Neufahrn:Bahnsteig, wechsel dich

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Der Neufahrner Bahnhof (Foto: Marco Einfeldt)

Weichenstörung in Neufahrn hält Fahrgäste der S1 auf Trab, die 40 Minuten auf den nächsten Zug warten.

Von Thilo Schröder, Neufahrn

Ein sächselnder Lokführer, ein munteres Wechselspiel am Bahnsteig und eine ungewöhnliche Sitzblockade: Wer am Freitagvormittag mit der S-Bahnlinie 1 gen Freising oder Flughafen fuhr, wurde aus so mancher Routine gerissen. Übliche Verspätungsansagen wirkten da fast schon wieder beruhigend. Aber der Reihe nach.

Um neun Uhr schien die Welt in Neufahrn noch in Ordnung. Die beiden Zugteile der S1 waren getrennt worden, die Fahrgäste im vorderen Abschnitt warteten auf die Weiterfahrt nach Freising. Da ertönte die Stimme des Lokführers aus den Lautsprechern: Er habe gerade erfahren, dass der Fahrdienstleiter Probleme beim Umstellen der Weichen habe. Er hoffe, "dass der das noch gebacken bekommt". Allgemeines Schmunzeln im Abteil, wohl eher ob des ungewohnten Akzents denn der Information.

Züge nach Freising und zum Flughafen verkehren zeitweise auf unterschiedlichen Gleisen

Kurze Zeit später bat der Lokführer jene mit Fahrtziel Freising auszusteigen, der gesamte Zug fahre zum Flughafen. Es käme aber in zehn Minuten ein Zug nach Freising. Der nächste Zug aus München fuhr dann tatsächlich wenig später ein, allerdings ebenfalls mit Ziel Flughafen. Wer nach Freising wollte, musste auf den anderen Bahnsteig ausweichen und dort weitere 15 Minuten warten.

Die Bahn bestätigte später eine Weichenstörung in Neufahrn, was die Fahrgäste zu diesem Zeitpunkt aber nicht wussten; eine Durchsage blieb zunächst aus. Man mutmaßte stattdessen, der überforderte Fahrdienstleiter habe wohl irgendwann resigniert und beschlossen, statt der Weichen lieber die Züge umzulenken. Der erfahrene Pendler half sich eben selbst, gemäß dem Motto: Ob du wirklich richtig stehst, siehst du, wenn das grüne Signallicht angeht.

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Um sich die Zeit zu vertreiben, schlenderte man am Bahnsteig entlang, telefonierte oder holte sich einen Cappuccino. Eine Durchsage, der Zug nach Freising habe fünf Minuten Verspätung, schien kaum jemand noch wahrzunehmen - die Bahn beginnt Verspätungen ja bekanntlich erst ab sechs Minuten zu erfassen. Nach weiteren zehn Minuten war der Zug übrigens immer noch nicht aufgetaucht.

Als er schließlich um Viertel vor zehn Uhr einfuhr, hatten die Wartenden ein Déjà-vu. Nun waren es jedoch die Flughafenreisenden, die ihrerseits die Waggons räumen und den Bahnsteig wechseln mussten. Heimliche Genugtuung stellte sich ein: Wenn schon Verspätung, dann bitte für alle. Aufklärung darüber lieferte wiederum der Lokführer, dieses Mal ohne sächsischen Akzent: Eine Person habe sich zeitweise in München am Stachus im Gleisbett niedergelassen. Gegen 10.30 Uhr fuhr die S1 laut Bahn dann wieder nach Fahrplan.

© SZ vom 19.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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