Flughafen München:Der Weg zur Eventarena ist noch weit

Lesezeit: 3 min

Eine Außenansicht der geplanten Eventarena am Flughafen (Foto: SWMUNICH Real Estate | Populous)

Genau möchte man sich nicht festlegen. Doch innerhalb der nächsten fünf Jahre geht man bei der Swmunich davon aus, die neue Kongress- und Konzerthalle am Münchner Flughafen eröffnen zu können. Bis dahin muss das umstrittene Großprojekt etliche Planungshürden überwinden, auch eine Bürgerbeteiligung.

Von Birgit Goormann-Prugger, Flughafen

Vor gut zwei Jahren hat die Stadt Freising den Weg frei gemacht für den Bau einer neuen Eventarena vor den Toren Münchens auf dem Gelände des Flughafens. Seitdem hat man nicht mehr viel von den Plänen für das Großprojekt gehört, was nicht heißt, dass sie aufgegeben wurden. Der Investor, die Swmunich mit Sitz in Freising, plant nach wie vor, eine moderne, multifunktionale Konzert- und Kongressarena mit einem Fassungsvermögen von bis zu 20 000 Besuchern zu bauen und zu betreiben. Dazu ein Parkhaus mit einer Kapazität von 1200 Stellplätzen und ein Hotel mit 200 Zimmern, alles so nachhaltig wie möglich.

Auf einen Terminplan will man sich allerdings nicht festlegen: "Es wäre zum aktuellen Zeitpunkt verfrüht, eine verbindliche Aussage darüber zu treffen, wann das erste Konzert in der neuen Arena stattfinden wird. Dennoch sind wir zuversichtlich, dass wir innerhalb der nächsten fünf Jahre die Türen zu spektakulären Konzerten öffnen können", sagte auf SZ-Anfrage Pressesprecher Jan Manz.

Die Swmunich hat aber bereits eine Vorstellung davon, wer die Eröffnung der neuen Konzert- und Kongresshalle musikalisch begleiten solle. "Persönlich würden wir uns besonders darüber freuen, die Band Coldplay als Eröffnungsband begrüßen zu dürfen", sagte Jan Manz weiter. Auch die lege viel Wert auf Nachhaltigkeit. Man wird sehen.

Zuvor muss das Großprojekt, in das der Investor nach eigenen Angaben über 300 Millionen Euro stecken will, aber noch etliche Planungshürden überwinden. Die Planungshoheit liegt in diesem Fall bei der Stadt Freising und dort finden nach Angaben vom Hauptamtsleiter Rupert Widmann derzeit die Überarbeitung des Wettbewerbsergebnisses sowie Untersuchungen durch Fachgutachter statt. Danach werde seitens der Stadt ein erster Bebauungsplanentwurf erstellt, auf dessen Grundlage der nächste Verfahrensschritt, die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange, stattfinden soll.

Wenn alles gut geht, dann geschieht das wohl noch im laufenden Jahr. Der Bebauungsplanentwurf für die neue Konzert- und Kongresshalle, so Rupert Widmann, werde voraussichtlich dem zuständigen städtischen Planungsausschuss im dritten Quartal 2024 vorgestellt.

In der Stadt Freising selbst ist das Großprojekt hochumstritten. (Foto: SWMUNICH Real Estate | Populous)

Die Diskussion darüber dürfte länger dauern, denn in der Stadt Freising selbst ist das Großprojekt hochumstritten. Kurz nach Bekanntwerden der Pläne lieferten sich Befürworter und Gegner einen Schlagabtausch. Während die einen die Aussicht auf große Konzerte lockt und sie sich Vorteile und Prestige für die Stadt Freising und die örtliche Wirtschaft erhoffen, warnen die anderen, unter anderem die Grünen, vor den Umweltbelastungen, einem Verkehrskollaps, zusätzlichen Flugbewegungen und der Konkurrenz für Freisings Kulturstätten.

Es dauerte mehrere Stunden, bis der Freisinger Stadtrat im April 2022 in einer Sondersitzung den Grundsatzbeschluss für den Bau der Eventhalle am Münchner Flughafen fassen konnte. Die Gegner einer neuen Konzert- und Messehalle am Flughafen hatten sich kurz vor dieser Sitzung in München zur Initiative "Koa Kongresshalle am Flughafen" zusammengeschlossen. An dieser Front ist es seither jedoch ruhig.

Ein Wirtschafts- und Tourismusfaktor für Freising und die Region

Bei der Swmunich hält man dagegen, dass die Konzertarena nicht nur als Kulturverstärker fungieren werde, sondern auch als wichtiger Wirtschafts- und Tourismusfaktor für Freising und die Region stärken könne. Nach der Eröffnung soll sie laut einer Studie des Consulting-Unternehmens Deloitte über 285 Millionen Euro Wertschöpfung generieren, unter anderem durch den Tourismus sowie für die regionale Hotellerie und Gastronomie, sagte Swmunich-Sprecher Jan Manz.

In den kommenden Monaten würden die Planungen weiter konkretisiert und mit der Stadt Freising abgestimmt. Hierbei würden auch die politischen Gremien einbezogen und eine "breite, transparente und mehrmalige Bürger- und Öffentlichkeitsbeteiligung" gewährleistet. Das bedeute: Jeder Bürger und jede Bürgerin der Stadt Freising habe die Möglichkeit, sich mit Ideen, Anregungen, aber auch Kritik in das Verfahren einzubringen.

Die Krise bei den Baufirmen habe man im Blick

Steigende Baukosten und Lieferengpässe haben viele Baufirmen in den vergangenen Monaten in arge Schwierigkeiten gebracht. Sieht man das bei der Swmunich und ihren Planungen für die neue Konzerthalle? "Wir erkennen, dass im Zuge der schwachen konjunkturellen Entwicklung und der damit einhergehenden gestiegenen Finanzierungs- und Baukosten ein Rückgang der Nachfrage und folglich auch der Bautätigkeit zu verzeichnen ist", sagte dazu Jan Manz. Nach einer Phase, in der Baufirmen nahezu voll ausgelastet seien, stellt sich nun aber sukzessive wieder mehr Wettbewerb ein, was sich mittelfristig positiv auf die Baukosten und die Lieferketten auswirke.

Und der Bedarf? Auch da ist man weiter zuversichtlich: "Das Jahr 2023 markierte einen weiteren bedeutsamen Höhepunkt für die Live-Musikbranche, der auch die kontinuierlich hohe Nachfrage nach Live-Auftritten nochmals verdeutlichte", lässt die Swmunich über Sprecher Janz Manz mitteilen. Künstler hätten in der digitalen Ära die Möglichkeit, rasch an Bekanntheit zu gewinnen und eine treue Fangemeinde aufzubauen. Diese Entwicklung befeuere das Verlangen der Fans nach persönlichen Live-Erlebnissen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSZ-Serie: Vergessene Orte im Münchner Umland
:Fliegerhorst Erding: Stille in der Sperrzone

2014 startete der letzte Tornado vom Erdinger Fliegerhorst. 5000 Soldaten waren dort mal stationiert. Jetzt hat sich der Mensch zurückgezogen und die Natur erobert sich das Gelände mit aller Macht zurück.

Von Gerhard Wilhelm und Birgit Goormann-Prugger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: