Trauer um Manfred Pointner:Immer höflich, nie ein Populist

Lesezeit: 3 min

Manfred Pointner ist eine herausragende Figur im Kampf gegen eine dritte Startbahn am Flughafen im Erdinger Moos. Im September ist er im Alter von 80 Jahren gestorben. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Freisinger Alt-Landrat Manfred Pointner stirbt im Alter von 80 Jahren. Fast sein ganzes berufliches und privates Leben war von der Entscheidung geprägt, dass der Flughafen München von Riem ins Erdinger Moos verlegt wurde.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Manfred Pointner ist tot. Der frühere Freisinger Landrat starb nach Informationen des Freisinger Landratsamtes am Dienstag im Alter von 80 Jahren in einem Hospiz. Fast sein ganzes berufliches und privates Leben war von der Entscheidung geprägt, dass der Flughafen München ins Erdinger Moos verlegt wurde. Das hatte auch einen ganz persönlichen Grund. Denn geboren wurde Pointner 1943 in Franzheim, Teil der Gemeinde Oberding, ein Ort, der wegen des Flughafenbaus im Erdinger Moos abgesiedelt wurde. Getauft wurde er in dem dortigen Wirtshaus.

1969 war im Radio gemeldet worden, dass die bayerische Staatsregierung den Ersatzflughafen für Riem im Erdinger Moos bauen möchte. Franzheim, das stand damit fest, würde für die Startbahnen zubetoniert werden. Dem Ort stand die Absiedlung bevor. 70 Anwesen gab es damals.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Manfred Pointner war 34 Jahre alt, als sein Elternhaus, in dem er geboren wurde, von einem Tag auf den anderen weg war. "Ich wohnte damals schon in Neufahrn, unser Haus stand schon leer, aber ich bin immer wieder durchgefahren, habe Äpfel oder Kirschen gepflückt", erinnerte er sich später einmal in einem Gespräch mit der SZ im Jahr 2017. Eines Tages sei sein Elternhaus dann nicht mehr da gewesen: "Da war nur noch eine freie Fläche, das hatte dann schon etwas Endgültiges, obwohl es ja klar war, dass es einmal passieren würde."

Pointner besuchte das Dom-Gymnasium in Freising. Fremden erzählte er manchmal von seiner Kindheit in Franzheim und von dem Schulweg. "13 Kilometer einfach, nach Freising mit dem Fahrrad, bei Wind und Wetter, im Winter und im Sommer, ganz schön happig für einen Zwölfjährigen." Manfred Pointner schlug nach dem Abitur die Juristenlaufbahn ein und begann seine politische Karriere 1984 als Bürgermeister der Gemeinde Hallbergmoos und war dort bis 1996 im Amt. Dann trat er für die Parteienfreien Wähler als Landratskandidat an. Bis 2008 war Manfred Pointner Landrat des Landkreises Freising.

Manfred Pointner war beliebt als Politiker und als Mensch. Er war kein Polterer und sicher kein Populist. Wer mit ihm sprach, merkte sofort, dass seine Aussagen auf überprüfbaren Fakten basieren. In seinem Auftreten war Manfred Pointner stets höflich und verbindlich, niemals anbiedernd.

Kindheit
:Plötzlich war es weg

Manfred Pointner erinnert sich ans Elternhaus in Franzheim. Dort, wo jetzt die Startbahn Süd liegt, stand sein Elternhaus.

Von Birgit Goormann-Prugger

Seit seinem Amtsantritt als Landrat hatte er sich insbesondere für die Generalsanierung des Kreiskrankenhauses und den Bau eines Förderschulzentrums eingesetzt. Als Freisinger Landrat musste sich Pointner aber auch immer mit den Folgen des Flughafens auseinandersetzen, vor allem als die Staatsregierung 2005 ankündigte, dass eine dritte Startbahn gebaut werden solle. Pointner war zudem Vorsitzender der Fluglärmkommission. 2008 wurde der Freisinger auf der Liste der Freien Wähler in den Landtag gewählt.

Er war Mitglied des Ausschusses für Staatshaushalt und Finanzfragen und des Parlamentarischen Kontrollgremiums des bayerischen Landtages sowie finanzpolitischer Sprecher der Freie-Wähler-Landtagsfraktion. Er war immer stolz darauf, wie er einmal sagte, dass er seine Fraktion, "mit einer Ausnahme", davon überzeugen konnte, dass eine dritte Startbahn nicht notwendig sei. 2013 kandidierte er nicht mehr, übernahm dann aber ein Jahr später den Vorsitz der Schutzgemeinschaft. "In den 47 Jahren, in denen ich mit dem Flughafen zu tun habe, habe ich so viel Wissen und Erfahrung angesammelt - das möchte ich nicht für mich behalten", sagte er damals.

Der Amoklauf von Freising war ein prägendes Ereignis für ihn

In die Amtszeit von Manfred Pointner als Freisinger Landrat fiel aber auch ein besonders tragisches Ereignis, das ihn nie losgelassen hat. Der Amoklauf von Freising im Jahr 2002. Der 22-jährige Täter Adam Labus tötete damals zunächst in einer Deko-Firma in Eching den 41-jährigen Betriebsleiter und einen 39-jährigen Maschineneinsteller. Danach fuhr er weiter zur Wirtschaftsschule in Freising. Dort tötete er den 52-jährigen Schulleiter Klaus Cislak, verletzte einen anderen Lehrer schwer und erschoss sich dann selbst.

Manfred Pointner hatte als zuständiger Freisinger Landrat damals den Lehrern der Freisinger Wirtschaftsschule sagen müssen, dass ihr Schulleiter tot ist. "Ich kann mich nicht erinnern, dass es in meinem Berufsleben noch ein anderes Ereignis gegeben hat, das mich so betroffen gemacht hat", erinnerte er sich 20 Jahre später.

Das Freisinger Landratsamt legt ein Kondolenzbuch für alle Bürgerinnen und Bürger auf, um ihr Beileid und ihre Anteilnahme ausdrücken zu können. Das Kondolenzbuch wird ab 4. Oktober im Eingangsbereich des Landratsamts Freising zu finden sein.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ Plus30 Jahre Flughafen München
:"Das macht mich wirklich richtig zornig"

Seit mehr als 40 Jahren engagiert sich Christian Magerl im Flughafen-Widerstand und ist noch immer wütend. Auch wegen der dritten Startbahn.

Interview: Petra Schnirch, Marco Einfeldt (Fotos) und Birgit Goormann-Prugger (digitale Umsetzung)

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: