Die Bestürzung in den Landkreisen Erding und Freising ist groß: Pfarrer Franz Gasteiger ist nach einem Brand in seiner Wohnung in Schwaig an seinen Verletzungen gestorben. Im Wohnzimmer des 83-Jährigen war in der Nacht zum Sonntag gegen Mitternacht der Christbaum in Brand geraten. Gasteiger und seine 76 Jahre alte Wegbegleiterin erlitten dabei schwerste Verbrennungen und Rauchgasvergiftungen.
Die Menschen in der Region haben den charismatischen Geistlichen sehr geschätzt. Er war ein Seelsorger, wie ihn sich viele wünschen: Die Menschen waren ihm immer wichtiger als Vorschriften. Er hörte zu, half bei Problemen und Krisen, fand immer sehr persönliche Worte - auch für Leute, die in der katholischen Kirche nicht tief verankert waren. Diese Offenheit war ideale Voraussetzung für seine Tätigkeit als Flughafenpfarrer am Münchner Airport - eine Aufgabe, die er nachhaltig prägte. In dieser Funktion war er sowohl für Tausende Beschäftigte als auch für Passagiere zuständig. Auch für Asylbewerber, die vor ihrer Abschiebung standen, setzte er sich ein. Nach dem schweren Erdbeben in der Türkei 1999 leistete er den Rettungsmannschaften bei ihrer Rückkehr psychischen Beistand. Er war immer vor Ort, wenn er gebraucht wurde.
"Es war für mich besonders spannend, Seelsorge in einem absolut profanen Bereich zu betreiben", sagte er einmal im Gespräch mit der SZ . Nie sei er so stark in seiner Rolle als Pfarrer gefragt gewesen wie in den zwölf Jahren am Flughafen. Er übte dieses Amt von April 1991 bis November 2003 aus. Er sei "ein bisschen müde" geworden bei diesem Einsatz, sagte er nach seinem Abschied.
Eine eigene Pfarrei über Jahre hinweg zu betreuen, hat ihn nie gereizt
Dass er Priester werden wollte, stand für Gasteiger, der aus dem Rottal stammt, schon früh fest. Nach dem Abitur studierte er Philosophie, Pädagogik und Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Passau. Im Juni 1966 wurde er dort im Stephansdom zum Priester geweiht. Danach war er zwei Jahre lang Kaplan in Fürstenstein und zeichnete sich schon damals dadurch aus, dass er den Menschen und ihren Problemen sehr zugewandt war.
Über Jahrzehnte hinweg eine eigene Pfarrei zu betreuen, das hatte ihn nie gereizt. Er arbeitete mehrere Jahre lang in der Jugendseelsorge und wechselte dann noch einmal an die Universität, war wissenschaftlicher Mitarbeiter und promovierte, anschließend übernahm er die ganz neue Aufgabe am Flughafen München.
Danach betreute Gasteiger zwei Seniorenheime in Erding seelsorgerisch, denn er wollte in der Region bleiben. 2008 ging er in den Ruhestand. Doch dabei blieb es nicht. Von Herbst 2011 bis 2013 war er priesterlicher Leiter der Pfarrei Eitting, von Juni 2013 an sprang er dann mit 73 Jahren für zwei Jahre als Helfer in der Not nach Querelen im Pfarrverband Neuching-Ottenhofen ein.
Gasteiger begeisterte sich für theologische Debatten und umgab sich mit vielen Büchern, gleichzeitig verlor er die Menschen aber nicht aus dem Blick. Als Kaplan habe er gelernt, dass Theologie etwas Lebendiges sei, sagte er einmal. Und dass man neue Wege finden müsse - selbst wenn er damit in der Institution Kirche aneckte. Er segnete auch geschiedene und schwule Paare. Bei Beerdigungen nahm er sich Zeit und fand tröstende Worte. Diese Nähe zu den Menschen zeichnete ihn aus.