Corona im Landkreis Freising:Impfen im Akkord

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Das Testzentrum des Landkreises Freising in der Luitpoldanlage. (Foto: Marco Einfeldt)

Steigende Corona-Fallzahlen und zusätzliche Auflagen erhöhen die Nachfrage in Teststationen und Impfzentrum. Im Klinikum gibt es immer mehr Covid-Patienten.

Von Alexander Kappen, Gudrun Regelein, Charline Schreiber und Birgit Goormann-Prugger, Freising

- Die steigenden Corona-Fallzahlen, auch bei geimpften Personen, zeigen: Der nachlassende Impfschutz hat vermehrt Impfdurchbrüche zur Folge. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner wurde am Dienstag mit 513 angegeben (Quelle: RKI). Im Klinikum Freising mussten zuletzt 32 Coronafälle versorgt werden, davon neun auf der Intensivstation, fünf von ihnen sind ungeimpft, vier geimpft. An vielen Stellen im Landkreis werden Maßnahmen ergriffen, um die vierte Welle zu brechen.

Das Impfzentrum

Die bayerische Staatsregierung empfiehlt die Booster-Impfung ab 18 Jahren schon nach fünf Monaten. Im Freisinger Impfzentrum sind die vorzeitigen Auffrisch-Impfungen jetzt möglich. Vom 1. Dezember an würden die Ärzte des Impfzentrums in Freising nun auch Booster-Impfungen vor der Sechs-Monats-Marke anbieten, bestätigt Albert Söhl, Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes. Bisher habe eine offizielle Haftungsübernahme der Regierung gefehlt, sodass Ärzte für eine frühere Verabreichung eigenständig hafteten, sagt Söhl.

Robert Stangl, Pressesprecher des Landratsamts, erklärt aber, dass auch jetzt noch Ärzte den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission und den Herstellerangaben folgen und sich gegen eine Booster-Impfung vor Ablauf von sechs Monaten entscheiden dürfen. Das liege in der ärztlichen Therapiefreiheit.

Laut Söhl plant das Impfzentrum, seine Rationen in den kommenden Wochen aufzustocken und das, obwohl der Impfstoff derzeit nicht ausreichend ist. Ebenso wenig wie das Personal. "Wir sind wie eine Ziehharmonika. Erst wird das Impfzentrum geschlossen, dann plötzlich wieder geöffnet, so kommt Personalmangel zustande." Aktuell würden 500 bis 600 Impfungen täglich verabreicht, gearbeitet werde im Akkord. Der Kreisgeschäftsführer zeigt sich aber zuversichtlich, dass in den kommenden Wochen wieder mehr Impfstoff und auch mehr Personal zur Verfügung stehen wird: "Wir planen auch wieder Sonderaktionen, um beispielsweise Lehrer und Erzieher zu boostern."

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Rechtzeitig um einen Termin kümmern

Trotz eines hohen Andrangs: Warteschlangen vor dem Impfzentrum gebe es nicht. Durch die Terminvergabe über das Onlineportal sei die Reihenfolge genau reglementiert. Es könne aber schon passieren, dass sich die Wartezeiten durch das hohe Interesse in der Terminvergabe zeigten und einige erst sieben Monate nach ihrer zweiten Impfung die Auffrischung erhalten. Söhl empfiehlt deswegen, sich rechtzeitig um den dritten Termin zu kümmern.

Auch deswegen erreichte in der vergangenen Woche die über 60-Jährigen im Landkreis ein persönliches Schreiben von Landrat Helmut Petz. In Absprache mit dem Freisinger Impfzentrum rief er dazu auf, sich zeitnah um eine Auffrisch-Impfung zu bemühen. 4348 Personen (Stand: 30. November) haben sich seither im Impfzentrum boostern lassen, 63 Prozent davon lassen sich den über 60-Jährigen zuordnen, erklärt Robert Stangl. In den Arztpraxen waren es bisher 10 636. Erfreulich sei, dass seit der flächendeckenden Einführung der 2-G-Regel "auch spürbar mehr Erstimpfungen zu verzeichnen" seien.

