Inhabergeführte Geschäfte:"Herzblut" als Motivation

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2015 hat Florian Schweiger den Laden von seinem Vater übernommen, so wie der von seinem Vater und der wiederum vom Uropa. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Uropa des jetzigen Inhabers Florian Schweiger hat alles von der Kartoffel bis zum Mehl verkauft. Heutzutage hat man sich ganz auf Obst und Gemüse spezialisiert. In der Früh zwischen fünf und sechs Uhr geht es jeden Morgen zur Großmarkthalle.

Von Petra Schnirch, Freising

Das alte Schwarz-Weiß-Foto, das Florian Schweiger im Büro aufbewahrt, zeigt: So viel hat sich eigentlich gar nicht verändert. Schon vor mehreren Jahrzehnten lockten Auslagen mit frischem Obst vor der Schaufensterfront auf dem Gehweg die Kunden in den Laden. Der war damals nur halb so groß, direkt daneben verkaufte Hans Siwy Spirituosen. Und damals gab es bei den Schweigers auch noch andere Lebensmittel für den täglichen Bedarf.

Bereits seit 1930 befindet sich das Geschäft im alten Reindlhaus an der Oberen Hauptstraße. "Es war ein richtiger Kramerladen", sagt Florian Schweiger. Sein Uropa verkaufte dort alles von der Kartoffel bis zum Mehl, zuvor war er an der Unteren Hauptstraße. Auch in den Nachkriegsjahren versorgte der Tante-Emma-Laden vor allem die Bewohner der Innenstadt. Seit den Achtzigerjahren spezialisierten sich die Schweigers dann immer mehr auf Obst und Gemüse. "Das Einzugsgebiet reicht von Mainburg bis Ismaning", schildert Florian Schweiger. Die Kunden schätzten es, dass Käseladen, Metzgerei und "Früchte Schweiger" so nahe beinander liegen.

Zwischen fünf und sechs Uhr geht der Arbeitstag los

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Die Arbeitstage von Florian Schweiger beginnen früh. Abwechselnd fahren sein Vater und er jeden Tag in die Großmarkthalle nach München. Das bedeutet: Er muss um 4 Uhr aus dem Bett. "Das ist das Los der Obsthändler." Zwischen fünf und sechs geht es los, vor Feiertagen noch früher. Drei bis vier Stunden dauert der Einkauf. Alles, was er seinen Kunden anbietet, probiere er auch, schildert der 37-Jährige, selbst die Bohnen.

Offiziell übernommen hat er das Geschäft 2015. Dass er die Familientradition fortsetzen wird, war lange nicht klar. Als Teenager wollte er das nicht, erzählt er. Vor allem mit den Arbeitszeiten habe er gehadert. "Doch da gewöhnt man sich dran." 2002, mit Anfang 20, stieg er doch ein. "Man braucht Leidenschaft dafür", sagt Schweiger - und die war ihm vielleicht doch ein bisschen in die Wiege gelegt. Schon als Schüler half er auf dem Wochenmarkt mit. Das "Herzblut", das sein Opa und sein Vater in das Geschäft gesteckt haben, bewegten ihn dazu, es weiterzuführen.

Die Moosach-Öffnung bereitet Schweiger Bauchweh

Die Kunden kommen bis aus Mainburg und Ismaning, ihnen gefällt die Nähe zu Käseladen und Metzgerei. Und sie schätzen, dass man in dem Obst- und Gemüsegeschäft besondere Ware erhält, bei Bedarf mit dem passenden Rezept dazu. (Foto: Marco Einfeldt)

Vor allem der Umgang mit frischer Ware und der Kundenkontakt machten ihm Spaß, sagt Schweiger. Die Qualität müsse passen, auch bei Schnäppchen. Wichtig ist ihm, möglichst viel regionale Ware anzubieten. Im Sommer kaufe er in der Großmarkthalle viel von Gärtnern aus dem Münchner Umland. Zwiebeln und Kartoffeln sowie in der Saison Tomaten kommen aus dem Landkreis Freising, die Kürbisse aus Niederbayern. Im Winter verkaufe er im Notfall aber auch mal Äpfel aus Neuseeland, schilderte der 37-Jährige. Die Leute seien in dieser Hinsicht bewusster geworden. "Früchte Schweiger" sei aber ein Fachgeschäft. Deshalb habe er auch im Winter zum Teil Erdbeeren im Sortiment. "Das muss jeder für sich entscheiden." Auch Ungewöhnliches nimmt er gern auf, wie vor kurzem eine blaue Traube aus Moldawien. Und was sind seine Lieblingsfrüchte? "Mango und Passionsfrucht oder auch ein bodenständiger Apfel", sagt Schweiger.

Der Verkehrsberuhigung sieht er mit gewissen Bedenken entgegen. Vor allem größere Obst- und Gemüse-Einkäufe würden die Kunden dann nicht mehr in der Innenstadt erledigen, befürchtet Schweiger, weil sie die schweren Taschen zum Auto tragen müssten. Auch die Moosach-Öffnung bereitet ihm Bauchweh. "Früchte Schweiger" befindet sich an der engsten Stelle. Bei einer Breite von 2,50 Meter sei für seine Auslagen dann eigentlich kein Platz mehr. Das aber gehöre zum Konzept. Er will erst einmal abwarten, schließt aber nicht aus, sich woanders umzuschauen. Was er schätzt in der Altstadt, sind die vielen kleinen Geschäfte. "Die heben sich von der breiten Masse ab", findet Schweiger. Außerdem kennt er viele Kunden persönlich. Da er selbst, vor allem am Wochenende, gerne kocht, hat er auch Rezepttipps parat.

18 Mitarbeiter sind bei "Früchte Schweiger" beschäftigt, viele in Teilzeit oder, gerade auf dem Wochenmarkt, auf 450-Euro-Basis. Auch seine Frau und sein Schwager sind mit eingestiegen und halten die Familientradition hoch.

© SZ vom 27.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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