Artenschutz im Landkreis Freising:"Unkenarbeit ist wie Zähneputzen"

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Nach fünf Jahren geht ein Projekt zum Schutz der Gelbbauchunke zu Ende. Die Ergebnisse stimmen positiv: Die Population hat sich erholt und die ehrenamtlichen Helfer wollen sich auch weiterhin engagieren.

Von Charline Schreiber, Freising

Das Projekt "Allen Unkenrufen zum Trotz" hat sich in den vergangenen fünf Jahren auch im Landkreis Freising dem Erhalt der vom Aussterben bedrohten Gelbbauchunke gewidmet. Jetzt zogen der Bund Naturschutz und die teilnehmenden Landkreise Bilanz. "Natürlich konnten wir mit diesem Projekt nicht die Welt retten", sagte Christine Margraf vom Bund Naturschutz. Es habe aber einen kleinen Teil zum Stopp der Biodiversitätskrise beigetragen. Das Projektgebiet zieht sich von Neuburg-Schrobenhausen über Pfaffenhofen, Freising und Erding bis nach Mühldorf und Altötting.

Der Lebensraum der Gelbbauunke wird vom Menschen bedroht

Der Mensch greift zunehmend in die Lebensräume der Tierwelt ein. Flüsse werden begradigt, Spureinkerbungen in Waldböden zugeschüttet. All das sind wertvolle Habitate für die Gelbbauchunke. Als Pionierart besiedelt sie neu entstehende, kleine Gewässer, die durch Trockenheit und menschliches Eingreifen weitestgehend verschwinden.

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In Bayern gilt die Gelbbauchunke deshalb als eine stark gefährdete Art. Gleichzeitig ist Bayern ein wichtiges Kernareal des Froschlurchs. Um die Population zu heben, hatte es sich das Projekt "Allen Unkenrufen zum Trotz" 2016 zum Ziel gesetzt, die Lebensräume der Gelbbauchunke zu sichern und zu optimieren, neue zu schaffen und bestehende lokale Populationen zu vernetzen.

Auch Patinnen und Paten für die Amphibien wurden ausgebildet. Mehr als 100 Personen, 16 davon im Jahr 2021, haben den Betreuungskurs absolviert und wollen auch nach Projektabschluss weiterhin dazu beitragen, dass die Vorkommen der Gelbbauchunke beobachtet und gemeldet werden. Die Bayerische Akademie für Natur und Landschaftspflege und der Bund Naturschutz bestätigten bei der Abschlussversammlung, dass die Kurse zur Ausbildung von Helferinnen und Helfern auch weiterhin stattfinden werden.

"Der Unkenschutz im Alltag hat sich vielerorts etabliert"

Nach fünf Jahren Arbeit zogen die Projektinitiatoren in der Freisinger Luitpoldhalle ein Resümee. Projektmanagerin Judith Jabs-Ingenhaag hob hervor, dass das öffentliche Bewusstsein für Artenschutz in den Projektjahren geschärft worden sei. "Der Unkenschutz im Alltag hat sich vielerorts etabliert." Außerdem konnten in den vergangenen fünf Jahren durch das Engagement diverser ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer 586 Tümpel angelegt werden, die zur Vergrößerung der Population beitragen. Auch drei aus dem Projektbudget von 670 000 Euro erworbene Grundstücke, die bis zu 3,7 Hektar groß sind, werden langfristig für den Artenerhalt der Gelbbauchunke gepflegt.

Die Evaluation zeige, dass in den Bereichen, in denen die Lebensumstände in den Habitaten des Froschlurchs verbessert wurden, die Population signifikant gestiegen sei, so Judith Jabs-Ingenhaag. Die genaue Zahl lasse sich nicht schätzen, aber der Bestand habe sich erholt.

"Klimaschutz ist Artenschutz", sagt Christine Margraf vom Bund Naturschutz

Die Arbeit höre mit Abschluss des Projektzeitraums nicht auf, sagte Jabs-Ingenhaag. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer kontrollierten auch weiterhin die Population und die Webseite sei weiter verfügbar. "Unkenarbeit ist wie Zähneputzen", sie falle ständig und immer wieder an, auch deswegen dürfe die Arbeit nicht terminiert sein, so Jabs-Ingenhaag.

Das im Jahr 2020 von der UN-Dekade ausgezeichnete Projekt habe auch für die Zukunft einen hohen Wert, sagte Freisings Landrat Helmut Petz und er betonte: "Wir müssen noch einen Schritt weiter gehen und den Tieren die Lebensräume lassen, die sie brauchen." Nur durch Gebietsschutz könne Biodiversität geboten werden.

Der Klimaschutz sei es, der noch immer höchste Priorität habe. "Klimaschutz ist Artenschutz", betonte Christine Margraf bei der Veranstaltung in Freising, das zeige sich gerade auch bei Amphibien wie der Gelbbauchunke, die in ihrem Lebensraum auf Wasser angewiesen ist.

© SZ vom 13.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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