Studieren in Weihenstephan:Gestern Amsterdam, heute Freising

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Viele Studieninteressierte nutzen die Möglichkeit, sich beim "Open Campus" die Studienangebote der TU München in Weihenstephan anzusehen - die muss dabei auch im internationalen Vergleich bestehen.

Von Lena Meyer, Freising

Erste Einblicke in die Forschung erhielten Studieninteressierte beim "Open Campus" auch im Backlabor der TUM. (Foto: TUM)

Es liegt ein Hauch von angespannter Erwartung in der Luft. Einen ganzen Nachmittag haben angehende Studierende an der TU München (TUM) die Chance, sich über Studienangebote oder Projekte zu informieren. Anlässlich des "Open Campus" erhalten sie einen ersten Vorgeschmack auf eine mögliche akademische Reise. Für Fragen oder Beratung stehen ihnen Professoren und Mitarbeitende zur Seite. Auch Selbsttests oder spannende Rätsel fehlen nicht.

Wer hätte schon gedacht, dass es so schwer sein kann, Obst anhand von Gerüchen zu erraten, wenn man die Früchte nicht vor Augen hat? Ist es Birne, ist es Banane - eine Analyse fällt schwer, wenn man nur einen Duftstift in Händen hält. Genauso schwer ist es, die einzelnen Schritte in einem Holzquiz nachzustellen und damit die Stufen der Verwertung nachzuvollziehen. Oder den Geschmack zu identifizieren, wenn man sich ein Pollenkorn unter die Zunge legt - Nahrung für eine Hummel-Kolonie.

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Zehn Bachelorstudiengänge bietet die TUM in Weihenstephan, darunter einen sehr traditionsreichen: "Brauwesen mit Abschluss Diplom-Braumeister". Für Julius war es genau dieser Studiengang, der seine Begeisterung weckte. Der junge Mann aus Thüringen hegt schon lange eine Leidenschaft für das Brauen und möchte nun tiefere Einblicke in die chemischen Vorgänge erhalten - mehr Konkretes lernen. "Privat bin ich schon am Brauen", sagt Julius. Jetzt fehlen noch die wissenschaftlichen Ansätze. Auf die Frage, warum er sich für ein Studium in Weihenstephan entschieden hat, zuckt Julius mit den Schultern. Zwar hätte er auch in Berlin die Möglichkeit, Brauwesen zu studieren. Doch die Atmosphäre von Weihenstephan und Freising habe ihn deutlich stärker angesprochen. Lernen in der Wiege des Bieres sozusagen.

Johanna, eine angehende Abiturientin hat zumindest eine vage Vorstellung davon, welchen Weg sie einschlagen möchte. Ihr Interesse an Nachhaltigkeit, das sie bereits während ihrer Schulzeit intensiv verfolgt, könnte die Richtung vorgeben. Das Thema sei vielen Studieninteressierten sehr wichtig, bestätigt Ingrid Jositz-Pritscher vom Praktikantenamt der TUM. Über diese Entwicklung zeigt sie sich zufrieden, denn: "Die Universität hat sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben." Praktisch geschieht dies in bestimmten Versuchen. Jositz-Pritscher zeigt eine Auswahl bestimmter Bäume, an denen untersucht werde, ob sie auch trockene Phasen überleben könnten.

Viele Studiengänge werden inzwischen auf Englisch angeboten

Allgemein sei sie zufrieden mit der Zahl der Besucherinnen und Besucher. "Es ist besser als erwartet." Gerade auch junge Menschen aus anderen Ländern zeigten sich interessiert an einem Studium in Weihenstephan. So auch die beiden Schülerinnen Hera und Jasmin aus Indonesien, die derzeit eine Europareise unternehmen, um möglichst viele Universitäten kennenzulernen: Gestern Amsterdam, heute Freising, morgen Paris. "Wir wollen so viel Informationen wie möglich sammeln", erklärt Jasmin.

Bildung sei ihr wichtig, Weihenstephan gefalle ihr sehr gut, von der Uni habe sie schon während ihrer Schulzeit gehört. "Es gibt viele interessante Gebiete", schwärmt Jasmin. Ein großes Glück sei zudem, dass viele Studiengänge auf Englisch angeboten werden, findet Hera. Beeindruckt zeigten sich die beiden jungen Frauen zudem von dem Angebot der TUM, die Studierenden bei möglichen Innovationen zu unterstützen.

Auch ein Rundgang durch die Versuchsbrauerei der TUM am Weihenstephaner Berg war beim "Open Campus" möglich. (Foto: TUM)

"Die Uni macht es einfach, seine Ideen zu verwirklichen und hilft dabei", bestätigt auch Student Lauras Heller. "Es wäre dumm, das nicht wahrzunehmen." In den "Venture-Labs" haben Studierende etwa die Möglichkeit, Equipments wie 3D-Drucker zur Verwirklichung ihrer Ideen zu benutzen. Diese können wiederum bei Innovationswettbewerben vorgestellt werden und mit etwas Glück erhält man schließlich einen Preis. Möglich sei alles. Man müsse es nur versuchen.

Eine nicht minder anspruchsvolle Realität für viele junge Studierende aber ist die Wohnsituation in Freising. Trotz Vorfreude auf das Studium ist die Suche nach einer bezahlbaren Unterkunft eine der größten Herausforderungen. Julius, der angehende Braumeister aus Thüringen, nickt. "Das ist nicht so einfach, etwas zu finden." Lauras hatte Glück: Sein Studium hatte er während der Corona-Pandemie fortgeführt. "Während dieser Zeit sind viele zurück zu ihren Eltern gezogen. Das war top. Ich habe ein Haus mit Garten finden können, in das ich mit Freunden einziehen konnte", erzählt er. Doch die Zeiten haben sich wieder geändert. Seine Kommilitonin Sarah Koch erinnert sich noch gut daran, wie viele Vermieter und WGs sie angeschrieben hatte. "Von den 30 WGs haben sich fünf zurückgemeldet und am Ende konnte ich nur drei besichtigen."

Zwar gibt es in Freising Wohnheime, die moderne und bezahlbare Zimmer anbieten. Doch die Wartelisten sind lang, Studierende sind oftmals darauf angewiesen, sich anderweitig zu orientieren. Das wissen auch die Vermieter, die teilweise horrende Mieten verlangten, kritisiert eine weitere Studentin. Sarah Koch appelliert daher an alle, die sich für ein Studium interessieren: "Schreibt alles an, verbindet euch auch untereinander im Studium und sucht dann gemeinsam. Je früher ihr damit anfangt, desto besser."

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