E-Mobilität in Erding und Freising:Die schwierige Suche nach der passenden Ladesäule

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Ein öffentlicher Ladepunkt für Elektro-Autos in Moosburg. (Foto: Johannes Simon)

Die Zahl der elektrisch betriebenen Autos ist in beiden Landkreisen immer noch sehr gering. Gründe dafür sind auch die fehlende Infrastruktur und der Wirrwarr beim "Volltanken" der Batterie.

Von Gerhard Wilhelm, Erding/Freising

E-Autos sind in den Landkreisen Erding und Freising immer noch in der Minderheit. Von 90789 zugelassenen Personenwagen waren zum Stichtag 1. Januar 2021 in Erding nur 2274 Hybridfahrzeuge und 1290 E-Autos, was einen Anteil von 2,5 und 1,42 Prozent bedeutet. Im Landkreis Freising sind es - bei einer Gesamtzahl von 110049 zugelassenen Personenwagen (Stichtag 1. April 2022) 3907 Hybrid- und 1990 E-Fahrzeuge, also 3,5 und 1,8 Prozent.

Ein Dschungel aus Standorten und unterschiedlichen Bezahlarten

Die Tendenz ist überall steigend, aber potentielle Käuferinnen und Käufer stellen sich regelmäßig zwei Fragen: Wie weit komme ich mit vollen Batterien - und: wo lade ich sie wieder auf? Wer ein Eigenheim mit Garage besitzt, der kann sich seine eigene Ladestation, eine Wallbox, installieren. Die anderen, die scherzhaft so genannten "Laternen-Parker", müssen sich dagegen durch einen Dschungel von Standorten von E-Tankstellen, Ladesteckern und unterschiedlichen Bezahlarten kämpfen.

Vor allem auf dem Land sind die Ladestationen rar gesät

Wer bei Google die Stichworte "E-Tankstelle" und "Erding" oder "Freising" eingibt, dem werden mehrere Seiten angezeigt, darunter zum Beispiel "www.goingelectric.de". Aktuell werden dort 18 Standorte mit 43 Ladepunkten verschiedenen Typs zum Laden von Elektroautos in Erding aufgeführt. Unter "https://e-tankstellen-finder.com/" sind es ebenfalls insgesamt 18 E-Tankstellen. Wer in der Stadt Erding lebt, wird noch relativ einfach eine Station zum Laden finden. Auch in Dorfen und Taufkirchen gibt es ein paar wenige. Und dazwischen? Gähnende Leere. Auch nördlich von Taufkirchen und südlich von Dorfen.

Im Landkreis Freising sieht es ein wenig besser aus. Beim "e-tankstellen-finder" ist das Ergebnis: "Es wurden 82 E-Tankstellen gefunden" für den Landkreis. Bei "goingelectric" heißt es: "Aktuell führen wir 24 Standorte mit 89 Ladepunkten zum Laden von Elektroautos in Freising, in unserem Ladesäulenverzeichnis auf." Auch im Landkreis Freising sind auf dem Land allerdings deutlich weniger Ladestationen zu finden.

Benötigt wird auch noch das jeweils passende Kabel

Eine E-Tankstelle zu finden, bedeutet zudem noch nicht, dass man sein Fahrzeug auch wirklich dort aufladen kann. Die öffentliche Ladesäule gibt es in fast allen Fällen in zwei Varianten: mit Wechselstrom (AC) und meistens 22 Kilowatt Leistung und mit Gleichstrom (DC) und mindestens 50 Kilowatt (kW), bei dem der Stromer nach zehn Minuten schon wieder Saft für 50 Kilometer haben kann.

Dazu benötigt man aber auch das passende Kabel: An den AC-Säulen benutzt man den europäischen Standard-Stecker Typ 2, dessen Symbol entfernt an einen oben platt gedrückten Duschkopf erinnert, an den DC-Säulen meistens den CCS-Stecker. Wie schnell ein E-Auto voll geladen ist, hängt von mehreren Faktoren ab: wie groß die Batterie ist und wie schnell sie geladen werden kann - und von der Größe der Ladestation, die von 3,7 Kilowatt über 7,4, 11 oder 22 bis zu 100 und 120 (bei Teslafahrzeugen) oder künftig bis zu 350 Kilowatt reichen kann.

Am Landratsamt Erding steht zum Beispiel eine Ladestation der Stadtwerke Erding mit zwei Typ 2-Dosen mit 22 Kilowatt. Spontanladen ist ohne vorherige Registrierung zwar möglich, aber nur, wenn man die richtige Ladekarte, zum Beispiel von Shell Recharge, ADAC e-Charge oder EnBW mobility+ hat. Freigeschaltet werden Säulen nämlich nur per Ladekarte, QR-Code oder App. Mit Bargeld wie an einer herkömmlichen Tankstelle funktioniert es fast nirgends. Selbst mit Kreditkarte ist das Bezahlen oft nicht möglich. Das soll sich erst Mitte 2023 ändern. Ein Handy ist aber ohnehin von Vorteil, denn welchen Strom es wo gibt, wann der Ladepunkt öffentlich zugänglich ist, wer ihn betreibt, ob er gerade frei ist und wie man dort bezahlen kann, das lässt sich oft nur in Lade-Apps von Autoherstellern und Stromanbietern recherchieren.

