Corona im Landkreis Freising:Noch alles im Griff

Lesezeit: 4 min

Zwar steigen auch im Landkreis die Corona-Fallzahlen wieder an, auf eine mögliche zweite Welle ist man jedoch vorbereitet. Die SZ hält fest, was die Bürger dazu im Moment wissen müssen.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Die Corona-Fallzahlen steigen wieder. In Deutschland, in Bayern und auch im Landkreis Freising, wo seit dem 29. Februar insgesamt 1095 Personen (Stand 24. August, 11.45 Uhr) positiv auf Covid 19 getestet worden sind. Seit Beginn der Pandemie sind 44 Menschen an oder mit dem Virus verstorben. 1005 Personen sind inzwischen wieder genesen. Die Freisinger SZ gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen in dieser Situation.

Die 7-Tage-Inzidenz

Die Sieben-Tage-Inzidenz beschreibt, wie viele Menschen sich in einem definierten Gebiet, innerhalb einer Woche und auf 100 000 Einwohner gerechnet, mit dem Virus infiziert haben. Im Landkreis Freising liegt der Wert aktuell bei 18,39. Bund und Länder haben mit Blick auf Kreise und kreisfreie Städte die Sieben-Tage-Inzidenz als maßgeblich für neue Einschränkungen in der Corona-Pandemie festgelegt. Bundesweit gilt: Wird die Marke von 50 Fällen in sieben Tagen pro 100 000 Einwohnern überschritten, können in der betroffenen Gegend Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen angeordnet werden.

Das ist aktuell in Rosenheim der Fall, wo die Sieben-Tage-Inzidenz kurzzeitig über dem Wert von 50 lag. Da das Infektionsgeschehen aber nicht überall gleich stark ist, haben einige Bundesländer diese Obergrenze für sich herabgesetzt. So wurde im relativ stark betroffenen Bayern Mitte Mai vom Kabinett beschlossen, ab einem Wert von 35 Neuinfektionen ein "Frühwarnsystem" einzurichten.

Coronavirus
:So einfach wird die Sieben-Tage-Inzidenz berechnet

Die Zahl soll das Infektionsgeschehen regional vergleichbar machen und zeigt, ob es bei den Lockerungen bleiben kann. Zur Berechnung wird nur Addition, Multiplikation, Division und ein bisschen Dreisatz benötigt.

Von Stephan Handel

Der Frühwarnwert

Welche Maßnahmen im Landkreis Freising ergriffen werden müssten, wenn der Frühwarnwert von 35 bei der 7-Tage-Inzidenz überschritten werde, könne man so pauschal nicht sagen, heißt es aus dem Landratsamt. Grundsätzlich aber trete bei Überschreiten der 35/100 000 Einwohner-Grenze in der 7-Tage-Inzidenz die Koordinierungsgruppe zusammen, um das weitere Vorgehen zu planen. Zudem werde sowohl das Gesundheitsministerium als auch das Innenministerium in Kenntnis gesetzt. Danach erfolge eine weitere Abstimmung der erforderlichen Maßnahmen. Es gebe aber keinen straffen Maßnahmenkatalog, da immer im Blick behalten werden müsse, ob es sich um ein Hot-Spot-Geschehen handele oder um einen allgemeinen Anstieg der Zahlen. Ähnlich sei die Lage auch bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50. Auch hier könne keine konkrete Aussage getroffen werden. Es seien Maßnahmen zu ergreifen, diese seien aber unterschiedlich, je nachdem, um was für ein Ausbruchsgeschehen es sich handele.

SZ PlusCorona-Pandemie
:Was die neuen Corona-Zahlen zeigen - und was nicht

Das Virus ist fast überall: Bundesweit steigen die Neuinfektionen mit Corona wieder deutlich an. Manches betrachten Experten jetzt sogar mit größerer Sorge als im Frühjahr.

Von Christian Endt

Die Lage im Klinikum

Christian Fiedler ist Leiter der Notaufnahme und Hygienebeauftragter im Klinikum Freising, und dort ist die Lage seinen Aussagen zufolge momentan ruhig. Wurden in der Anfangsphase der Pandemie bis zu 80 Corona-Patienten im Klinikum betreut, so sind es aktuell laut Fiedler vier Menschen. In den Wochen davor seien es acht bis zehn gewesen. Momentan würden sich eher jüngere Menschen im Alter von 35 bis 40 Jahren anstecken. "Die stecken es leichter weg, haben Husten, Schnupfen und ein bisschen Fieber, damit können sie auch zu Hause bleiben. Da haben sie auch ihr persönliches Umfeld, das hilft", so Fiedler. "Kumpels treffen" sollten sie auch mit diesen leichten Symptomen natürlich nicht.

Auf wieder steigende Patientenzahlen sei das Klinikum Freising vorbereitet. "Wir haben ja Erfahrungen gesammelt und viel gelernt, die Schutzausrüstung ist bestellt, wir haben eine Isolierstation eingerichtet und das Personal ist geschult", berichtet der Hygienebeauftragte des Freisinger Klinikums. Was Fiedler allerdings Sorge bereitet, ist die Frage, ob die Bevölkerung und vor allem auch das Klinikpersonal Bedingungen, wie sie im März und April mit dem Lockdown geherrscht hätten, psychisch noch einmal wegstecken können. "Wir haben im Klinikum damals ja alle Abteilungen geschlossen, die nicht zwingend notwendig waren, das Personal von diesen Stationen abgezogen und alle in einem Crash-Kurs zu Intensivpflegern ausgebildet. Das ist belastend für jemanden, der eigentlich nie in der Intensivpflege sein wollte", erzählt Fiedler. Niemand habe sich wegen der vielen Überstunden beklagt. "So was macht man in einer Ausnahmesituation, aber wenn das zwei, drei Mal im Jahr kommt, wird es schwierig", warnt er.

Die zweite Welle

Auf eine mögliche zweite Welle ist der Landkreis Freising vorbereitet. Eine entsprechende Anfrage hatten die FDP-Politiker Susanne Hartmann und Tobias Weiskopf schon Anfang Juli gestellt. Die Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) existiere zwar nicht mehr, da dies nach Aufhebung des Katastrophenfalls gesetzlich nicht mehr möglich sei, heißt es in der Antwort auf die Anfrage. Der Landkreis habe aber eine Koordinierungsgruppe gebildet, welche die ursprünglichen Aufgaben der FüGK weiterverfolge. Diese bestünden vor allem in der Koordinierung von Maßnahmen und verschiedenen Behörden und Hilfsorganisationen. Zudem würden Einrichtungen wie die Drive-In-Teststelle oder das Notkrankenhaus im Klinikum im Stand-by Modus gehalten, um hier auf dramatische Änderungen der Lage innerhalb kürzester Zeit reagieren zu können. Weiterhin habe der Landkreis ein beträchtliches Lager an Schutzausrüstung aufgebaut und werde dies in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren aufrechterhalten, um über Wochen hinweg liefern zu können.

Wo man sich testen lassen kann

Bürger, die sich freiwillig auf Corona testen lassen wollen, können das nach einer Mitteilung des Freisinger Landratsamtes derzeit lediglich über die niedergelassenen Ärzte tun. Es werde jedoch mit Hochdruck daran gearbeitet, das Testzentrum in Marzling vom 1. September an wieder in Betrieb zu nehmen. Die bayerische Staatsregierung hatte angesichts der steigenden Infektionszahlen angeordnet, dass in jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt ein Corona-Testzentrum eingerichtet werden soll. Diese Vorgabe wird gerade in Marzling umgesetzt.

Fallzahlen steigen
:Corona-Testzentrum im Landkreis Freising geplant

Bis Ende August soll die Einrichtung eröffnet werden, der genaue Standort steht noch nicht fest. Polizei und Stadt Freising kontrollieren unterdessen das Einhalten des Maskenpflicht - bisher gibt es wenig Beanstandungen.

Von Birgit Goormann-Prugger

Wann kommt das Ergebnis?

Wie lange man auf das Testergebnis warten muss, hängt nach Informationen des Landratsamts derzeit immer davon ab, mit welchem Labor der testende Arzt zusammen arbeitet. Die Rücklaufzeiten seien sehr unterschiedlich, heißt es. Im Falle eines positiven Ergebnisses komme die Rückmeldung auch immer vom Freisinger Gesundheitsamt, da dann die Kontaktpersonenermittlung stattfinden müsse.

Die Infektionsquellen

Hier hält sich das Freisinger Landratsamt bedeckt. Man sei sich nicht sicher, ob die Behörde dazu konkrete Informationen preisgeben dürfe. Nur so viel: Ein Teil der positiven Fälle habe sich hier in Deutschland angesteckt, ein Teil aber auch bei einer Urlaubsreise.

Rückkehr aus Risikogebieten

Einreisende, die aus einem Risikogebiet am Flughafen München einreisen, müssen sich entweder innerhalb von 48 Stunden vor der Einreise testen lassen oder sofort nach der Einreise am Flughafen. Hierfür stehen am Flughafen München ein Testcenter im Terminal 1 Modul A und ein weiteres in der Terminal 2 Gepäckankunftshalle zur Verfügung. Die Tests sind kostenlos. Das Testergebnis wird den Reisenden, so heißt es auf der Website des Flughafens, abhängig vom Aufkommen, in der Regel innerhalb von 48 Stunden mitgeteilt. Bis ein negatives Testergebnis vorliege, müssten sich die Reiserückkehrer selbst bis zu 14 Tage zu Hause in häusliche Quarantäne begeben. Sollte das Testergebnis positiv sein, informiert das Labor das Gesundheitsamt.

© SZ vom 25.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Newsblog zum Coronavirus im Landkreis Freising
:Impfzentrum reduziert Kapazitäten

Wegen zuletzt deutlich gesunkener Nachfrage hat das Impfzentrum Freising seine Kapazitäten zuletzt reduziert. Alle Entwicklungen rund um die Coronapandemie im Landkreis Freising in unserem Newsblog.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: