Jeder einen Becher Kaffee in der Hand, so stehen drei junge Männer in der Freisinger Innenstadt beieinander und unterhalten sich. Ohne Maske natürlich, denn sonst ließe sich das heiße Gebräu nicht trinken. Gut, dass in diesem Augenblick keine Polizeistreife in der Nähe ist, sonst wären die drei wohl zur Kasse gebeten worden. Denn: "Die Schonzeit ist vorbei", betont Michael Ertl, stellvertretender Leiter der Freisinger Polizeiinspektion. Wer ohne Mund-Nasen-Schutz von der Polizei in der Innenstadt angetroffen wird, muss zahlen. So ganz scheint dies nicht allen Passanten am Donnerstagmittag bewusst zu sein. Auf ein gutes Dutzend maskenlose Leute trifft man, wenn man die Hauptstraße einmal rauf und runter läuft.
Seit 23. Oktober herrscht in der Freisinger Innenstadt die Pflicht, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Weil das damals für viele Passanten neu war, hatte es die Polizei zunächst bei mahnenden Worten belassen. "Da waren wir kulant, das machen wir jetzt nicht mehr", sagt Ertl. Dass es immer noch genug Leute gibt, die sich nicht an die Maskenpflicht halten, dokumentieren die Zahlen, die der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Freising am Dienstag und Mittwoch veröffentlicht hatte. Demnach haben die Beamten bei Kontrollen 54 Personen angetroffen, welche gegen die Infektionsschutzmaßnahmenverordnung verstoßen haben.
Schnell etwas essen? Das sollte man in einer der weniger belebten Seitengassen tun
Ausnahmen von der Verordnung lässt die Polizei nur wenige gelten. Kinder bis zu einem Alter von sechs Jahren fallen darunter. Erwachsene brauchen dagegen einen triftigen Grund, etwa gesundheitliche Beschwerden. Die betreffenden Personen müssten in diesem Fall aber ein ärztliches Attest vorweisen können. "Das überprüfen wir dann auch", sagt Ertl. "Es könnte schließlich auch gefaket sein."
Wer meint, er könne die Maskenpflicht in der Innenstadt umgehen, wenn er sich beispielsweise einen Döner kauft und diesen dann genüsslich auf einer Bank sitzend an der Hauptstraße verzehrt, der riskiert ebenfalls eine Geldbuße. Ebenso, wenn er ihn im Gehen verspeist. Denn in der Zone, die das Landratsamt mit einer Allgemeinverfügung definiert hat und die seit 31. Oktober in Kraft ist, umfasst die Innenstadt Amtsgerichtsgasse, Heiliggeistgasse, Marienplatz, Obere Hauptstraße, Untere Hauptstraße, Ziegelgasse, General-von-Nagel-Straße zwischen Heiliggeistgasse und Isarstraße, Bahnhofstraße sowie den Bereich am Bahnhofplatz zwischen Bahnlinie und Münchner Straße.
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Weil der Inzidenzwert jetzt bei 108,1 liegt, gelten zusätzliche Einschränkungen. Während Landrat Helmut Petz an die Verantwortung jedes Einzelnen appelliert, verhängt die Polizei die ersten Bußgelder.
Wer also unbedingt seinen Hunger stillen möchte, dem rät Ertl, dies in einer der weniger belebten Seitengassen zu tun. "Das ist problemlos möglich", betont der stellvertretende Leiter der Freisinger Polizeiinspektion. Ähnliches gilt auch für die beiden Männer, die da rauchend vor einem Mobiltelefonladen stehen, die Frau, die mit ihrem Kaffeebecher über die Hauptstraße läuft. Oder den jungen Mann, der auf der Unteren Hauptstraße gehend telefoniert.
Wer meint, er könne sich als Radfahrer der Maskenpflicht entziehen, der hat sich ebenfalls getäuscht. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern gilt diese in Bayern, darauf weist der ADFC eigens in einer Medieninformation hin. "Ein Radfah- rer schnauft auch", sagt Ertl. Und dabei stößt er nun mal Aerosole aus. Etwaige Ausreden, dass etwa mit Maske die Brille anlaufe, lässt er nicht gelten. Mittlerweile lasse sich die Innenstadt ganz gut umfahren. Und dazu bedarf es keiner Maske. Auch Fremde in der Stadt können sich nicht mit Unwissenheit herausreden. Denn inzwischen weisen an allen wichtigen Zugängen zur Innenstadt Schilder auf die Maskenpflicht hin.
Die Leute, die ohne Mund-Nasen-Schutz erwischt würden, reagierten ganz unterschiedlich auf die Verwarnungen durch die Polizei, sagt Ertl. Manche nähmen es gelassen, manche beschimpften die Beamten, so dass Anzeigen wegen Beleidigung fällig würden. Ertl betont, dass dieses Vorgehen gegen uneinsichtige Zeitgenossen keinen Spaß mache. "Auch die Kollegen finden das nicht lustig", versichert er. Die Polizei verstehe sich aber hier als Partner der Gesundheitsbehörden und versuche ihren Beitrag zu leisten, der Ausbreitung des Virus Einhalt zu gebieten, heißt es in einer Pressemitteilung Ertls.