Auch am Kundenparkplatz der Freisinger Stadtwerke steht eine Ladesäule. Von der Infrastruktur her ist es die gleiche, wie am Erdinger Landratsamt. Auch die Ladekarten sind gleich. Am NOVA Gewerbepark in Neufahrn können sogar acht Fahrzeuge gleichzeitig mit 22 Kilowatt mittels Typ 2-Stecker geladen werden. Betreiber ist die Energie Südbayern GmbH. Auch dort werden die gängigen Ladekarten akzeptiert. Ebenso an der Esso Tankstelle in Freising, wo Eon Betreiberin ist. Dort kann man auch mit 50 Kilowatt über Gleichstrom laden.

An der öffentlichen Ladesäule ist der Strom deutlich teurer

Wer es geschafft hat, sein Fahrzeug mit der Ladesäule zu verbinden, muss allerdings deutlich mehr zahlen, als er im eigenen Haushalt für den Strom löhnt. Das langsame AC-Laden kostet zum Beispiel bei der ADAC Karte - die am Landratsamt Erding und den Stationen der Stadtwerke Erding oder Freising und vielen anderen öffentlichen Ladesäulen akzeptiert wird - an einer der EnBW-Ladestationen 38 Cent je Kilowattstunde, bei schnellerem Laden durch Gleichstrom (DC) sind es 48 Cent. EnBW-Zapfsäulen stehen deutschlandweit oft auch auf den Parkplätzen von Drogerie-, Elektro- oder Baumärkten. An allen anderen Ladestationen sind es mit der ADAC-Karte 42, beziehungsweise 52 Cent/kWh. Bei "MAINGAU Autostrom" kostet die Kilowattstunde beim Wechselstrom (AC) 49 Cent, beim Gleichstrom (DC) 59 Cent.

Zum Vergleich: der Durchschnittspreis für den Hausstrom je Kilowattstunde ist laut dem " Strom-Report" Anfang des Jahres 2022 auf 34,64 Cent gestiegen. Egal aber ob man zu Haus tankt oder unterwegs: die Strompreise sollen wegen der insgesamt gestiegenen Preise für Gas und Erdöl weiter steigen, wie allgemein prognostiziert wird.

Die Stadtwerke Erding bieten eine eigene, sogenannte "ÜE-Ladekarte" an. Dafür muss man dann einen monatlichen Grundpreis von 4,99 Euro (für Kunden der Stadtwerke) oder 11,99 Euro zahlen. Dazu kommen jeweils pro Kilowattstunde 30 Cent plus ein Euro je Stunde Ladezeit, wobei jeweils nach Viertelstunden abgerechnet wird. Eine weitere Alternative ist das Laden mit der App "ladeapp", die es für IPhone und Android-Handys gibt. Damit kann man die Bezahlung mittels Kreditkarte abwickeln. Kostenpunkt: je Kilowattstunde 38 Cent und ebenfalls ein Euro je Stunde.

Kostenlosen Strom gibt es manchmal auch zur Kundenbindung

Und dann gibt es noch einige Hotels, Supermärkte und Discounter, die den Strom an ihren Tankstellen sogar verschenken - als Teil der Kundenbindung. Am Kaufland in Erding ist zum Beispiel das Laden mit dem Typ2 und CCS mit bis zu 43 kW AC oder 50 kW DC möglich - allerdings nur während des Einkaufs und für maximal eine Stunde. Das Aufladen ist kostenlos, die Benutzung einer "Kaufland eCharge App" wird aber empfohlen. Auch beim Aldi in Zolling gibt es beispielsweise eine Ladesäule mit zwei Typ 2-Stationen und 22 kW. Und wie beim Kaufland kann man hier maximal eine Stunde kostenlos laden.

Ladestation in Hallbergmoos für Elektro-Autos. Aktuell gibt es etwa 100 öffentliche Ladepunkte im Landkreis und der Ausbau schreitet schnell voran. (Foto: Johannes Simon)

Wer also die Batterie seines Autos vollladen will, muss sich erstmal im Internet schlau machen und recherchieren, wo er "tanken" kann und wie das Bezahlen möglich ist. Auch, wie schnell die Batterie geladen werden kann, ist ein Faktor. Bis man einfach wie bisher an eine normalen Tankstelle fahren, sein Auto anstecken, mit Bargeld oder EC-Karte zahlen kann, nachdem auf einer Tafel der Kilowattpreis angezeigt wurde, wird es wohl noch dauern. Einer der Gründe, warum sich derzeit Hybrid-Autos immer noch besser verkaufen als reine E-Fahrzeuge.

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