Kammergasse in Freising:Planungsausschuss beschließt Nachbesserungen am "Pop-up-Radweg"

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Der Planungsausschuss des Stadtrats beschließt einige Nachbesserungen am "Pop-up-Radweg" an der Kammergasse, der sich laut Verwaltung bewährt hat. Kritiker befürchten die Zementierung eines Provisoriums.

Von Kerstin Vogel, Freising

Ein paar Nachbesserungen an der für Radfahrer eingerichteten Umfahrung der Großbaustelle in der Innenstadt hat der Planungsausschuss des Stadtrats am Mittwoch beschlossen - und damit den "Pop-up-Radweg" an der Kammergasse ein Stück weiter in Richtung Umbau zur Fahrradstraße geschubst. Zuvor waren dem Ausschuss Zahlen zur Nutzung der provisorischen Spur vorgelegt worden. Generell hat sich die Umfahrung nach Einschätzung der Stadtverwaltung bewährt.

Die Umfahrung, mit der die Radfahrenden seit September 2020 vor allem aus der Oberen Hauptstraße verbannt werden sollen, verläuft im Süden entlang des Fürstendamms und im Norden als Provisorium an der Wippenhauser Straße und eben entlang der Kammergasse. Doch diese ein wenig fälschlich so bezeichnete "Pop-up-Lane" ist umstritten. So beklagten die einen den Wegfall einer Autospur, andere warnten vor zu erwartenden Unfällen und nicht wenige waren überzeugt, dass kein Radler den gelb markierten, 1,85 Meter breiten Schutzstreifen überhaupt nutzen würde.

Kammergasse in Freising
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In der Freisinger Kammergasse entsteht eine "Pop-up-Lane", denn Radfahrer sollen die Innenstadt-Baustelle meiden.

Von Kerstin Vogel

Zahlen zeigen eine zunehmende Nutzung des Streifens

Eine Mehrheit im Stadtrat aber sah und sieht den Schutzstreifen durchaus auch als Möglichkeit, zu testen, was im Mobilitätskonzept der Stadt vorgegeben ist: die langfristige Umwandlung der Kammergasse in eine Fahrradstraße. Die nun vorgelegten Zahlen zur Evaluierung sind zwar nicht beeindruckend, zeigen aber schon eine zunehmende Nutzung des Streifens. Allerdings ist es hauptsächlich das Stück zwischen Wippenhauserstraße und Ziegelgasse, das verstärkt von Radfahrenden genutzt wird. In der Fortführung bis zur Mainburgerstraße nimmt der Zuspruch den Zahlen zufolge stark ab. Die meisten Radler umfahren offensichtlich nur die Obere Hauptstraße und biegen entweder an der Prinz-Ludwigstraße Richtung Norden ab oder - die weitaus meisten - fahren an der Ziegelgasse runter in die Altstadt. Andererseits: Wer in die Innenstadt will, muss naturgemäß irgendwann auch wieder in diese Richtung abbiegen.

Generell sieht die Verwaltung den Schutzstreifen nun als "sichere und attraktive Alternative" und hatte dem Planungsausschuss daher ein paar Maßnahmen vorgeschlagen, die neben Erneuerungen auch Anregungen von Politikern und Bürgern zur Verbesserung aufgreifen. So soll aus Sicherheitsgründen der Schutzstreifen an der Wippenhauser Straße verkürzt werden. Hier war es an der Einmündung zur Kammergasse zu gefährlichen Situationen gekommen, weil Auto- und Busfahrer oft nicht erwarteten, dass die Radler von der Schutzspur aus auch geradeaus weiter auf der Wippenhauser Straße fahren können.

Angelehnt an die Ergebnisse einer Berliner Studie zum subjektiven Sicherheitsempfinden der Radfahrenden, soll der Schutzstreifen an der Kammergasse außerdem in einem Teil farblich markiert werden. Die Straßenverkehrsordnung lässt das zu - allerdings nicht in rot, weiß oder gelb. In Berlin hat man sich für eine flächige Markierung der Schutzstreifen in grün entschieden, in München sind die Spuren zum Teil blau - und Freising soll der runde Radltisch über die Farbe entscheiden. Kosten wird die Maßnahme etwa 50 000 Euro.

Die meisten Punkte waren im Ausschuss unstrittig

An der Kammergasse soll zudem - einem Vorschlag der ÖDP folgend - für die aktuell etwa 30 Radfahrenden, die täglich von dort in die Prinz-Ludwigstraße abbiegen, ein Aufstellbereich über die gesamte Straßenbreite eingerichtet werden. Die Haltelinie an der Prinz-Ludwigstraße soll nach hinten versetzt und der Schutzstreifen an der Kammergasse bis zur Weizengasse verlängert werden - auch diesen Antrag hatte die ÖDP-Fraktion gestellt.

All das war im Ausschuss unstrittig - eine kurze Debatte entzündete sich lediglich an dem 40 000 Euro teuren Vorschlag, nun die durchgestrichenen alten Markierungen von der Kammergasse zu entfernen und die verblasste gelbe Markierung des Schutzstreifens durch eine eingefräste weiße Linie zu ersetzen. Auch damit wolle man nicht den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie für die Fahrradstraße vorgreifen, so die Versicherung - genau das aber befürchtete CSU-Stadtrat Rudi Schwaiger, der ironisch als "sogenannter blechaffiner Stadtrat" das Wort ergriff. Man zementiere hier ein Provisorium, kritisierte er und das für ein Vielfaches an Kosten, verglichen mit einer Erneuerung der gelben Markierung. Während Schwaiger einräumte, generell gegen den Radstreifen zu sein, stimmte Robert Weller (FW) aus rechtlichen Bedenken gegen die weiße Farbe. Nur gelb würde die Spur als Provisorium kennzeichnen, sagte er: "Und schon dem hat die Polizei wegen der örtlichen Gegebenheiten nur zähneknirschend zugestimmt." Wellers Antrag, deshalb auf die weiße Einfräsung zugunsten einer gelben Markierung zu verzichten, wurde jedoch abgelehnt.

© SZ vom 16.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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