Hallbergmoos:Alles Gute zum Hundertsten

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Martin Bäuerle spielte bei Gemeindejubiläen den Gründer von Hallbergmoos und ist im Ort wohlbekannt. An diesem Mittwoch feiert er Geburtstag. Seine eindrücklichen Erinnerungen hat seine Tochter für die Nachwelt festgehalten.

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Martin Bäuerle, die lebende Personifizierung des Hallbergmooser Ortsgründers Graf Hallberg, feiert an diesem Mittwoch, 3. März, seinen 100. Geburtstag. Er ist im Ort wohlbekannt, nicht nur, seit er dank seiner Ähnlichkeit mit dem Grafen bei der 150-Jahr-Feier 1980 und 25 Jahre später bei der 175-Jahr-Feier in dessen historische Rolle schlüpfte. Mit seinem markanten Gesicht und dem beeindruckenden Vollbart war Bäuerle die Idealbesetzung für diese Rolle.

"Immerhin habe ich die halbe Zeit der Ortsgeschichte von Hallbergmoos miterlebt", scherzte Martin Bäuerle noch bei seinem 95. Geburtstag. Frage man ihn jetzt nach dem Geheimnis seines langen Lebens, erzählt Tochter Anna Schäfer, die ebenfalls in Hallbergmoos lebt, antworte er mit ähnlichem Humor: "Er sagt, das liegt daran, weil er nie einen Arzt gesehen hat." So habe er auch all das genossen, was vielen anderen alten Menschen verwehrt bleibt, fettes Essen zum Beispiel, am liebsten mit viel Butter. Und für sein Alter, betont Tochter Anna, sei er wirklich noch bei guter Gesundheit, lebe daheim, erledige mit tatkräftiger Unterstützung seiner Kinder seinen Haushalt und "bastele" sich hin und wieder selbst ein Essen.

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Auf schmale Kost hat Martin Bäuerle nie Wert gelegt, er mag es am liebsten mit viel Butter

Nicht nur, weil er dem Ortsgründer Graf Hallbergmoos bei Jubiläen sein Gesicht geliehen hat, ist Martin Bäuerle in Hallbergmoos bis heute wohl bekannt. Er ist im Ort geboren, am 3. März 1921, zu einer Zeit, als Hallbergmoos noch sehr ländlich geprägt war. Von 1936 bis 1949 lebte er in Freising und absolvierte hier eine Schneider-Ausbildung. 1949 heiratete er, zog mit seiner Frau zurück nach Hallbergmoos und machte sich hier als Schneider selbständig. Fünf Kinder bekam er mit Elisabeth, vier Töchter und einen Sohn. Mittlerweile sind noch fünf Enkelsöhne und drei Urenkel dazu gekommen.

Mit den Jahren wuchs Bäuerles Kundschaft im Schneideratelier, seine Maßanzüge, Kostüme, Mäntel und Kleider lieferte er bis nach München und darüber hinaus. Zum Maßnehmen kam der Chef aber trotzdem stets höchstpersönlich vorbei, mit dem Motorrad, das bald zu seinem Markenzeichen wurde. Später arbeitete Martin Bäuerle bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1982 als Verpackungsentwickler in der Mustermacherei von Isar-Wellpappe.

Mit einer Kamera, gekauft vom ersten Gesellenlohn, hat er seine Erlebnisse festgehalten

Dass Bäuerle so viele lebendige Erinnerungen aus seinem langen Leben hinterlassen hat, liegt auch an seiner Kamera. Die nämlich hat er sich von seinem ersten Gesellenlohn gekauft, mit ihr hielt er seine Erlebnisse fest. Das liebste Ziel seiner Erkundungsfahrten mit den Brüdern und seinem Freund Michael Zeilhofer waren die Alpen - dabei waren die Burschen in der Regel mit dem Fahrrad unterwegs, was zu dieser Zeit freilich keine Ausnahme war. Später, dann schon mit Kindern, ging es zum Schifferlfahren an die Isar oder zum Zelturlaub an den Staffelsee.

Dabei war Bäuerle als Einjähriger an Kinderlähmung erkrankt. Mit 16 Jahren wurde er operiert und musste fortan nicht mehr mit einem Stock als Hilfe gehen. Dazu war Bäuerle in mehreren Hallbergmooser Vereinen aktiv. Er gründete den Gartenbauverein und den Seniorenclub mit, ist bis heute Mitglied beim Alpenverein, bei der SG Edelweiß und beim Schnupferclub.

Bäuerles Tochter hat seine Erzählungen aus der Kriegs- und Nachkriegszeit festgehalten

Dass der Nachwelt die oft sehr eindrücklichen Erinnerungen des "zweiten Grafen Hallberg" überliefert bleiben, dafür hat seine Tochter Anna Schäfer gesorgt. Sie hat seine Erzählungen niedergeschrieben und die Episoden aus der Kriegs- und Nachkriegszeit in einem Sammelblatt des Hallbergmooser Heimat- und Traditionsvereins veröffentlicht. Darin schildert sie die Erlebnisse ihres Vater beim Arbeitsdienst während der Kriegszeit in Polen und dessen Fußmarsch nach Hause.

Den 100. Geburtstag muss Bäuerle Corona-bedingt ohne großes Fest verbringen, allein wird er aber nicht sein, versichert Tochter Anna. "Wir aus der Familie werden halt nacheinander kommen. Ansonsten gibt es sicher sehr viele Telefon-Audienzen."

© SZ vom 03.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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