Mit Erstimpfungen für Kinder hält sich das Freisinger Impfzentrum aber bis zum 20. Dezember zurück. Denn erst dann sind die Dosierungen für die Fünf- bis Zwölfjährigen lieferbar. Derzeitig müssten Ärzte die Dosierungen händisch anpassen, das Risiko, Fehler zu machen, sei dem Personal im Freisinger Impfzentrum zu hoch. Die Haftung wolle hier keiner übernehmen, sagt Söhl. Das Landratsamt betont, dass die Berechnung einer Impfquote für den Landkreis nicht sinnvoll sei. Die Zahlen würden durchaus zeigen, wie viele Menschen im Impfzentrum, von den mobilen Impfteams oder in den im Landkreis ansässigen Arztpraxen geimpft wurden, nicht aber wo sie wohnen. Demnach ist unbekannt, wie viele Bürger mit Wohnsitz in Freising bereits geimpft sind, denn Möglichkeiten dazu gibt es auch außerhalb.

Testzentrum Moosburg

Seit vielerorts die 2-G-Plus-Regel und 3 G am Arbeitsplatz gelten, "sind wir praktisch jeden Tag ausgebucht", sagt Daniel Schwinning. Der Filialleiter der Moosburger Michaeli-Apotheke ist federführend für das Moosburger Testzentrum an der Stadtwaldstraße verantwortlich, das in Kooperation mit dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK) betrieben wird. Schwinning und sein Team haben die Testkapazität zuletzt wieder erhöht. War das Zentrum im Oktober noch drei Stunden pro Tag geöffnet, sind es mittlerweile sieben. Sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind pro Schicht im Einsatz. Wie viele Tests am Tag maximal möglich sind, könne er schwer sagen, "aber wir haben schon eine gute Kapazität", sagt Schwinning, "wir vergeben fünf Termine in fünf Minuten, testen also im Minuten-Takt". Am Wochenende übernimmt das BRK und hat seine Öffnungszeiten inzwischen auch auf fünf Stunden pro Tag erweitert. "Wir sind froh über diese Kooperation, die jetzt schon lange sehr gut funktioniert", sagt Schwinning.

Im März war das Moosburger Testzentrum im Eisstadion eröffnet worden. Als dieses wieder für den Sport benötigt wurde, zog man im Sommer in die "Hopfenhalle" an der Stadtwaldstraße um. Von der Räumlichkeit her könnte man die Kapazitäten noch erweitern, "aber momentan scheitert das eher am Personal", so der Leiter. Wer online einen Termin gebucht hat, "sollte in der Regel nicht länger als zehn Minuten warten müssen, das ist jedenfalls unser Ziel". Spontan im Testzentrum vorbeischauen kann man auch, muss dann aber mit längeren Wartezeiten rechnen, denn wer bucht, hat natürlich Vorrang.

Testzentrum Freising

Am frühen Montagvormittag ist die Schlange vor dem Testzentrum in der Luitpoldanlage schon lang - ziemlich lang sogar. Auf die Frage, ob die Wartenden tatsächlich alle einen Termin haben oder ohne gekommen sind, erfährt man, dass alle einen haben. Man sich also bitte hinten anstellen soll. Die Schlange bewegt sich nur zögerlich vorwärts, eine Mitarbeiterin des beauftragten Aicher-Teams kontrolliert, ob auch wirklich alle den notwendigen Code für eine Testung haben. Die Zeit vergeht zäh, die Kälte kriecht allmählich in den Körper. Nach einiger Zeit kommt man mit dem Vordermann und der Frau, die hinter einem wartet, ins Gespräch. Die junge Frau erzählt, dass sie den Termin eigentlich um 10.30 Uhr, also die gleiche Uhrzeit wie man selbst, hatte. Im vorigen Winter, berichtet der Mann, sei alles noch schneller gegangen. "Wahrscheinlich sind die überlastet - und Termine wurden mehrfach vergeben", meint er. Beim Testzentrum in der Innenstadt gebe es ähnlich lange Warteschlangen, sagt die Frau. Endlich, nach fast 40 Minuten, ist man an der Reihe und betritt das Zelt. Eine Mitarbeiterin kontrolliert die Daten, dann geht es weiter in den nächsten Raum. Dort wartet ein junger Mann in Schutzbekleidung. Es werde ein Nasal-Abstrich gemacht, sagt er. Also hinsetzen, den Kopf zurücklehnen, entspannt bleiben. Ein paar Sekunden ist es richtig unangenehm, aber das war es dann auch schon. Das Ergebnis werde man in etwa 20 Minuten bekommen, sagt der junge Mann zum Abschied.

