Thérèse Mbombo wurde nur 42 Jahre alt. Schwerverletzt war sie aus dem Kongo geflohen und nach traumatischer Flucht in den Landkreis Erding gekommen, mit der Hoffnung auf ein sicheres Leben. Im März dieses Jahres ist sie auf dem Dorfener Friedhof beerdigt worden. Ein letzter Wunsch: ein Grabstein. Diesen will ihr die Flüchtlingshilfe Dorfen erfüllen. Die Ehrenamtlichen starten eine Spendenaktion für ein Grabmal für Thérèse Mbombo. Es soll zugleich auch ein Mahnmal sein für alle von Krieg und Elend betroffenen Menschen.
"Dorfen: Letzte Station einer leidvollen Flucht". So beginnt die Pressemitteilung von Franz Leutner, dem Sprecher der Flüchtlingshilfe Dorfen. In Absprache mit der Familie von Thérèse Mbombo und den Menschen, die sie in Dorfen betreut haben, schildert Franz Leutner ihren Lebensweg: 2009 ist sie in die ostkongolesische Krisenregion Kivu gekommen, um ihren Vater zu besuchen. Dort wurde sie von Rebellen zusammen mit vielen anderen Frauen überfallen, vergewaltigt und schwer misshandelt. Traumatisiert und schwerverletzt am Kopf, im gesamten Gesicht und am Ohr, mit Knochenbrüchen und eingedrücktem Brustkorb wurde sie in verschiedenen Krankenhäusern notdürftig behandelt.
Als Müllsammlerin verdiente sie Geld für den Flug
Nach monatelanger strapaziöser Irrfahrt gelangte sie bis nach Marokko und von dort schließlich nach Istanbul. "Wie so viele ihrer Leidensgenossinnen und -genossen sah sie die einzige Rettung in einer Flucht im Schlauchboot von der Türkei nach Europa, nach Griechenland", schreibt Leutner. Thérèse Mbombo musste miterleben, wie zahlreiche Bootsinsassen in den Fluten jämmerlich umkamen. Sie selbst hatte einmal Glück - sie überlebte. In Athen schlug sie sich trotz ihrer Traumata und Behinderungen - sie litt unter anderem unter starkem Hörverlust - als Müllsammlerin durch. Es dauerte bis zum Jahre 2012, dass sie sich das Geld für ein Flugticket nach Deutschland zusammensparen konnte.
Zuerst kam sie in Erding unter. Das Bundesamt für Migration erkannte ihr kein Bleiberecht zu, da es nichtstaatliche Akteure waren, die ihr so schweres Leid zugefügt hatten. "So war die Angst vor Abschiebung ihr ständiger Begleiter", erklärt Leutner. Nach einiger Zeit wurde sie nach Isen und schließlich nach Dorfen umgesiedelt. Dort schöpfte sie, nicht zuletzt dank der Begleitung freiwilliger Helferinnen und Helfer, die ihr bereits in Erding und Isen zur Seite standen, etwas Hoffnung auf ein neues Leben. Ein Hörgerät erleichterte ihr die Kommunikation.
Die Diagnose erschütterte sie zutiefst
Doch die Hoffnung währte nur kurz. "Die Diagnose einer schweren, unheilbaren Krankheit erschütterte sie zutiefst", erklärt Leutner. Davon erholte sie sich nicht mehr und sie zog sich immer mehr in ihr Zimmer zurück. Seit November 2021 wurde sie im Klinikum Landshut stationär behandelt. Dieses Krankenhaus sollte sie lebend nicht mehr verlassen. Am 19. März fand die Beerdigung auf dem Dorfener Friedhof statt, begleitet von einigen wenigen Verwandten, die von weither angereist kamen, von Mitgliedern der kongolesischen Gemeinde München und von ihren Mitbewohnern und Begleitern aus Dorfen und dem Landkreis.
"Wir wollen ihr Schicksal, das stellvertretend für zahllose Menschen, die in allen Erdteilen Vergleichbares erlebt haben und immer noch erleben, nicht in Vergessenheit geraten lassen", schreibt Franz Leutner. Das Grab von Thérèse Mbombo solle stets daran erinnern, und zugleich ein Mahnmal für Frieden und Unterstützung aller von Krieg und Elend Verfolgten sein. Der Grabstein soll im Beisein der Angehörigen aufgestellt werden - zum Gedenken an Thérèse und ihre Leidensgenossinnen und -genossen.
Um den Wunsch von Thérèse Mbombo erfüllen zu können, startet die Flüchtlingshilfe eine Spendenaktion. Flüchtlingshilfe Dorfen e.V. Sparkasse Erding-Dorfen, Iban: DE 18 7005 1995 0020 3294 62. Stichwort: Thérèse.