Arbeitsmarkt in Freising:Dimension der Krise ist enorm

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Agentur für Arbeit zieht Bilanz nach einem Jahr Corona. Die Zahl der Arbeitslosen steigt, Personalnachfrage und Stellenangebote sind eingebrochen.

Von Petra Schnirch, Freising

Ein Jahr nach Beginn des ersten Lockdowns zieht die Agentur für Arbeit in Freising Bilanz. Für viele Unternehmen war und ist die Corona-Pandemie mit enormen Belastungen verbunden, ebenso für Beschäftigte und Soloselbstständige. "Wir hatten quasi über Nacht eine Situation in puncto Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit, deren Dimension alles in den Schatten stellte, was wir bisher aus Krisen kannten. Und ein Ende ist bisher nicht wirklich absehbar", sagt Nikolaus Windisch, Chef der Arbeitsagentur Freising.

Die Zahl der Arbeitslosen ist in den vier Landkreisen Freising, Dachau, Ebersberg und Erding, die zum Agentur-Bezirk gehören, deutlich gestiegen. Gleich zu Beginn der Pandemie von März auf April 2020 machte sie einen Sprung von 7379 auf 9335, die Arbeitslosenquote kletterte von 2,0 auf 2,6 Prozent. Im Sommer registrierte die Arbeitsagentur eine "leichte Erholung". Im Februar 2021 lag die Quote dann aber bei 3,1 Prozent. 11 506 Personen waren auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle, 3495 mehr als ein Jahr zuvor.

Bilanz für Dezember
:Arbeitsmarkt im Landkreis "vergleichsweise robust"

Der Arbeitsmarkt habe sich zum Ausklang des schwierigen Jahres 2020 als "erfreulich aufnahmefähig" gezeigt, heißt es von der Arbeitsagentur. Der aktuelle Lockdown spiegelt sich in der Bilanz allerdings noch nicht wider.

Von Petra Schnirch

Während die Zahl der Arbeitslosen deutlich gestiegen ist, sank die Personalnachfrage

Eingebrochen ist gleichzeitig die Personalnachfrage. Die Stellenangebote gingen innerhalb eines Jahres um 22,5 Prozent zurück. Dieser "Effekt der Pandemie" könnte "uns noch längerfristig beschäftigen", sagt Windisch. "Viele Betriebe werden je nach Bedarf erst einmal die Kurzarbeit reduzieren oder beenden, bevor sie an Neueinstellungen denken." Etwas Hoffnung macht ihm, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften zuletzt zugenommen hat. Im Februar 2021 meldeten die Arbeitgeber 898 neue Stellen, 223 mehr als zu Jahresbeginn.

Stabilisiert hat den Arbeitsmarkt der "massive Einsatz von Kurzarbeit". Im April waren davon 47 344 Beschäftigte in 4063 Betrieben betroffen, der bisherige Höchststand. Die aktuellsten Zahlen stammen von Oktober: Da waren es noch 23 291 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 1812 Betrieben. Entlassungen konnten dadurch häufig vermieden werden.

"Für alle von der Krise Betroffenen ist es ganz wichtig, am Ball zu bleiben"

Die Zahlen auf dem Ausbildungsmarkt in der Region "sind aktuell vergleichsweise gut", so Windisch. Entgegen dem landesweiten Trend waren zwischen Oktober 2020 und Februar 2021 sogar 20 Stellen mehr gemeldet worden als im Vorjahreszeitraum. Die jungen Leute konnten zuletzt aus 2327 Angeboten wählen. Wer noch keine Perspektive hat, sollte sich bei der Berufsberatung melden, rät der Agentur-Chef. Wie es in den kommenden Monaten weiter gehen wird, sei schwer vorherzusehen, sagt Windisch. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung habe im Herbst prognostiziert, dass 2021 in den vier Landkreisen insgesamt durchschnittlich 11 000 Männer und Frauen arbeitslos sein werden.

"Für alle von der Krise Betroffenen ist es ganz wichtig, am Ball zu bleiben, nicht aufzugeben, neue Perspektiven zu entwickeln", betont Nikolaus Windisch. "Die Zeit könne beispielsweise für Qualifizierungen genutzt werden. Die Agentur für Arbeit unterstütze berufliche Weiterbildungen während der Kurzarbeit.

© SZ vom 23.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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