Trockenheit im Landkreis Freising:Bauern bräuchten ein "richtiges Sauwetter"

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Die Trockenheit im April macht den Landwirten zu schaffen, denn es hat in den vergangenen Wochen kaum geregnet. Auch Laien sticht dies in Auge, wie hier in einem Erdbeerfeld in Tuching, (Foto: Marco Einfeldt)

Der April ist viel zu warm und regenarm. Viele Nutzpflanzen auf den Feldern, aber auch die Wälder leiden unter der Frühjahrstrockenheit - ideal sind die Bedingungen dagegen für den Borkenkäfer.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Die Forst- und Landwirte hoffen jetzt auf den Mai. Sie hätten ihn gerne kühl und nass mit möglichst viel Regen und nicht etwa sonnig und warm, denn der April war bisher viel zu trocken und niederschlagsarm. "Im März hat es noch ein paar Mal geregnet, aber im April kam gar nichts mehr. Das Thema Frühjahrstrockenheit beschäftigt uns schon seit einigen Jahren", sagt Bauernverbandsgeschäftsführer Gerhard Stock. "So ein richtiges Sauwetter, wie wir es früher im April hatten, das geht einfach ab". Man könne aber zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage über die zu erwartende Ernte treffen, das sei zu früh, und die Natur gleiche übers Jahr auch immer viel aus.

Dennoch sagt Gerhard Stock: "Wer jetzt durch die Natur geht und ein Auge dafür hat, dem tun die Pflanzen schon sehr leid." Vor allem die Getreidearten, der Winterweizen und die Gerste, bräuchten jetzt dringend Wasser. Ertragseinbußen seien auch beim Grünland möglich, das bräuchten die Landwirte aber für die Milchviehfütterung. Der Mais werde gerade angesät, da könne man jetzt noch nichts sagen. "Und dem Hopfen macht die Trockenheit gerade nichts. Vielmehr kann man da jetzt sehr gut arbeiten", erklärte Stock.

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Auch im Landkreis wirken sich Hitze und Trockenheit auf die Ernte aus: Die Hopfenpflanzer rechnen mit leicht unterdurchschnittlichen Erträgen, bei den Futtermitteln liegen die Verluste bei etwa 30 Prozent

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Auch für den Wald ist die Lage kritisch

Der Wald aber sei ein "Dauersorgenkind". "Wir haben die letzten Sturmschäden noch nicht abgearbeitet und jetzt auch noch Frühjahrstrockenheit, das sind ideale Bedingungen für den Borkenkäfer und die Waldbrandgefahr erhöht sich", informierte Stock weiter. Gerade jetzt in der Corona-Krise seien ja viele Menschen im Wald unterwegs, da müsse man unbedingt aufpassen und nicht achtlos eine Zigarette wegwerfen. Ein weiteres Problem sei auch der Wind, denn wenn es mal geregnet habe, dann trockne es gleich wieder ab. Das seien natürlich alles Auswirkungen des Klimawandels. "Der ist jetzt aber nicht vom Himmel gefallen, sondern beschäftigt uns schon länger. Aber unsere Landwirte sind alle gut ausgebildet und richten sich darauf ein, bauen beispielsweise Zwischenfrüchte an, um die Bodenverdichtung zu verhindern". Wenn der Boden aufgelockert ist, kann das Regenwasser besser eindringen. Längere Perioden ohne ausreichende Niederschläge würden vor allem den Landwirten im Süden des Landkreises Freising Probleme bereiten. Dort sei die Humusschicht nur 15 bis 20 Zentimeter dick und danach komme gleich der Kies. Dieser Boden könne das Wasser nicht so gut speichern. Anders sei das im Norden des Landkreises.

Auch Lothar Zimmermann von der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft hätte den Mai gerne nass, wie er sagt. "Es ist nicht so dramatisch wie 2018, aber der April war einfach zu trocken und die Austrocknung wird auch noch zunehmen", sagte Zimmermann mit Blick auf die Wetterprognose für Ende April.

Dem Borkenkäfer kommt die Trockenheit gelegen

Sonnenschein von früh bis spät hat es bisher fast jeden Tag im April gegeben und das wird nach Meinung der Wetterexperten wohl auch so bleiben. Aktuell befindet sich Deutschland mitten in einer sogenannten "blockierenden Wetterlage". Seit einer Wetterumstellung Mitte März dominieren dabei vor allem Hochdruckgebiete das Wettergeschehen in weiten Teilen Europas. Atlantische Tiefs werden abgelenkt und um das Hoch herumgeführt. Ihr Regen kommt in Deutschland also nicht an. "Nun können wir den Wald ja nicht gießen, und jetzt hoffen wir mal auf den Mai", erklärte dazu Zimmermann.

Jetzt sei Lage gerade so, dass die Pflanzen begonnen hätten, die vorhandenen Bodenwasservorräte anzuzapfen, weil der Oberboden so trocken sei. Schwierig werde es auch, gerade nach den beiden Sturmtiefs im Frühjahr, mit den jetzt nötigen Wiederaufforstungen, erklärte Zimmermann. Bei den Jungpflanzen reichten die Wurzeln nur zehn bis 20 Zentimer in den Boden hinein, das sei zu wenig, um an die tiefer liegenden Wasservorräte zu kommen.

Dem Borkenkäfer wiederum kämen die derzeitigen Bedingungen gerade sehr entgegen. Dazu gehöre nicht nur die Wärme, sondern auch das viele Sturmholz in den Wäldern, ein idealer Lebensraum für ihn. Das könne derzeit wegen den Auswirkungen der Corona-Krise nicht zügig abtransportiert werden. Bei der Waldbrandgefahr liege der Landkreis Freising gerade bei der Stufe drei von fünf. Ein mittleres Niveau, bei dem erhöhte Vorsicht geboten sei.

© SZ vom 21.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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