Europameisterschaft:Masken? Fehl am Platz

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Bei den EM-Spielen in München halten sich viele Fans nicht an die Maskenpflicht. Der DFB gerät unter Druck - und der bayerische Gesundheitsminister deutet Konsequenzen an.

Von Martin Bernstein

Der bayerische Gesundheitsminister ist offenbar ziemlich angesäuert - und der 4:2-Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft über Portugal hat die Stimmung von Klaus Holetschek nicht verbessert. Im Gegenteil: So munter das Geschehen auf dem grünen Rasen war, so munter ignorierten viele der 14 500 zugelassenen Fans in der Münchner Arena die Maskenpflicht. Holetschek (CSU) kritisierte dies als "fahrlässig". Zwar freue er sich über den Sieg der deutschen Nationalmannschaft. "Aber das Spiel gegen die Pandemie werden wir mit der Masken-Disziplin der Zuschauer im Stadion verlieren." Eine EM mit Maske sollte den Fans nach anderthalb Jahren Pandemie doch lieber sein als Spiele ohne Fans, deutete der CSU-Politiker Konsequenzen an. Schließlich sei die Maske überhaupt Voraussetzung dafür, "dass wir Spiele mit Zuschauern überhaupt zugelassen haben".

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte als Ausrichter der vier Europameisterschaft-Spiele in München im Vorfeld versprochen, die Zuschauer besser zum Tragen der Masken zu bewegen - vergeblich. Der DFB wurde vorab etwa aufgefordert, mit Lautsprecherdurchsagen und beim Einlass auf die Maskenpflicht hinzuweisen.

Besondere Brisanz mochte der DFB im massenhaften Verstoß gegen das Hygienekonzept offenbar nicht erkennen. So fabulierte DFB-Vize Peter Peters vor dem Portugal-Spiel in der online einsehbaren Zeitschrift "EM-Spezial 02" davon, das Spiel gegen Frankreich hätte gezeigt, "wie verantwortungsvoll und sensibel die Fans mit ihrer Rolle umgehen". Das war angesichts zahlloser maskenfreier Zuschauergesichter eine in etwa ebenso zutreffende Analyse wie die Behauptung mancher Spieler, gegen Frankreich doch eigentlich eine gute Partie geliefert zu haben. Peters will sogar beobachtet haben, dass "sich die meisten Fans an alle Vorgaben gehalten haben". Er verband das mit einem "großen Kompliment".

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Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Holetschek hatten deshalb schon nach dem Spiel am Dienstag in einer Art Großen Anti-Corona-Koalition den DFB gerüffelt. Es sei aufgefallen, "dass die Maskenpflicht nicht von allen Besucherinnen und Besuchern im Stadion beachtet wurde, im Besonderen auch auf den Sitzplätzen", sagte Reiter. Man habe deutlich gemacht, dass "am Samstag gegen Portugal verstärkte Kontrollen erforderlich" seien, legte Holetschek nach.

Der DFB gelobte Besserung. Man prüfe, welche Maßnahmen bei den kommenden Spielen optimiert werden könnten, sagte ein Sprecher. Auch schon am Dienstag hätten aber Ordnungs- und Sicherheitsdienst, Covid-Stewards und freiwillige Helfer "die Menschen auf die Wahrung der Hygienemaßnahmen hingewiesen". Nach dem Frankreich-Spiel wandte der DFB sich deshalb an die Besucher der restlichen drei Spiele in München. "Bei allem Verständnis für den Wunsch nach einer Rückkehr zur Normalität appellieren wir weiterhin dringend an alle Stadionbesucher, sich an die Vorgaben zu halten und den Anweisungen Folge zu leisten", sagte der Sprecher.

Gegen Ungarn soll die Masken-Regel endlich durchgesetzt werden, fordert Holetschek

Im Gegensatz zum Treiben der deutschen Elf auf dem Rasen war bei vielen Fans auf den Rängen indes wenig Wandel zum Besseren zu erkennen. Holetschek setzte deswegen schon am Samstagabend den DFB unter Druck und forderte den Verband auf, "plausibel darzulegen", wie er beim nächsten Spiel am Mittwoch (gegen Ungarn) die Masken-Regeln durchsetzen will. Dann aber wirklich.

Ob der DFB wie andere Veranstalter, die die Umsetzung ihres Hygienekonzepts nicht gewährleisten, eventuell mit einer Anzeige rechnen muss - diese Frage ließ die Münchner Polizei am Sonntag zumindest unbeantwortet. Polizeisprecher Andreas Franken verwies aber darauf, dass der DFB "sehr aktiv" auf die Maskenpflicht hingewiesen hatte, unter anderem mit Informationen, Freiwilligen und Durchsagen. Auch die Polizei hat auf ihrer Homepage die Maskenpflicht im Stadion als wichtigsten Punkt der dort gültigen Hygienemaßnahmen angeführt. "Bereits in der U-Bahn und am Bahnsteig gilt FFP2-Maskenpflicht", heißt es dort ergänzend. Allerdings, so der Polizeisprecher, dürfe man im Stadion zum Essen und Trinken die Maske absetzen. Viele Fans hatten bei dem heißen Wetter am Samstag sehr viel Durst. In Mails an Kartenbesitzer war fälschlicherweise davon die Rede gewesen, dass man am Platz generell die Maske abnehmen dürfe.

Wie nach dem Frankreich-Spiel sollen die Vorfälle jetzt "nachbereitet" werden, hieß es seitens der Polizei. Was das konkret für die Begegnung gegen Ungarn am Mittwochabend bedeutet, werde wohl am Montag oder Dienstag geklärt. "Dass es nicht einfach wird, haben wir vorher gewusst", sagte der Polizeisprecher.

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