient, ist das Geld." Immerhin, hofft er, könnte die Diskussion darüber wenigstens der Sache dienlich sein. Artenschwund sei eigentlich kein ganz neues Phänomen, sagt er. Mittlerweile aber nehme der Artenschwund ein Ausmaß an, das auch die Existenz des Menschen gefährde.

© SZ vom 19.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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