Ersatzprogramm der Kirchen:Ostersegen im "Drive Through"

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So funktioniert Kirche in Zeiten des Coronavirus. Pater Ignatius Kullu in der Zollinger Kirche wird bei der Feier des Gottesdienstes gefilmt. Pater Christopher steht hinter der Kamera. (Foto: Marco Einfeldt)

Weil die Kirchen wegen der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus ihre Gottesdienste absagen, lassen sich manche Pfarreien zu Ostern Besonderes einfallen. In Attenkirchen kann man Osterspeisen vom Auto aus segnen lassen.

Von Katharina Aurich, Freising

Ostern ist das höchste christliche Fest, das Gedenken an die Auferstehung Christi vermittelt Zuversicht und Hoffnung. Allerdings wird das Osterfest 2020 kein gemeinschaftliches Fest sein. Die Gläubigen werden es alleine oder im engsten Kreis ihren Familien feiern. Damit Ostern dennoch würdevoll, aber in sozialer Distanz begangen werden kann, haben sich die Kirchengemeinden viele Gedanken gemacht. Die innovativste Idee hatte der katholische Pfarrer Stefan Rauscher: In seinen beiden Pfarreien Attenkirchen und Nandlstadt gibt es ein "Drive Through", in dem die Körbe mit dem Osterfrühstück aus dem Auto heraus gehalten und dann gesegnet werden. "Bitte reihen Sie sich in die Autoschlange ein und verlassen sie Ihr Fahrzeug nicht", schreibt Rauscher in seinen "Infos zur Kar- und Osterwoche in Zeiten von Corona".

Auch in der evangelischen Kirche in Freising versucht man, österliche Atmosphäre zu schaffen. "Wir sagen nicht, dass Ostern ausfällt, sondern es wird anders", betont Pfarrerin Dorothee Löser von der Christi Himmelfahrtskirche. Die Pfarrer sind in die Videoproduktion eingestiegen, das erste Videoclip von einem Gottesdienst aus der Christi-Himmelfahrtskirche sei schon mehr als 200-mal angeklickt worden, freut sich Löser. An allen Ostertagen wird es jeweils einen Gottesdienst online und an jedem Feiertag etwas Besonderes geben. Für diejenigen, die kein Internet haben, bereitet die Pfarrerin einen Osterbrief vor. Dieser werde an jeden Haushalt der Kirchenmitglieder geschickt, enthalte eine schöne Bildkarte und eine Vorlage für die Osterandacht am Frühstückstisch zu Hause.

Den Gottesdienst feiert Pfarrer Rauscher ohne Zuhörer

Pfarrer Rauscher legt außerdem in den Kirchen seines Pfarrverbands Attenkirchen und Nandlstadt kleine Osterkerzen aus, die in der Osterliturgie gesegnet und dann zu Hause entzündet werden. Außerdem wird "Osterwasser" gesegnet und "unter Wahrung geltender Hygienevorschriften" vorab in kleinen Fläschchen abgefüllt. "Auch dieses gesegnete Wasser dürfen Sie gerne mit nach Hause nehmen", schreibt der Pfarrer. Rauscher feiert regelmäßig alleine in den Kirchen des Pfarrverbands einen Gottesdienst, natürlich auch an den drei heiligen Tagen Gründonnerstag, Karfreitag und in der Osternacht. Mit dabei sind nur die beiden Klosterschwestern, mit denen er im Pfarrhaus in Attenkirchen lebt. "Wir glauben, dass wir uns mit allen Gläubigen im gemeinsamen Gebet verbinden, unabhängig davon, wo wir uns befinden", erklärt Rauscher. Den Menschen sei es wichtig zu wissen, "da betet einer für uns." Die Kirchen blieben immer offen und da die Gotteshäuser groß seien, könnten die Gläubigen Abstand halten.

Neben den Planungen für das Osterfest stellt Rauscher jeden Tag ein Hoffnungswort aus der Bibel auf Instagram. "Wir sind kreativ und erfinderisch, damit die Menschen nicht alleine sind." Er besuche auch Sterbende zu Hause, dies sei dann ein seelsorgerischer Notfall, berichtet Rauscher. Neulich habe er am geöffneten Fenster gestanden und mit einer Familie in Quarantäne gebetet, die einen Sterbenden zu Hause verabschiedete. Niemand solle alleine sterben, betont Rauscher, der hofft, dass die Seelsorger bald mit Schutzausrüstungen gegen das Corona-Virus ausgestattet werden.

Eine andere Idee: Anleitung für einen Hausgottesdienst

Pater Ignatius Kullu vom Pfarrverband Zolling verfasste für all diejenigen, die über kein Internet verfügen, Zettel mit der Anleitung für einen Hausgottesdienst und geistliche Impulse und deponierte sie im Kirchenportal. 300 Anleitungen waren bereits nach einer Wochen abgeholt worden und er werde immer wieder gefragt, wann die nächste Anleitung oder der nächste Impuls komme. Natürlich werde es auch eine Anleitung für das Osterfest geben. Auch Pater Kullu ist unter die Filmemacher gegangen und verschickt die Videos der Gottesdienste, die er mit seinen Mitbrüdern feiert, bisher an 150 Gläubige. Dafür nutzt er seine Erfahrung als IT-Fachmann, denn diesen Beruf hatte er ausgeübt, bevor er sich für ein Leben als Priester entschied.

Die drei Padres in Zolling filmen regelmäßig Gottesdienste, an den Osterfeiertagen wird es jeden Tag eine Messe geben, die dann an per Mail oder Whatsapp verschickt werden, mit der Bitte, sie an andere weiterzuleiten. Pater Ignatius filmt nicht nur, sondern schneidet das Material, unterlegt es mit Musik und Texten. Die Menschen freuten sich sehr darüber, berichtet er. Bisher habe er noch keinen Account auf You Tube eingerichtet, werde dies aber tun, wenn die Ausgangsbeschränkungen noch länger andauerten.

In Moosburg hat man sich gegen die digitale Umsetzung entschieden

Ganz anders geht man in Moosburg mit den Möglichkeiten des Internets um. Stadtpfarrer Reinhold Föckersperger und die Kirchenverantwortlichen vom katholischen Pfarrverband Moosburg-Pfrombach hätten sich gegen die Möglichkeiten des Internets entschieden, heißt es in einer Mitteilung. Mit der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils sei nämlich nachdrücklich klargestellt worden, dass Liturgie von allen Getauften gemeinsam und öffentlich vollzogen werden solle. Das Kastulusmünster bleibe über die Feiertage aber offen und ist am Karfreitag geschmückt. Ein Gebetszettel mit einem Segensgebet für die österlichen Speisen für ein zu Hause gehaltenes Osterfrühstück liege im Münster auf.

Auch die Freisinger Kirche Sankt Georg bleibt über die Ostertage geöffnet und wird feierlich geschmückt. Man könne dort beten und die "Aura der Ostertage" spüren, sagt Pfarrer Peter Lederer. Sehr viel sei leider nicht möglich, um Ostern zu feiern, bedauert der Pfarrer. Aber man könne sich an vergangene Feste erinnern. Dafür erstellt Lederer ein Faltblatt mit Infos, Texten und Fotos von früheren Osterfesten. Diese könnten sich die Kirchenmitglieder dann zu Hause betrachten. Videos wird es aus Sankt Georg nicht geben, "wir sind ja nicht vom Fach", sagt Leder.

© SZ vom 07.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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