Reaktionen auf Durchsuchungen in Erzdiözese München:"Ein wichtiges politisches Zeichen"

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Die Mariensäule auf dem Marienplatz wurde zum Dank dafür errichtet, dass München und Landshut im Dreißigjährigen Krieg nicht zerstört wurden. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Nach der Durchsuchung im Erzbistum München gibt es Lob, aber auch Kritik - an Ermittlern, Politik und Kirche.

Von Bernd Kastner und Julian Meier

Ermittler und Erzbistum schweigen, andere dagegen kommentieren die Missbrauchs-Ermittlungen der Staatsanwaltschaft samt Durchsuchung in der katholischen Kirchenzentrale in München. "Es ist überfällig, dass zur Rolle der kirchlichen Verantwortungsträger umfassend ermittelt wird", erklärt Gabriele Triebel, Landtagsabgeordnete der Grünen. "Ein wichtiges politisches Zeichen".

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) wollte sich im Presseclub zur Durchsuchung nicht äußern, kritisierte allerdings die Aufarbeitung der Kirche: Es hätten sich "alle von Beginn an ein schnelleres und gründlicheres Verfahren gewünscht". Zu spät habe sich die Kirche der "vollen Realität" gestellt. Dadurch sei der Eindruck entstanden, die Kirche tue nicht genügend für die Aufarbeitung. In Schutz nahm Söder Kardinal Reinhard Marx: "Es gab auch schwere Kritik an Personen, die gar nichts dafürkönnen, die das sehr getroffen hat."

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Bei der Durchsuchung im Münchner Erzbistum ging es um "Fall 26" aus dem Missbrauchsgutachten - einen verurteilten Priester und den Umgang der Kirche mit ihm. Kirchenintern gab es für dessen Taten ein Codewort.

Von Bernd Kastner

Laut Justizminister Georg Eisenreich (CSU) habe es in Missbrauchsverfahren in Bayern seit 2017 in 39 Fällen bei Geistlichen und Kirchenangehörigen Durchsuchungen gegeben. Diese dienten "nicht dazu, ein politisches Signal zu setzen, sondern Beweismittel zu finden".

Richard Kick vom Betroffenenbeirat in der Erzdiözese findet es "bemerkenswert", dass es nach Jahren des Wegschauens der Staatsregierung endlich Bewegung gebe. Ihm gehe es aber auch um die Betroffenen: Bisher zahlten die Kirchen "allenfalls Almosen" als Anerkennungsleistung. Der Staat müsse sich um sie kümmern, er habe "die Pflicht zur Opferfürsorge". Christian Weisner von "Wir sind Kirche" erklärt, dass eine Dursuchung schon 2010 hätte geschehen sollen. Da aber sei "alles versucht" worden, um Joseph Ratzinger, den damals amtierenden Papst, und sein Handeln als Münchner Erzbischof "makellos erscheinen zu lassen".

Rosi Mittermeier von der Initiative "Sauerteig", die sich in Garching/Alz für Aufarbeitung engagiert, will auch die Verantwortlichen belangt wissen, die Tätern Deckung boten. Man müsse zudem Verjährungsregeln prüfen, um Serientäter besser sanktionieren zu können. "Irritierend" findet Michaela Huber, Vorsitzende der "Unabhängigen Aufarbeitungskommission" der Erzdiözese, dass die Ermittler ausgerechnet in München eine Durchsuchung vollzogen haben. Gerade in der Erzdiözese werde "außerordentlich viel für die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs gemacht".

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