Öffentlicher Nahverkehr:Aus der Stadt zum Flughafen in nur 15 Minuten

Lesezeit: 3 min

Wegweiser an einem Abgang zur U-Bahn-Linie 6 in Richtung Garching. (Foto: Sonja Marzoner)

Der CSU-Abgeordnete Florian Herrmann und der Kirchheimer Bürgermeister Maximilian Böltl unternehmen einen neuen Vorstoß zur Verlängerung der U6. Damit wäre man dann fast so schnell am Flughafen, wie einst von Stoiber in seiner legendären Transrapid-Rede verheißen.

Von Peter Becker, Freising

"Nur zehn Minuten!" Mit diesen mittlerweile legendären Worten warb der damalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber für den Transrapid, der zwischen Münchner Hauptbahnhof und dem Flughafen im Moos verkehren sollte. Daraus ist nichts geworden. Nicht ganz so schnell wie bei Stoiber sollen Reisende aber künftig von München zum Flughafen kommen. Das verheißen der CSU-Landtagsabgeordnete Florian Herrmann und sein Parteifreund, der Kirchheimer Bürgermeister Maximilian Böttl. Die Fahrt könnte dann von München aus ins Erdinger Moos nur 15 Minuten dauern.

Voraussetzung dafür ist eine Verlängerung der U-Bahnlinie 6 von Garching hinein in den Landkreis Freising. Für dieses Projekt setzt sich der Freisinger Kreistag schon seit Jahren ein. Jetzt, im Vorfeld der Landtagswahlen im Oktober, zaubern es die beiden CSU-Politiker wieder aus der Schublade, in der es zumindest nach dem negativen Ergebnis einer Machbarkeitsstudie erst mal ruhte. Der Grund liegt wohl nahe: Böltl möchte Herrmann im bayerischen Landtag von Oktober an gerne Gesellschaft leisten.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

"Die Verlängerung der U6 von Garching-Forschungsgelände in den Landkreis Freising und an den Flughafen München ist ein wichtiges ÖPNV-Projekt, das eine erneute Prüfung verdient hat! Zusammen mit Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl setze ich mich dafür ein!", schreibt Herrmann auf seinem Facebook-Account.

In einem Schreiben an die betroffenen Landräte Helmut Petz und Christoph Göbel, aus dem der Münchner Merkur zitiert, schlagen Herrmann und Böltl drei Alternativen vor. Zum einen eine Verlängerung der U6 direkt zum Flughafen mit einem möglichen Halt in Hallbergmoos. Oder mit einer Weiterführung bis in die Flughafengemeinde, wo die Reisenden dann in die S-Bahnline 8 umsteigen könnten. Die "Variante Hallbergmoos" hatte die Machbarkeitsstudie 2020 gar mit einem negativen Wert beurteilt. Optimal wäre ein Wert von 1, ab dem Zuschüsse fließen.

Unwesentlich besser (0,11) hatte die Machbarkeitsstudie die Verlängerung der U6 nach Neufahrn beurteilt, wo die Reisenden in die S1 umsteigen müssten, um zum Flughafen zu gelangen. Und als dritte Möglichkeit bringen die CSU-Politiker eine direkte Verbindung ins Spiel, mit Zwischenhalt nur am Garchinger Forschungszentrum. Dann wären Reisende und Berufstätige schon in einer Viertelstunde am Flughafen.

Landrat Helmut Petz hält den neuerlichen Vorstoß für eine gute Idee

Mag sein, dass die Neuauflage der Idee, die U6 in den Landkreis Freising zu verlängern, dem Wahlkampf geschuldet ist. Landrat Petz erinnert aber auf Nachfrage daran, dass die frühere bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer den von ihm und Landrat Göbel geäußerten Wunsch stets mit einem kategorischen Nein abgelehnt hatte. "Hier scheint sich nun ein neuer politischer Wille zu formieren: Staatsminister Florian Herrmann hält diesen Lückenschluss Presseberichten zufolge für eine gute Idee, und dem Vernehmen nach stehen auch der jetzige Fachminister, Christian Bernreiter, sowie der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder, hinter dieser Idee", kommentiert er den neuen Vorstoß.

Die Methoden der Machbarkeitsstudie sollen veraltet gewesen sein

Petz liegt der Lückenschluss zwischen dem Weihenstephaner Campus und den Forschungseinrichtungen, der sogenannten Wissenschaftslinie, seit der Kommunalwahl 2020 am Herzen. Und nicht nur das: Das nördliche Münchner Stadtgebiet mit etwa 35 000 Beschäftigten am Flughafen sowie etwa 70 000 Fluggäste pro Tag könnte so erheblich schneller an das Erdinger Moos angebunden werden. Diese Flughafenanbindung sei hochattraktiv "und sollte im Interesse der Mobilitätswende unbedingt verwirklicht werden". Zigtausende könnten so zum Umsteigen vom Auto auf den ÖPNV motiviert werden.

Die Gutachter der Intraplan Consult hatten seinerzeit die ganze Region bis Landshut in ihre Berechnungen mit einbezogen. Trotzdem stünden ihrer Kalkulation zufolge die Kosten einer U-Bahn-Verlängerung in keinem Verhältnis zum Nutzen. Und auch der Münchner Verkehrsverbund war nicht überzeugt: Von der Verlängerung profitierten nur die Bewohner des Münchner Nordens. Im Freisinger Kreistag wurde bei der Veröffentlichung der Studienergebnisse der Vorwurf laut, sie sei nach veralteten Kriterien erstellt worden. Die sind mittlerweile tatsächlich überarbeitet worden. "Eine neue Methode berechnet auch den volkswirtschaftlichen Nutzen des ÖPNV-Ausbaus mit ein", heißt es in dem Schreiben. Herrmann ist sich sicher, dass die verlängerte U6 sowohl von den Studenten als auch den Pendelnden genutzt wird.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: