Morgens um sieben Uhr geht es rund im Garten von Wolfgang Reiland, "da ist hier Remmidemmi", erzählt er. Denn seit gut drei Wochen beherbergt er eine Bande von sechs jugendlichen Eichhörnchen, und "die sind morgens am muntersten". Dann fetzen sie scheinbar schwerelos in ihrer Voliere herum, kreuz und quer Salti schlagend über Seile und Äste. Dabei hing ihr Leben zu Beginn am seidenen Faden. Als verletzte oder verlassene Babys kamen sie zur Münchner Eichhörnchenhilfe, wo man sie mühevoll mit der Flasche aufgepäppelt hat. Zwei Tierchen seien noch nackt gewesen, erzählt Reiland, sie hatte eine Katze nach Hause gebracht.
Nun haben sie das Schlimmste hinter sich, in der Freiluftvoliere werden sie auf die Auswilderung vorbereitet. Damit ist Wolfgang Reiland, der auch für die Freien Wähler im Hallbergmooser Gemeinderat sitzt, nun offizielle Eichhörnchen-Pflegestelle. Die Kosten für den Käfig, gut 1200 Euro, hat die Gemeinde übernommen, schließlich wächst mit den ersten Bewohnern die nächste Eichhörnchen-Generation für den Goldachpark heran. Der Standort ist ideal, schließlich grenzt Reilands Garten direkt an den Park. Bis jetzt, erzählt er, habe er zwei wilde Eichhörnchen beobachtet, die sich täglich Nüsse aus dem außen angebrachten Futterkasten holen. Seit einer Woche aber ist es nur noch eines.
Weil die Eichhörnchen schon als Baby mit der Flasche aufgezogen worden sind, sind sie recht zahm. Manch eines frisst Reiland sogar aus der Hand.
In der Freiluftvoliere werden sie gut versorgt und auf die Auswilderung vorbereitet.
Im Mai werden die Tiere in die Natur entlassen.
Ein Eichhörnchen-Leben ist gefährlich. Es gibt mit Greifvögeln, Mardern und Katzen viele Fressfeinde, dazu kommen menschliche Fallen, Autos oder Gullydeckel, in denen man stecken bleiben kann. Ein Zeitungsartikel über zwei junge Eichhörnchen, die so gefunden wurden, habe den Ausschlag gegeben, sich mit dem Verein "Eichhörnchen Schutz" in Verbindung zu setzen. Sein Ziel war, unter fachkundiger Leitung eine Auswilderungsstation in seinem Garten aufzubauen. Als die Leute vom Verein kamen, waren sie begeistert: "Sie haben gesagt, der Goldachpark sei ideal für Eichhörnchen", so Reiland.
Die Kosten für den Käfig in Höhe von gut 1200 Euro hat die Gemeinde übernommen
Also hat er die Voliere gekauft und Eichhörnchen-gerecht gestaltet: Seitenwände gegen Wind, viele Kobel, also Schlafhäuser in Form von Körbchen und kuscheligen Deckensäcken, Schnüre mit Astscheiben, Seile und Stoffwürste zum Klettern angebracht. An mehreren Futterstationen werden Nüsse, Sonnenblumenkerne, Trauben, Äpfel und Birnen gereicht. Sehr beliebt sind Maroni. Weil die irgendwann ab Mitte August geborenen Tiere mit der Hand aufgezogen wurden, sind sie noch recht zutraulich, fressen aus der Hand und springen auf die Schulter.
Zwei dunkelbraune, zwei rote und vier braune Tiere wohnen derzeit in der Voliere, und Reiland räumt mit einer hartnäckigen Falschmeldung auf: Schwarze Eichhörnchen verdrängen keine roten, alle stammen aus Europa und vertragen sich prima. Im Mai werden sie in die Natur entlassen, einen Monat dauert die Prozedur, während der die Türe erst stundenweise geöffnet werden und die Eichhörnchen abends noch in der Voliere schlafen dürfen. Natürliches Verhalten wie Kobelbau und Futterverstecke anlegen, versicherten die Leute vom Verein, beherrschen auch in Gefangenschaft aufgezogene Tiere.
Wer ein hilflosen Eichhörnchen findet, kann sich an Wolfgang Reiland unter 0170/7301115 oder an den "Eichhörnchen Schutz" wenden. Die Notfallnummer 0176/55 37 68 64 ist immer besetzt.