Fünf für München:Liebe, Wut und schmerzliche Erinnerungen

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Nina Reggi organisiert eine Podiumsdiskussion zum Thema Wut. Sie sagt: "Wut ist eine präsente Emotion, um gegen Ungerechtigkeit aufzubegehren." (Foto: Benjamin Quadflieg/BCQ Photography)

Nina Reggi organisiert eine Diskussion, Alexander Löwen zeigt seinen Film, und Michaela May schreibt über den Tod ihrer Geschwister - die Münchnerinnen und Münchner der Woche

Von Sabine Buchwald, Maximilian Cohrs, Gerhard Fischer und Elisabeth Fleschutz, München

Reden über Wut

Wut. Ein einfaches Wort für eine komplexe Emotion. Vor allem FLINTA* (Frauen, Lesben, Inter-, Nonbinäre, Trans- und Agender-Personen) wird sie oft nicht zugestanden, sagt Nina Reggi, stellvertretende Geschäftsführerin der Münchner Frauenakademie. Als Gründungsmitglied des F*AMLab organisiert sie anlässlich des sogenannten Frauenkampfmonats März gerade eine Podiumsdiskussion zu diesem Thema am Samstag, 5. März, im Habibi Kiosk der Münchner Kammerspiele. "Wut ist eine präsente Emotion, um gegen Ungerechtigkeit aufzubegehren", sagt Reggi. Dieses Aufbegehren ist das Ziel des Labors für feministische Forschung, Bildung und Praxis, kurz F*AMLab. Im ersten Lockdown gründete Reggi das Netzwerk gemeinsam mit Alex Rau, Miriam Gutekunst, Birgit Erbel und Teresa Bittermann. Ihre Intention: In einer Zeit, in der feministische Themen wie Care-Arbeit und häusliche Gewalt an Sichtbarkeit verloren haben, weiterhin auch aus dem privaten Bereich heraus politisch aktiv zu sein. Das Labor agiert an der Schnittstelle von Wissenschaft, Kunst und Aktivismus und ist an die Frauenakademie angegliedert. "Die Idee ist, einerseits nicht mit bestehenden Institutionen zu brechen, aber doch radikaler zu agieren - und sich ins Münchner Stadtgeschehen einzumischen", sagt Reggi. Beispielsweise mit kostenlosen Veranstaltungen wie jetzt in den Kammerspielen. Auf dem Podium werden neben anderen die Autorin Ciani-Sophia Hoeder und die Journalistin und Kuratorin Nabila Abdel Aziz über Wut diskutieren. Viel zu oft werde das Thema von rechten Strömungen instrumentalisiert, findet Nina Reggi.

Film im Netz

Alexander Löwen, in Moskau geboren, in Bayern aufgewachsen, studiert an der Hochschule für Film und Fernsehen. (Foto: privat)

Filme müssen gesehen werden, findet der Regisseur Alexander Löwen, 30. Weil in den vergangenen zwei Jahren Festivals teils ausfielen oder eingeschränkt stattfanden, stellt er seinen neuen Film "Erbarme dich unser" nun auf Youtube. Löwen, in Moskau geboren, in Bayern aufgewachsen, studiert an der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen. Das Thema seiner Arbeit führt zu seinen Wurzeln: Die junge Jana lebt im Korsett ihrer russisch-orthodoxen Familie. Die Liebe zu ihrem jesidischen Freund Arian hat für sie große Konsequenzen. Link zum Film: https://youtu.be/DDjbjk589h4.

Weiße Rose

Sophie Scholl, Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus, war am 18. Februar 1943 verhaftet und am 22. Februar 1943 hingerichtet worden. Sie gehörte der Gruppe "Weiße Rose" an. Die Katholische Akademie in Bayern zeigt anlässlich dieser Jahrestage den Film "Sophie Scholl. Aktualisierungen" mit Hildegard Kronawitter, Vorsitzende der Weiße Rose Stiftung. "Kronawitter nimmt uns mit auf einen Spaziergang zu Münchner Erinnerungsorten an die Weiße Rose, um mit uns über die damaligen Ereignisse, aber auch über die Erinnerungskultur nachzudenken", heißt es in einer Mitteilung der Akademie. So geht es an die Uni, wo die Gruppe Flugblätter von der Brüstung nach unten fallen ließ, in die Mandlstraße zu jenem Haus, in dem die Weiße-Rose-Mitglieder Sophie Scholl und Willi Graf gewohnt haben, als sich die Lage zuspitzte, oder zum Wittelsbacher Palais, wo der Prozess gegen die Widerstandskämpfer stattgefunden hat. Man findet den Film, der gut eine Stunde dauert, unter anderem auf Youtube.

Mode fürs Gewissen

Mag T-Shirts: Felix Köhnlein. (Foto: Veronika Mance/oh)

Das Glas ist bei Felix Köhnlein immer mindestens halb voll. So ist seine Mentalität. Diese positive Lebenseinstellung und das Interesse an Mode bewegten den 29-Jährigen im Juni 2020 dazu, zusammen mit Patrick Themar, einem Freund aus Kindheitstagen, ein eigenes Label namens "Halbvoll" zu gründen. Das war zwar mitten in der Pandemie; da die T-Shirts und Pullis jedoch über einen Online-Shop verkauft werden, legte das Münchner Unternehmen trotzdem einen erfolgreichen Start hin. Der Fokus liegt bei Köhnlein und Themar nicht auf Gewinnmaximierung, sondern auf Nachhaltigkeit und Fairness. "People and planet over profit", um es mit Köhnleins Worten zu sagen. Auf die Frage, was er den Fast-Fashion-Konzernen, von denen viele das Zitat zugunsten des Profits umdrehen würden, ins Gesicht sagen würde, wenn er die Chance dazu hätte, antwortet er: "Wie könnt ihr nur? Habt ihr kein schlechtes Gewissen?" Deswegen bestehen die T-Shirts, die seine Firma produziert, ausschließlich aus Bio-Baumwolle. Das wenige Polyester in den Hoodies stammt aus recycelten Kunststoffen. Beim Versand werden keine Plastikverpackungen benutzt. Außerdem, sagt Köhnlein, würden die Produzenten der Kleidungsstücke überdurchschnittlich gut bezahlt. Für den Jungunternehmer war schon lange klar, dass er sein Geld auf eine umweltschonende Art verdienen möchte. Er absolvierte zuerst eine Ausbildung zum Industriekaufmann, es folgten Bachelor und Master in Management erneuerbarer Energien. Jedem Modekonsumenten möchte Köhnlein ein Motto mit auf den Weg geben: "weniger kaufen, länger tragen."

Blick zurück

In ihrer Autobiografie schreibt Michaela May darüber, wie der Tod ihrer Geschwister ihr Leben beeinflusst hat. (Foto: Claus Schunk)

Michaela May, 69, hat eine Autobiografie geschrieben, die diese Woche erscheint. "Hinter dem Lächeln" heißt das Buch der Münchner Schauspielerin. Das passt gut, da die Biografie nicht nur von ihrer Karriere handelt, sondern auch Einblicke in ihr Privatleben gewährt. Gertraud Mittermayr, wie May bürgerlich heißt, schreibt zum Beispiel vom Schicksal ihrer Familie. Ursprünglich hatte sie drei Geschwister, sie nahmen sich im Laufe der Zeit alle das Leben. Wie sie den Schmerz verarbeiten konnte und trotz allem mittlerweile ein glückliches Leben führt, beschreibt Michaela May in ihrem Buch.

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