Wirtschaftsempfang:Die Unternehmen geben Erding die Note 2

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Wohnraum ist Mangelware in Erding. Auf der Baustelle am Poststadl Areal geht es immerhin gut voran. (Foto: Renate Schmidt)

Eine Befragung von 167 Betrieben ergibt ein gutes Zeugnis für die Große Kreisstadt. Sorgenkinder bleiben die Themen Wohnraumknappheit und Personalmangel.

Von Regina Bluhme, Erding

Eine 2 ist eine gute Note. Insofern kann Erding eigentlich zufrieden sein mit dem Mittelwert 2,2, den lokale Unternehmen dem Standort ausstellen. Beim Wirtschaftsempfang der Großen Kreisstadt am Donnerstagabend in der Stadthalle wurde die Unternehmensbefragung öffentlich präsentiert. Es zeigte sich aber auch, dass manche Einzelnote, zum Beispiel für das Preisniveau von Wohn- und Gewerbeflächen, verbesserungsbedürftig wäre.

Es war voll in der Stadthalle, 170 Anmeldungen aus Wirtschaft, Politik und Schulen lagen vor, es dürften fast alle gekommen sein. Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) hielt sich in seiner Begrüßung nicht lange auf mit den "hervorragenden Wirtschaftszahlen", sondern verwies darauf, dass es eben noch einiges zu verbessern gebe. Stichwort: Energiebewirtschaftung, Bevölkerungszuwachs, Verkehrsinfrastruktur. Corona und der Krieg in der Ukraine stellten neue Herausforderungen dar, "es werden deutliche größere Aufgaben auf uns alle zukommen".

Die Konversion des Fliegerhorsts kostet zusätzlich Kraft

Dabei sei die Stadtverwaltung allein mit Baugenehmigungsverfahren mehr als ausgelastet, betonte Gotz. "Wir brauchen einen Bürokratieabbau in allen Bereichen." Manches kostet auch zusätzlich Kraft, zum Beispiel die Konversion des Fliegerhorsts, auf dem ein eigener neuer Stadtteil entstehen wird. Die verantwortliche Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, BIMA, erweise sich als "zäher" Gesprächspartner, die Stadt müsse da immer wieder nachfragen und nachhaken, so Gotz.

Paul Werner von der Gefak, Gesellschaft für angewandte Kommunalforschung mbH aus Marburg, präsentierte die Unternehmensbefragung. Von den angeschriebenen 320 Betrieben haben 167 (mit insgesamt 4427 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen) eine Rückmeldung gegeben. Sie konnten Note 1 (sehr gut) bis Note 5 (sehr schlecht) verteilen. Ein Rücklauf von 54 Prozent, das sei eine gute Zahl, erklärt Werner.

Die besten Noten erhielten Wohn- und Lebensqualität (1,97), Sportangebot (1,99), Schulangebot (2,03), Image der Stadt(2,17) oder Nähe zu den Hauptkunden (2,21). Der Service der Stadtverwaltung erhielt im Übrigen die Note 2,89, da bestehe auch noch Verbesserungsbedarf, so Werner.

Schlechte Noten für Wohnraum und Wohnpreise

Die schlechteste Bewertung gab es mit 4,10 für die Wohnpreise, gefolgt von Verfügbarkeit von Wohnflächen (3,87), die Preise für Gewerbeflächen (3,77) und die Verfügbarkeit von Arbeitskräften (3,55). Was erschwert die Suche nach Personal? Was Azubis betrifft, so steht auf Platz 1 und 2 "Der Wohnraum ist zu teuer" und "Es gibt nicht genügend Wohnraum", auf Platz 3 kommt, es gebe zu wenig Bewerber. Bei den Fachkräften wird als Ursache Nummer 1 genannt, dass es zu wenig Bewerber gebe. Gefolgt vom teuren Wohnraum.

Als Maßnahmen zur Gewinnung von Fachkräften landen auf den ersten drei Plätzen: Lohnerhöhungen, Weiterbildung und Flexible Arbeitszeiten. Auch über die Herausforderungen im Bereich Digitalisierung wurden die Unternehmen befragt. Das Thema Breitbandausbau landet hier auf Platz 4, zuerst werden genannt: Datenschutz und IT-Sicherheit, die Kosten der Digitalisierung und die IT-Kompetenz der Mitarbeiter.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Umsatz wurden ebenfalls abgefragt. Stand 2021 meldeten 43,8 Prozent einen Rückgang im Vergleich zu vorpandemischer Zeit (die Mehrheit bezifferte ihn zwischen 25 und 50 Prozent), 43 Prozent verbuchten keine Veränderung und 13,3 Prozent eine Erhöhung.

Der Flächenbedarf in den nächsten Jahren ist gewaltig, wie der Umfrage ebenfalls zu entnehmen ist. An Gewerbegrundstücken kommen insgesamt 143 200 Quadratmeter zusammen, an Büro-, Lager- und Verkaufsflächen 76 985 Quadratmeter. Deutlich wurde durch die Befragung auch, dass sich ein Drittel der teilnehmenden Unternehmen von der Wirtschaftsförderung als Punkt 1 eine "Begleitung durch bau- und planungsrechtliche Entwicklungen" wünscht.

Endlich wieder "netzwerkln"

Bei dem Unternehmerempfang, den Julia Flötzinger, die Leiterin des Stadtmarketing und der Wirtschaftsförderung, organisiert hatte, konnten sich erstmals seit langem wieder Vertreter von Wirtschaft, Politik und Schulen zum Gespräch in Präsenz treffen, diskutieren, "netzwerkln", wie es Peter Kugler von der Erdinger Kontaktwerkstatt in seinem Vortrag nannte. Kugler betonte die Bedeutung einer gelungenen Mitarbeiterführung, eines stimmigen Teams und einer guten Arbeitsatmosphäre.

Vor allem aber sei es wichtig, Kontakt zu suchen und zu halten, so Kugler. Das klappte an diesem Abend jedenfalls sehr gut. Die Zuhörer und Zuhörerinnen, unter ihnen auch Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) aus Erding, nutzten die Gelegenheit zu ausgiebigen Gesprächen. An kleinen Tischen informierten unter anderem der Gewerbeverein Erding und der Zweckverband für Geothermie über ihre Arbeit. Wer wollte, konnte auch einen der eigens gestalteten Bierdeckel mitnehmen. Er ist mit einem QR-Code versehen, mit dem der knapp 40-seitige Powerpoint-Vortrag von Paul Werner abgerufen werden kann. Die Präsentation ist auch auf der Homepage der Stadt Erding einzusehen.

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