Literaturfestival in Erlangen:Dem Wetter und Virus zum Trotz

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Schon 2020 war das Erlanger Poetenfest ein Gummistiefelfestival. Die Wetterprognose ist dieses Jahr leider wenig besser. (Foto: Erich Malter/Erlanger Poetenfest)

Das Erlanger Poetenfest muss auch 2021 unter Pandemiebedingungen stattfinden. Das nimmt dem Festival zwar sein besonderes Flair. Tolle Lesungen und spannende Einblicke gibt es trotzdem.

Von Olaf Przybilla, Erlangen

Poetenfest in Erlangen, das heißt Flanieren im Schlossgarten und Sich-treiben-lassen zwischen Literaturbühnen, kaum Kartenvorbestellung. Wem die eine Buchvorstellung nicht taugt, der geht zum nächsten Podium weiter, wer gerade kein konkretes Ziel hat, legt sich in den Schlossgarten und lauscht einfach mal, welcher Literat als nächstes liest auf der großen Bühne. Insofern könnte man zum Ergebnis kommen, dass die 40. Ausgabe dieses Festes im vergangenen Jahr ein ziemlicher Etikettenschwindel war. Es stand zwar Poetenfest drauf, pandemiebedingt aber war ein gängiges Literaturfestival drinnen: kein Flanieren und viel Aufwand beim Selbstorganisieren des persönlichen Literaturparcours. Die Alternative freilich wäre gewesen, das Festival abzusagen. Was man nicht wollte. Und wogegen sie sich in Erlangen auch dieses Jahr entschieden haben.

Der Schlossgarten wird diesmal nicht als große Wohlfühlbühne des deutschen Literaturbetriebs zur Verfügung stehen

Positiv formuliert beginnt an diesem Donnerstag die zweite Sonderausgabe des Poetenfestes. An der Zahl der bis zum Sonntag in Erlangen auftretenden Schriftsteller und Kritiker ändert sich auch in dieser Sonderausgabe nichts, auch diesmal kann man zahlreich Etablierte der Szene erleben: Sharon Dodua Otoo, Mithu Sanyal, Ulrich Peltzer, Sahsa Marianna Salzmann, Elke Schmitter, Jenny Erpenbeck, Dana Grigorcea, Volker Braun, Jo Lendle, Shida Bazyar und Matthias Nawrat - um nur einige zu nennen. Für deren Auftritte aber muss man sich Karten besorgen. Und der herrliche Schlossgarten wird dabei überhaupt nicht als die große Wohlfühlbühne des deutschen Literaturbetriebs zur Verfügung stehen. Klingt erst mal wenig nachvollziehbar, räumt Festivalleiter Bodo Birk ein. Habe aber ganz banale Gründe: Die Erlanger Universität - das ist die Hausherrin des Schlossgartens - hat per Grundsatzbeschluss entschieden, in dieser pandemischen Situation gar keine öffentlichen Veranstaltungen im Garten oder in den Unigebäuden zuzulassen. Ohne Ausnahme. Weshalb sich das Festival wie vergangenes Jahr auf Alternativorte in der Stadt verteilen muss.

Dort gibt es - anders als im Schlossgarten - auch keine Möglichkeit, die Lesungen bei Regen einfach im angrenzenden Redoutensaal fortzuführen. Ein Detail, das 2020 zu einem Gummistiefel-Festival hatte werden lassen, eine Veranstaltung mit Nora Gomringer war im Starkregen regelrecht untergegangen. Auch diesmal, sagt Birk mit Blick auf die Vorhersagen, wird man dagegen nicht gefeit sein. Klagen aber wolle man nicht - zumal das Erlanger Publikum 2020 bewiesen hat, dass Regen kein Hinderungsgrund für Hingabe ist.

Höhepunkt des diesjährigen Festivals? Aus diplomatischen Gründen will sich Birk da nicht festlegen. Man dürfte aber nicht völlig daneben liegen, wenn man dem Zusammentreffen der Kritikerin Verena Auffermann mit dem Schriftstellerpaar Monika Helfer und Michael Köhlmeier besonderen Zulauf voraussagt. Helfer hat mit "Die Bagage" eines der Bücher der letzten Jahre geschrieben und setzt nun mit "Vati" ihr autofiktionales Schreibprojekt fort, Köhlmeier zählt seit Jahren zu den Großen der deutschsprachigen Literatur. Was für eine WG - und was für eine Gelegenheit, einmal ins Innere dieser Schreibwerkstatt schauen zu dürfen.

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