Tunnel sind in München ein emotionales Thema. Ende der 1960er Jahre wurde leidenschaftlich darüber gestritten, ob es eine gute Idee wäre, einen Teil des Altstadtrings in einer Röhre zu führen, die jeden Tag Tausende Autos vor dem Haus der Kunst ausspuckt. Seit 50 Jahren ist das nun schon so. 1996 ging es bei einem Bürgerentscheid darum, ob der Mittlere Ring drei Tunnels braucht. Eine denkbar knappe Mehrheit (50,7 Prozent) fand "ja". Daraufhin wurden unterirdische Straßen geschaffen, erst am Petuelring, dann an der Richard-Strauss-Straße und schließlich am Luise-Kiesselbach-Platz. Gelöst haben diese die Verkehrsprobleme nicht. Aber sie haben das Rauschen (und den Stau) in den Untergrund verbannt.
Meinung Pro Tunnel-Aus:Eine vernünftige Entscheidung
In München stehen wichtigere Dinge an als noch eine Autoröhre. Für die Förderung von nachhaltiger Energie oder umweltschonenderen Verkehrsmitteln ist das Geld besser angelegt als für den Bau eines Tunnels unter dem Englischen Garten.
Die angedachte Absenkung des Isarrings hatte verkehrspolitisch eine deutlich kleinere Dimension. Das Beschleunigen der Verkehrsströme stand hier nicht im Vordergrund, vor allem ging es darum, den Englischen Garten zu vereinen, ihn zu beruhigen. Dass dies eine gute Idee ist, wird kaum jemand bestreiten, was die Frage nach der Umsetzung auf Fragen der Ausführung lenkt: Ist ein solcher Umbau ökologisch und finanziell zu verantworten? Nein, finden die Regierungsfraktionen im Rathaus, weshalb die Planungen gestoppt werden.
Doch wer das so sieht, der blickt zu kurz. Ökologische Aspekte lassen sich in Planungen justieren und München ist immer noch prosperierend und kann es sich leisten, sein bei Einheimischen und Touristen beliebtes grünes Herz zu pflegen. Autos, Busse und Lastwagen werden bald anders angetrieben durch die Stadt rollen, aber rollen werden sie noch sehr lange. Sie unter der Erde durch den Englischen Garten zu schicken, bleibt eine gute Idee. Irgendwann wird sie sicher wieder ausgegraben werden.