Rohstoffe:Lizenz zum Buddeln

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Rund um Zorneding werden immer wieder große Kiesgruben erschlossen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der wilde Kiesabbau in Zorneding soll ein Ende haben. Die Gemeinderäte haben sich nach zähem Ringen auf drei Konzentrationszonen geeinigt, um die Rohstoffgewinnung am Ort in geregelte Bahnen zu lenken.

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Wer in größerem Stil Kiesabbau betreiben will, für den war Zorneding bisher eine gute Adresse. Das Gelände rund um die Gemeinde ist flach, die Böden sind reichhaltig. Nur die Bewohner waren zunehmend verärgert über die Krater, die im Ortsgebiet durch die Gewinnung des Rohstoffs entstanden sind. Schon länger spielte die Gemeinde deshalb mit dem Gedanken, den Abbau durch die Ausweisung von entsprechenden Konzentrationsflächen in geregelte Bahnen zu lenken. Am Donnerstagabend nun hat der Gemeinderat nach zähem Ringen ein solches Konzept verabschiedet.

Es war bereits kurz vor 23 Uhr, als schließlich diejenigen Flächen feststanden, auf denen Firmen künftig im Gemeindegebiet Kies gewinnen können - oder im fast noch wichtigeren Umkehrschluss gesagt: Die Flächen, auf denen das von nun an verboten ist. Darauf nämlich hatte die Gemeinde bislang wenig Einfluss. Kiesabbau gilt als privilegiertes Vorhaben. Entsprechende Anträge im gemeindlichen Außenbereich sind daher ohne größere Hürden genehmigungsfähig sind. Die Entscheidung darüber, ob eine Abbaufläche ausgewiesen wird, traf bisher also nicht die Kommune selbst, sondern das Ebersberger Landratsamt. Die Gemeinde musste lediglich am Verfahren beteiligt werden - ohne jedoch ein tatsächliches Vetorecht zu haben. Ein solches hat sich Zorneding nun durch Konzentrationsflächen geschaffen.

Die Abbauflächen verteilen sich rund um den Ort

Die vom Gemeinderat genehmigten Abbauflächen verteilen sich rund um das Ortsgebiet. Eines der Areale liegt im Nordwesten von Zorneding zwischen Ingelsberg und Wolfesing, eine andere Fläche im Westen rund um die Kreuzung zwischen Bundesstraße und der Staatsstraße 2081. Die dritte Zone, in der Firmen auch weiterhin Kies gewinnen dürfen, befindet am südlichen Ortsausgang direkt neben der Bundesstraße. Dort dürften auch schon bald die ersten Bagger anrollen, denn für diese Fläche liegt der Gemeinde bereits ein konkreter Antrag eines Unternehmens vor.

Alle anderen Areale im Gemeindegebiet jedoch sind für die Kiesgewinnung vorerst tabu. Das ist das Ergebnis eines langen Prozesses, für den Zorneding die Experten des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum hinzugezogen hat. Deren Prüfung ergab zunächst, dass grundsätzlich auf rund 67 Prozent der Gemeindefläche Kies gewonnen werden könnte. Diese Fläche sei abbauwürdig und nicht durch irgendwelche Kriterien ausgeschlossen, wie Fachplaner Manfred Dörr in der Sitzung sagte. "Hier muss die Gemeinde abwägen."

Die Fraktionen haben Kriterien festgelegt, die den Abbau ausschließen. Etwa wenn landwirtschaftliche Flächen dadurch beeinträchtigt sind. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das haben die politischen Fraktionen in den vergangenen Monaten getan und jeweils Kriterien und konkrete Flächen identifiziert, auf denen Kiesabbau möglich sein soll - oder eben nicht. Der Zornedinger CSU etwa war unter anderem wichtig, dass es keine Beeinträchtigung der landwirtschaftlichen Nutzflächen geben dürfe und innerörtlicher Lastwagenverkehr vermieden werden solle. Letzteres war auch den Grünen ein Anliegen, die ihre Wunschflächen deshalb unmittelbar an der Bundesstraße platzierten. Die Freien Wähler plädierten dafür, Korridore für Spaziergänger und Naherholung freizuhalten.

Einige Gemeinderäte dürfen bei der Entscheidung nicht mitstimmen

Die SPD-Fraktion hingegen näherte sich aus einer anderen Richtung und sprach sich dafür aus, alle Flächen, die für erneuerbare Energien wie Windkraft oder Photovoltaik geeignet sind, für den Kiesabbau auszuschließen. Der FDP war es wichtig, dass die Rohstoffgewinnung nicht nördlich der Bundesstraße stattfindet, also in unmittelbarer Nähe zum Ortskern. Außerdem dürfe schützenswerter Baumbestand nicht gefährdet werden. Eine Maximalquote für den Abbau, so wie sie ebenfalls von den Liberalen ins Spiel gebracht wurde, ist dagegen nicht umsetzbar. "Die Flächen können Sie regeln, aber nicht wer abbaut und wie viel abgebaut wird", sagte dazu Manfred Dörr in Richtung der Gemeinderäte.

Diese haben sich aus der Schnittmenge aller Vorschläge am Donnerstag auf einen gemeinsamen Konsens geeinigt - allerdings nur in einer Notbesetzung. Fünf Gremiumsmitglieder durften an der Debatte nicht teilnehmen und mussten auf den Zuschauerplätzen ausharren, weil sie selbst Flächen rund um Zorneding besitzen und deshalb die Möglichkeit einer Befangenheit bestand. Der Rest des Gremiums aber votierte schließlich einstimmig für die drei Abbau-Areale.

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