Familien in der Pandemie:Austausch und Integration sind immer wichtiger

Lesezeit: 2 Min.

Psychische Probleme haben in der Pandemie gerade bei jungen Menschen zugenommen. (Foto: dpa-tmn)

Nach langer Corona-Pause können Kleinkinder beim Müttercafé im Tollhaus wieder mit Gleichaltrigen spielen. Die Eltern können Kontakte knüpfen und Anschluss finden.

Von Gudrun Regelein, Freising

Das Müttercafé im Tollhaus Lerchenfeld hat nach einer langen Corona-Pause nun wieder geöffnet. Seit vergangenem Dezember können sich Eltern mit ihren Kindern bis zum Kindergartenalter wieder in der Skaterhalle des Freizeitheimes treffen - wenn auch nach wie vor coronabedingt unter Einschränkungen. "Aber Hauptsache ist, es geht wieder weiter", sagt Leiterin Sabine von Garßen.

Die Mütter und Väter seien sehr froh um diese Treffen, viele erzählten, dass ihre Kinder in den vergangenen Monaten kaum oder sogar gar keine Kontakte mehr zu gleichaltrigen Kindern hatten. Fast alle Angebote waren coronabedingt weggebrochen. "Auch wir merken die Vereinzelung an den Kindern, die Mütter sind sehr unglücklich darüber", sagt von Garßen.

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Sabine von Garßen hat bereits 2003 gemeinsam mit ihrer Freundin Meral Meindl das Müttercafé Freising ins Leben gerufen. Schon kurz nach der Eröffnung des Jugendhauses Tollhaus in Lerchenfeld vor etwa 19 Jahren hatten die beiden Sozialpädagoginnen die Idee, es auch am Vormittag mit Leben zu füllen. Bei der Stadt Freising trafen sie auf Zustimmung, den beiden Initiatorinnen wurden die Räume unbürokratisch zur Nutzung überlassen. Seit September 2015 ist das Müttercafé ein Kooperationsprojekt von Arbeiterwohlfahrt (Awo), Caritas und der Stadtjugendpflege.

Das Angebot sei von Anfang an gut angenommen worden, erzählt von Garßen. In den folgenden Jahren stiegen die Besucherzahlen dann ständig an. Allein im Jahr 2019 zählte man bei 39 Treffen 3400 Besucherinnen und Besucher. Mittlerweile habe sich dort nicht nur ein Treffpunkt für junge Eltern und ihre Kinder etabliert. Sondern in Zusammenarbeit mit der Awo, der Caritas und der Stadt Freising gab es vor Corona zudem verschiedene Aktivitäten und Aktionen - wie die Teilnahme am Sozialbeirat, dem Afrikafest in Freising und dem Kulturfestival Mitanand. Außerdem hat das Müttercafé die Initiative "Freising frühstückt", die im Amtsgerichtsgarten veranstaltet wird, ins Leben gerufen.

Das Müttercafé öffnet immer an den Dienstagvormittagen. Die Kinder spielen, dafür gibt es neben einer Spielecke und einer Baby-Krabbellandschaft ein Bewegungsangebot in der Halle des Tollhauses mit Bobbycars und Rutschen. Die Eltern können gemeinsam frühstücken und sich austauschen. "Und um diesen Austausch geht es eigentlich, das Thema gemeinsam Familie werden und Familie sein, haben alle unsere Gäste gemeinsam", erklärt von Garßen. Vor allem Mütter mit ihren Kindern im Vorkindergartenalter kommen, die meisten sind Frauen mit Migrationshintergrund. Viele von ihnen mit einer Fluchterfahrung, die in ihrer neuen Heimat Anschluss suchen, andere Mütter kennenlernen wollen. Manchmal aber kommen auch Väter in Elternzeit oder Tagesmütter.

Das Müttercafé sei nicht nur wegen des Austausches wichtig, es diene auch der Integration. Die Mitarbeiterinnen böten eine unbürokratische Beratung, gäben viele Tipps und vermitteln Kontakte zu den sozialen Einrichtungen der Stadt Freising und des Landkreises, erklärt von Garßen. Ob es das erfolgreiche Projekt aber weiterhin geben wird, ist momentan ungewiss. Bereits vor zwei Jahren habe sich der damalige Hauptsponsor zurückgezogen. Die vergangenen zwei Jahre habe man irgendwie überbrücken können, nun aber stehe man wieder vor der Aufgabe, Geld einsammeln zu müssen. Von Garßen hofft, dass sich genügend Spender finden, um die Türen des Müttercafés weiterhin öffnen zu können.

© SZ vom 21.02.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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