Schwimmen im Fresch

"Wir freuen uns über jeden Besucher, der das gerade alles auf sich nimmt", sagt der Freisinger Bäderleiter Alexander Frederking. Eingelassen werden Geimpfte und Genesene im Freisinger Kombibad Fresch derzeit nur, wen sie nach der 2-G-Plus-Regel einen tagesaktuellen negativen Antigen-Schnelltest von einer offiziellen Teststation vorlegen können. Das ist ein zusätzlicher organisatorischer Aufwand, von dem sich sicher der eine oder andere abschrecken lässt und das merke man auch am Rückgang der Besucher im Bad, so Frederking. Doch glücklicherweise habe das Fresch viele Stammgäste, die das klaglos akzeptierten. Größere Auswirkungen auf die Besucherzahlen hätten die angeordneten Zugangsbeschränkungen seit dem 24. November. Derzeit dürfen sich nur 100 Personen gleichzeitig im Hallenbad und 50 in Saunabereich aufhalten. Ausgelegt ist das Kombibad für 600 Personen. "Wer jetzt kommt, der hat viel Platz bei uns und das ist dann ein wirklich schönes Erlebnis", wirbt Frederking für einen Besuch im Fresch unter Corona-Bedingungen. Die neuen Einschränkungen seien natürlich eine finanzielle Belastung.

Busfahren mit 3 G

Bundesweit gilt im öffentlichen Personennahverkehr derzeit die 3-G-Regel. Mitfahren darf nur, wer geimpft, genesen oder getestet ist, und das wird auch kontrolliert, sowohl in den S-Bahnen als auch in den Freisinger Stadtbussen. Organisiert werden die Kontrollen nach Informationen von Nina Reitz, Sprecherin der Freisinger Stadtwerke, vom MVV, dem die Freisinger Stadtbusse angeschlossen sind. Der MVV habe dafür einen Sicherheitsdienst angestellt. "Die steigen zu und kontrollieren die Fahrgäste stichprobenartig, so wie das auch bei den Fahrscheinkontrollen gemacht wird", informiert Reitz. Die Fahrgäste akzeptierten das auch. "Beschwerden liegen uns nicht vor."

Gefälschte Impfpässe

Immer öfter hat die Polizei auch im Landkreis mit Personen zu tun, die gefälschte Impfpässe vorlegen. So meldete erst am Montag die Neufahrner Polizei, dass wieder einmal ein Ungeimpfter versucht habe, sich mit einem gefälschten Impfausweis einen digitalen Impfnachweis zu erschleichen. Dem 61-Jährigen sei aber die Aufmerksamkeit der Apothekerin zum Verhängnis geworden, welche die Fälschung erkannt habe. Der Impfpass des Mannes wurde sichergestellt, er wurde wegen Urkundenfälschung angezeigt. Auch der Freisinger Polizei werden nach Aussagen eines Sprechers jede Woche mehrere dieser Fälle gemeldet. Dass dies ein Fall von Urkundenfälschung sei, sei anfangs nicht klar gewesen. "Rechtlich war das erst schwierig", so der Polizeisprecher. Doch dann habe die Staatsanwaltschaft das so entschieden. Jetzt droht eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren.

© SZ vom 01.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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