Bayerische Landesausstellung in Freising:Eine wirklich glückliche Fügung

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Der Domberg mit Fürstbischöflicher Residenz, Dom und dem dann frisch renovierten Diözesanmuseum sind 2024 Standorte der Landesausstellung "Bayern in Freising", die Freistaat und Erzdiözese gemeinsam gestalten. Anlass ist das Bistumsjubiläum "1300 Jahre heiliger Korbinian".

Von Petra Schnirch, Freising

Vielleicht war es ja der heilige Korbinian, der ein Wunder bewirkt hat, oder einfach eine glückliche Fügung: Die bayerische Landesausstellung 2024 findet auf dem Freisinger Domberg statt, obwohl sie eigentlich schon nach Landsberg vergeben war. "Bayern in Freising" lautet der Arbeitstitel des Gemeinschaftsprojekts von Freistaat und Erzdiözese, Anlass ist das Bistumsjubiläum "1300 Jahre heiliger Korbinian in Freising". Am Donnerstag unterzeichneten Wissenschaftsminister Bernd Sibler und Generalvikar Christoph Klingan die Kooperationsvereinbarung im Fürstengang auf dem Domberg.

Die Ausstellung wird sich in zwei große Teile im dann frisch renovierten Diözesanmuseum sowie im Dom und der Fürstbischöflichen Residenz gliedern. Im Museum wird die Geschichte Bayerns um 724 erzählt, als Korbinian erstmals nach Freising kam. Gezeigt werden auch Exponate, etwa aus den Grabungen am Domberg, die bisher noch nie öffentlich zu sehen waren. Damals regierten die Agilolfinger, das bayerische Stammesherzogtum umfasste auch ganz Österreich, bis Kaiser Karl der Große Herzog Tassilo in einem fadenscheinigen Verfahren 788 absetzte.

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(Foto: Marco Einfeldt)

Besiegeln die Zusammenarbeit für die Landesausstellung: (v. l.) Generalvikar Christoph Klingan, Weihbischof Bernhard Haßlberger, Staatsminister Bernd Sibler und Staatskanzlei-Chef Florian Herrmann.

Ein Schauplatz wird das Diözesanmuseum sein, ...

... das gerade renoviert wird.

Derzeit wird der Dachstuhl erneuert.

Im zweiten Teil macht die Ausstellung zeitlich einen großen Sprung. In Dom und Residenz wird es darum gehen, wie der Barock dieses Kapitel der Geschichte sah. Anlässlich des 1000. Bistumsjubiläums 1724 veranlasste Bischof Johann Franz Eckher die Barockisierung des Doms durch die Gebrüder Asam. Diese Kunstwerke sind zugleich Quellen für den Blick der Barockzeit auf die Geschichte des Mittelalters.

Dass alles so schnell ging, grenze "an ein Wunder"

Die Freude in Freising und in der Erzdiözese ist groß, dass es gelungen ist, innerhalb weniger Monate ein Konzept auszuarbeiten und die Ausstellung auf den Domberg zu holen. Christoph Kürzeder, Leiter des Diözesanmuseums, schilderte, dass er im Mai "mit ein bisschen Naivität" bei Richard Loibl, dem Leiter des Hauses der Bayerischen Geschichte, angefragt habe, ob mit der Landesausstellung 2024 noch etwas gehe.

Es ging eigentlich nichts mehr. Doch dann zeichnete sich ab, dass das Thema "Räuber in Bayern", das für 2024 in Landsberg geplant war, verschoben werden muss, weil sich die Sanierung des Stadtmuseums dort stark verzögert. So bekommt Freising überraschend doch noch eine Landesausstellung, nachdem die Stadt 2016 bei der Schau zu "500 Jahre Reinheitsgebot" den Kürzeren gezogen hatte. Dass sich alle Beteiligten in so kurzer Zeit geeinigt hätten und in weniger als zwei Monaten Idee und Konzept entwickelt worden waren, grenze an ein Wunder, bilanzierte Loibl. Dies sei noch nie so schnell geglückt.

Freisinger Bistumsjubiläum
:Tolle Sache

Die Landesausstellungen gelten als Besuchermagnet. Davon will die Stadt natürlich profitieren.

Vielleicht liegt das daran, dass mit dem Blick auf das Jahr 724 und die Bistumsgründung sowohl ein für die Erzdiözese als auch das Land Bayern bedeutsames Thema beleuchtet wird. Diese Zeit sei für ihn als Historiker "faszinierend" und für die "Identifikationsstiftung des Landes Bayern ganz wichtig", sagte Sibler. Er bezeichnete es als große Leistung des Hauses der Bayerischen Geschichte, dass die Landesausstellungen wissenschaftlich sehr präzise, aber dennoch gut verständlich seien. Viele Leute entdeckten dort ihr "Herz für Geschichte".

Weihbischof Haßlberger konnte es erst gar nicht glauben

Weihbischof Bernhard Haßlberger, der seit 33 Jahren auf dem Domberg lebt, sagte, er habe es zunächst gar nicht glauben können, dass die Ausstellung nach Freising komme. Der Domberg sei ein "gebührender und richtiger Ort" dafür. Er habe "ein ganz eigenes Flair". Die Gebäude dort drückten bayerische und diözesane Geschichte aus. Es sei ein Berg, der mit Dom, Kardinal-Döpfner-Haus, Diözesanmuseum, Dom-Gymnasium und Amtsgericht Altes und Neues verbinde.

Staatskanzlei-Chef Florian Herrmann würdigte die Bistumsgründung durch den Heiligen Korbinian als "Beginn einer faszinierenden Kulturgeschichte des Christentums in unseren Breiten" - und er hob das Engagement Kürzeders hervor, der mit "unglaublicher Verve" hinter dem Projekt stehe.

Der hatte zur Vertragsunterzeichnung ein kleines Exponat mitgebracht, das bei diesem Anlass zum ersten Mal präsentiert wurde: den Zahn einer Bärin als Teil eines Amuletts aus der Bronzezeit um 1500 vor Christus. Er war bei den archäologischen Grabungen im Lichthof des Diözesanmuseums entdeckt worden. Erfahrung mit Landesausstellungen hat Kürzeder bereits: Das Diözesanmuseum war schon mit mehreren Objekten an der einen oder anderen Schau beteiligt.

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