Bahnhof in Zorneding:"Das ist völlig einfallslos"

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So soll der neue Bahnhof in Zorneding gestaltet werden. Zu trist, finden einige Gemeinderäte. (Foto: DB Station&Service AG, I.SVO)

Für den neuen Bahnhofsvorplatz in Zorneding liegt ein erster Entwurf vor. Im Bauausschuss allerdings gibt es zahlreiche Einwände zur Planung, so dass sich nun sogar das gesamte Projekt verzögern könnte.

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Ein Bahnhof dient in erster Linie dazu, dass Züge dort halten können. In gewisser Weise hat das Bauwerk aber auch eine repräsentative Funktion, schließlich gewinnen Reisende dort einen ersten Eindruck von ihrem Zielort. Auch deshalb soll der S-Bahn-Halt in der Gemeinde Zorneding, der noch in diesem Jahr grundlegend umgebaut wird, besonders schön werden. Neben einem neuen Empfangsgebäude soll dort auch ein attraktiv gestalteter Vorplatz entstehen. Am vorgelegten Entwurf des beauftragten Landschaftsplaners gibt es aber teils heftige Kritik - was nun sogar zu einer Verzögerung des Projekts führen könnte.

"Das ist völlig einfallslos", schimpfte SPD-Gemeinderätin und Zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder am Dienstagabend im Bauausschuss über die geplante Freifläche vor dem Bahnhofsgebäude. Den Planern zufolge habe man dort bewusst auf eine Bebauung verzichtet, um so einen Ort für Veranstaltungen - etwa Feste oder einen Wochenmarkt - zu schaffen. Völlig abwegig sei dieser Gedanke, sagte dazu Helmut Obermaier (Grüne), für derlei Events habe man schließlich bereits den Herzogplatz. Auch aus den Reihen der CSU-Fraktion gab es Einwände: "Ich finde den Entwurf furchtbar trist", sagte etwa Robert Strobl.

Das neue Bahnhofsgebäude soll unter anderem eine Wartehalle bekommen. (Foto: DB Station&Service AG, I.SVO)

Warum die Kritik so heftig ausfiel, liegt daran, dass die Gemeinde bei der Gestaltung des Vorplatzes durchaus ein Wörtchen mitreden kann - anders als beim Bahnhofsgebäude selbst. Dieses hat die Deutsche Bahn als eine Art Pilotprojekt konstruiert und soll als Vorlage für weitere Bahnhöfe in ganz Deutschland dienen. Darin untergebracht werden sollen nach derzeitigem Plan ein Wartebereich, eine Halle mit Ticketschaltern, eine öffentliche Toilette, ein Ruheraum für Bahnmitarbeiter und ein Service-Store. Vom Baustil her soll das Gebäude mit Holzfassade und Blechdach recht einfach gestaltet werden. Eine umso größere Rolle spielt also die Optik der unmittelbaren Umgebung, die die Gemeinde zusammen mit der Bahn plant.

Der nun vorgelegte Entwurf des Architektenbüros ließ bei den Gemeinderäten allerdings noch einige Wünsche offen. Im Zentrum der Kritik stand eben jener eingangs erwähnte Vorplatz. Die Planer hatten dort bewusst auf die Pflanzung von Bäumen verzichtet, um die Fläche möglichst frei zu halten. CSU-Gemeinderat Patrick Eichler fühlte sich deshalb an den Marktplatz im Nachbarort Baldham erinnert: "Das einzige Grün dort sind die moosigen Fugen", sagte er über das kahle Areal. Dieses biete keinerlei Aufenthaltsqualität, so Eichler, der davor warnte, in Zorneding nun denselben Fehler zu begehen. Auch die Gemeinderäte der anderen Fraktionen sprachen sich dafür aus, unbedingt zwei, drei Bäume auf dem Vorplatz zu pflanzen.

Ein weiterer Kritikpunkt waren die von den Planern vorgeschlagenen Rampen für Radfahrer und für Menschen mit Gehbehinderung. Deren Verlauf sei doch "völlig Gaga", wie Bianka Poschenrieder spöttisch anmerkte. Auch Helmut Obermaier stellte die Frage, ob nicht eine große Rampe für Fußgänger und Radler reichen würde. Das allerdings verneinte Lukas Eitz, der zuständige Sachbearbeiter im Rathaus: Die Bahn habe ihre Richtlinien, und diese würden eben zwei separate Rampen vorsehen. Kurios ist allerdings, dass gehbehinderte Menschen dann zwar auf den Bahnhofsvorplatz kommen, zum Gleis selbst aber nur eine Treppe führt. Auch einen Aufzug gibt es an dieser Stelle nicht. Angesprochen auf dieses Problem hätten die Bahn-Planer laut Eitz lediglich erwidert, einen solchen könne die Gemeinde ja gerne selbst bauen.

Für den Vorplatz stellen sich die Planer der Bahn eine Außengastronomie vor. (Foto: DB Station&Service AG, I.SVO)

Die weiteren Anmerkungen zum nun vorgelegten Entwurf drehten sich eher um kleinere Details. So verwies Peter Pernsteiner (FDP) auf die fehlenden Behindertenparkplätze, von denen er sich mindestens zwei in unmittelbarer Gleisnähe wünschen würde. Ferdinand Glasl (CSU) regte an, sich Gedanken über einen Taxistand zu machen. "Wenn Zorneding weiter wächst, könnte das durchaus attraktiv werden", sagte er. Auch mit der Position der Treppe hinauf zum Bahnhofsvorplatz waren die Gemeinderäte nicht einverstanden. Diese sei unpraktisch, da der Weg zur Bushaltestelle viel zu weit sei, so die überwiegende Meinung des Gremiums.

Wegen der vielen Einwände waren sich die Gemeinderäte schließlich einig, dass das Architektenbüro den Entwurf nochmals überarbeiten soll. Bürgermeister Piet Mayr (CSU) aber gab zu bedenken, dass diese Ehrenrunde das Projekt womöglich verzögern könne. Eigentlich war geplant, dass die Arbeiten noch in diesem Jahr parallel zur Errichtung des Bahnhofsgebäudes beginnen sollen. Ob das klappt, ist angesichts der neuerlichen Debatte ungewiss. Martin Lenz (Freie Wähler) jedoch brachte die Stimmung im Gremium auf den Punkt: "Jetzt haben wir so lange gewartet, jetzt machen wir's doch gescheit."

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