Hitzesommer 2018:Landwirte klagen über hohe Verluste

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Die anhaltende Trockenheit trübt auch die Ernteaussichten der Landwirte in der Region. (Foto: Marco Einfeldt)

Auch im Landkreis wirken sich Hitze und Trockenheit auf die Ernte aus: Die Hopfenpflanzer rechnen mit leicht unterdurchschnittlichen Erträgen, bei den Futtermitteln liegen die Verluste bei etwa 30 Prozent

Von Nadja Tausche, Landkreis

Die deutschlandweit erwarteten Ernteeinbußen treffen auch Landwirte im Landkreis Freising. Unter anderem bricht hier der Ertrag bei Getreide, Futtermitteln und Hopfen im Vergleich zum Vorjahr ein. Für ganz Bayern rechnet das Bayerische Landesamt für Statistik beim Getreide mit einem Einbruch um 10,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt 6,2 Millionen Tonnen Getreide werden demnach schätzungsweise geerntet. Wie hoch die Einbußen im Landkreis Freising sind, hänge von der Lage des jeweiligen Hofes ab. "Es gibt sehr starke regionale Unterschiede", erklärt Nina Stückrath vom Bayerischen Landesamt für Statistik: Nicht überall habe es in diesem Jahr gleich viel geregnet.

So liegt Landwirt Johann Pleßl beim Getreideertrag deutlich unter dem errechneten bayerischen Durchschnitt. Er rechne mit ungefähr 20 Prozent weniger als im Vorjahr, sagt Pleßl. Das größte Problem sei gewesen, dass es statt einiger Tage Regen immer nur Gewitterschauer gegeben habe. Vor allem im April sei das problematisch: "Das ist die Phase, in der die Pflanze wächst." Bei ihm spiele außerdem der Boden eine Rolle. Sein Hof steht in Neufahrn, die Kiesböden dort können Wasser schlechter halten als Böden anderswo im Landkreis. Pleßl sagt, ihn treffen die Einbußen schon, er rechne das aber zum unternehmerischen Risiko dazu.

Insgesamt sind die Landwirte in diesem Jahr deutlich früher fertig mit der Ernte als normal. "Man hat früher geerntet als sonst, damit es nicht weiter austrocknet", erklärt Markus Peters, Pressesprecher des Bayerischen Bauernverbands. Während die Landwirte normalerweise oft erst Anfang September mit der Getreideernte anfangen, sei heuer zu diesem Zeitpunkt schon das meiste abgeerntet. Laut Peters ist der Landkreis Freising bei der Getreideernte im Vergleich zum Norden Bayerns verhältnismäßig gut weggekommen: Dort hätten Landwirte mit Einbußen von bis zu 50 Prozent zu rechnen.

Größere Probleme als Getreidebauern hätten Betriebe, die Vieh halten, erklärt Peters. Alles, was jetzt noch auf den Feldern wächst, habe die Hitze der vergangenen Wochen "voll abbekommen". Den Landwirten fehle es deshalb an Futtermitteln für Kühe und andere Tiere. "Das hat unmittelbare Auswirkungen", sagt Peters: Die Viehhalter hätten nicht nur finanzielle Einbußen, sondern bräuchten sofort Futter für die Tiere.

Hilfen für die Landwirte gibt es von zwei Seiten. Einmal unterstütze der Freistaat Bayern seit Anfang August beim Zukauf von Futtermitteln, erklärt Peters. Der Landkreis Freising gehöre zu den Gebieten, in denen hier pauschal ein Ertragsrückgang von mindestens 30 Prozent zu erwarten sei. Das habe das bayerische Landwirtschaftsministerium ermittelt. Landwirte können sich also um einen Zuschuss für den Zukauf von Futter bewerben. Außerdem sollen finanzielle Hilfen vom Bund die Landwirte unterstützen, wie Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) am Mittwoch bekannt gegeben hat. Peters sieht das als einen Schritt in die richtige Richtung. Zwar könne die Summe die tatsächlichen Schäden nicht ausgleichen, aber so könne man zumindest besonders betroffene Bauernhöfe unterstützen. Landwirte im Landkreis Freising werden aber nicht viel von dem Geld sehen, ist sich Landwirt Pleßl sicher. Die Einbußen seien hier nicht hoch genug.

Auch beim Hopfen ist in diesem Jahr mit einer schlechteren Ernte zu rechnen. Laut der offiziellen Schätzung geht man für die Hallertau mit einem Ertrag von 34 500 Tonnen aus - wegen der Witterung ist das weniger als sonst, wenn auch nur leicht unterdurchschnittlich. "Während der gesamten Saison hatten die Betriebe mit einem hohen Befallsdruck bei Krankheiten und Schädlingen zu kämpfen", heißt es in der Schätzung weiter. Weil die Ernte beim Hopfen im Gegensatz zum Getreide gerade erst anfängt, könne sich in den kommenden Wochen noch etwas ändern. "Es muss unbedingt kälter werden und regnen", hofft Werner Brunner, stellvertretender Geschäftsführer des Hopfenpflanzerverbands Hallertau. Für Hopfenbauer Stefan Grünberger ist es dafür schon zu spät: An diesem Freitag fängt er mit der Ernte an, wie beim Getreide ist man auch bei der Hopfenernte früher dran als sonst.

Kurz vor dem Start wies der Hopfenpflanzerverband schon einmal auf eines hin: Während der Ernte könne es vermehrt zu schlammigen und dadurch rutschigen Straßen kommen. Auch sogenannte Hopfenspikes könnten auf der Straße liegen, also aufgehäckselte Aufleindrähte der Hopfenreben. Die Landwirte ernten den Hopfen mitsamt Drähten, häckseln dann alles klein und bringen den nicht verwertbaren Teil als Kompost zurück auf die Felder, erklärt Brunner. Der Verband bittet hier um Nachsicht und weist gleichzeitig die Hopfenbauern darauf hin, die Transportanhänger dicht zu verschließen und nicht zu überladen.

© SZ vom 24.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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